Neues Verpackungsgesetz: Was Händler wissen müssen

Seit Ja­nu­ar gilt das neue Ver­pa­ckungs­ge­setz (Ver­packG). Es be­tont die Pro­dukt­ver­ant­wor­tung der Erst-in-Ver­kehr-Brin­ger von Ver­pa­ckun­gen. Das heißt: Jeder, der be­füll­te Ver­pa­ckun­gen in Um­lauf bringt, ist auch für deren Ver­wer­tung bzw. Rück­nah­me ver­ant­wort­lich.

  • Das neue Verpackungsgesetz ist am 1. Januar 2019 in Kraft getreten. Abbildung: Lexware
    Das neue Ver­pa­ckungs­ge­setz ist am 1. Ja­nu­ar 2019 in Kraft ge­tre­ten. Ab­bil­dung: Lex­wa­re

    Auf­grund der neuen Rechts­la­ge sind deut­lich mehr Un­ter­neh­mer be­trof­fen als zuvor. Händ­ler und be­son­ders auch On­line-Händ­ler soll­ten sich um­ge­hend bei der neu ge­schaf­fe­nen Zen­tra­len Ver­pa­ckungs­re­gis­ter­stel­le LUCID re­gis­trie­ren las­sen. Das neue Ver­pa­ckungs­ge­setz zählt als Her­stel­ler auch jeden Ver­trei­ber, „der mit Ware be­füll­te Ver­kaufs- und Um­ver­pa­ckun­gen, die beim pri­va­ten End­ver­brau­cher an­fal­len, erst­mals ge­werbs­mä­ßig in Ver­kehr bringt“. Damit sind neben dem Her­stel­ler sämt­li­che Händ­ler und Erst-in-Ver­kehr-Brin­ger be­trof­fen, die mit ver­pack­ten Waren han­deln. Dazu ge­hö­ren auch On­line-Händ­ler, die ver­pack­te Waren ver­trei­ben.

    Bei Ver­stö­ßen dro­hen Geld­bu­ßen

    Ver­stö­ße gegen das Ver­packG kön­nen mit Geld­bu­ßen bis zu 200.000 Euro ge­ahn­det wer­den. Und auch teure Ab­mah­nun­gen durch Mit­be­wer­ber sind bei einem Ver­stoß nicht aus­ge­schlos­sen. Höchs­te Zeit also, sich über die neuen Vor­schrif­ten zu in­for­mie­ren. Lex­wa­re hat im Fol­gen­den die wich­tigs­ten Punk­te vom Ver­packG zu­sam­men­ge­stellt.

    Er­wei­ter­ter Ver­pa­ckungs­be­griff

    Als Ver­pa­ckung gilt gemäß Ver­pa­ckungs­ge­setz jedes „aus be­lie­bi­gen Ma­te­ria­li­en her­ge­stell­te Er­zeug­nis zur Auf­nah­me, zum Schutz, zur Hand­ha­bung, zur Lie­fe­rung oder zur Dar­bie­tung von Waren…“, das ty­pi­scher­wei­se beim pri­va­ten End­ver­brau­cher als Ab­fall an­fällt.

    • Nach die­ser De­fi­ni­ti­on sind auch klei­ne­re On­line-Händ­ler Adres­sa­ten des neuen Ge­set­zes. An­ders als bis­her gilt auch Ver­sand­ma­te­ri­al – also Um­schlä­ge, Kle­be­band, Füll­ma­te­ri­al – als Ver­pa­ckung.
    • Da Ver­sand­ver­pa­ckun­gen als Ver­kaufs­ver­pa­ckun­gen gel­ten, kön­nen sie nicht vor­li­zen­ziert wer­den. Hat der Her­stel­ler be­reits die Pro­dukt­ver­pa­ckung li­zen­ziert, muss der On­line-Händ­ler nur die Ver­sand­ver­pa­ckung li­zen­zie­ren, das heißt zur Be­tei­li­gung an einem dua­len Sys­tem an­mel­den.
    • Unter den Be­griff des „pri­va­ten End­ver­brau­chers“ fal­len auch Gast­stät­ten, Ho­tels, Kan­ti­nen, Ver­wal­tun­gen, Kran­ken­häu­ser, Bil­dungs­ein­rich­tun­gen und ähn­li­ches.

    Re­gis­trie­rungs­pflicht

    Der so de­fi­nier­te Her­stel­ler ist künf­tig dazu ver­pflich­tet, sich vor dem In­ver­kehr­brin­gen bei der neu ein­ge­rich­te­ten Stif­tung Zen­tra­le Stel­le Ver­pa­ckungs­re­gis­ter zu re­gis­trie­ren. Die Re­gis­trier­platt­form heißt LUCID. Ohne eine sol­che Re­gis­trie­rung dür­fen Pro­duk­te in sys­tem­be­tei­li­gungs­re­le­van­ten Ver­pa­ckun­gen nicht zum Ver­kauf an­ge­bo­ten wer­den. Sys­tem­be­tei­li­gungs­re­le­vant be­deu­tet in die­sem Fall: Der Händ­ler oder Her­stel­ler muss sich zu einem dua­len Sys­tem an­mel­den, das die Samm­lung, Sor­tie­rung und Ver­wer­tung von ge­brauch­ten Ver­kaufs­ver­pa­ckun­gen or­ga­ni­siert. Das in Deutsch­land be­kann­tes­te Bei­spiel ist Der Grüne Punkt. Wich­ti­ger Hin­weis: Eine Ba­ga­tell­gren­ze für die An­mel­de­pflicht ist nicht vor­ge­se­hen.

    Re­cy­cling mit dua­lem Sys­tem

    Dem neuen Ver­packG zu­fol­ge sind alle Ver­kaufs- und Um­ver­pa­ckun­gen sys­tem­be­tei­li­gungs­pflich­tig. Wie schon nach der bis­he­ri­gen Rechts­la­ge, müs­sen alle Ver­kaufs- und Um­ver­pa­ckun­gen über ein dua­les Sys­tem re­cy­celt wer­den. Wenn bei einem be­stimm­ten Ma­te­ri­al Zwei­fel be­ste­hen, ob es bei einem dua­len Sys­tem re­cy­celt wer­den muss, lässt sich dies mit Hilfe eines An­trags bei der Zen­tra­len Stel­le klä­ren. Die an das duale Sys­tem ge­mel­de­ten Daten sind in einem wei­te­ren Schritt un­ver­züg­lich an die Zen­tral­stel­le wei­ter­zu­lei­ten. Dazu ge­hö­ren:

    • Re­gis­trier­num­mer
    • Ma­te­ri­al­art und Masse der be­tei­lig­ten Ver­pa­ckun­gen
    • Name des Sys­tems, bei dem die Sys­tem­be­tei­li­gung vor­ge­nom­men wurde
    • Zeit­raum für die Sys­tem­be­tei­li­gung

    Son­der­fall: Bran­chen­lö­sung

    Eine Aus­nah­me von der Sys­tem­be­tei­li­gungs­pflicht be­steht bei der so­ge­nann­ten Bran­chen­lö­sung. Das be­deu­tet, dass ein Her­stel­ler oder Händ­ler, der die von ihm in Ver­kehr ge­brach­ten sys­tem­be­tei­li­gungs­pflich­ti­gen Ver­pa­ckun­gen un­ent­gelt­lich zu­rück­nimmt und einer den An­for­de­run­gen des Ver­packG ent­spre­chen­den Ver­wer­tung zu­führt, von der Sys­tem­be­tei­li­gungs­pflicht be­freit ist. Die An­for­de­run­gen dafür sind al­ler­dings recht hoch und de­tail­liert ge­re­gelt. Unter an­de­rem wird eine ge­eig­ne­te bran­chen­be­zo­ge­ne Er­fas­sungs­struk­tur ge­for­dert und Rück­nah­me und Ver­wer­tung ge­prüft. Von der Sys­tem­be­tei­li­gungs­pflicht aus­ge­nom­me­ne Ver­kaufs­ver­pa­ckun­gen sind:

    • Mehr­weg­ver­pa­ckun­gen
    • Ein­weg­ge­trän­ke­ver­pa­ckun­gen, die nicht der Pfand­pflicht un­ter­lie­gen
    • Ver­pa­ckun­gen, die nicht im Gel­tungs­be­reich des Ver­packG ab­ge­ge­ben wer­den
    • Ver­kaufs­ver­pa­ckun­gen spe­zi­el­ler schad­stoff­hal­ti­ger Füll­gü­ter

    Die Stif­tung Zen­tra­le Stel­le Ver­pa­ckungs­re­gis­ter ver­öf­fent­licht sämt­li­che re­gis­trier­te Händ­ler auf ihrer In­ter­net­sei­te. Auf diese Weise soll für alle Markt­teil­neh­mer eine hun­dert­pro­zen­ti­ge Trans­pa­renz er­reicht wer­den.