Andre Hempel ist Experte für innovatives und nachhaltiges Wirtschaften. Er hilft Unternehmen bei der Neuausrichtung ihres Geschäftsmodells hin zu mehr gesellschaftlicher Verantwortung. Im dritten Teil seiner Kolumne erläutert er, warum Unternehmen eine Balance der Ausgaben zwischen CapEx und OpEx finden müssen.
Die Art, wie Unternehmen ihren Einkauf finanzieren, ändert sich. Auch im Bereich der Investitionsmittel. Mit einem entsprechenden Einfluss auf die Bilanzierung der Ausgaben. Besitzen oder Nutzen – diese beiden Optionen werden immer stärker abgewogen. Die Treiber dafür sind verschieden. Die Entscheidungen müssen aus unterschiedlicher Sicht betrachtet und die richtige Balance gefunden werden.
Zwei Seiten der Medaille
Ein kurzer Ausflug in die BWL: Die Ausgaben eines Unternehmens werden nach zwei Begriffen definiert. Die Hauptunterschiede liegen dabei in der Kapitalbindung und in der Besteuerung.
CapEx – Capital Expenditures – sind die finanziellen Mittel, die als Investitionsausgaben eines Unternehmens bei der Anschaffung (Kauf) vorab und einmalig bezahlt als Aufwand über einen längeren Zeitraum abgeschrieben werden.
OpEx – Operational Expenditures – bezeichnen die laufenden Betriebsausgaben (zum Beispiel für temporär genutzte Positionen bzw. Vermögensgegenstände) und werden in fixierten Intervallen bezahlt. Sie werden in vollem Umfang der jeweiligen Bilanzierungsperiode zugeordnet.
So weit, so gut. Immer mehr stellt sich für Unternehmen die Frage, wo und in welchem Maße das Eigentum an Assets notwendig, sinnvoll und damit zeitgemäß ist.
Wechsel der Nutzungsmodelle
Die immer komplexeren IT-Anforderungen und schnelleren Anpassungszyklen der eingesetzten Technik in den Unternehmen haben spätestens mit der Jahrtausendwende die Nachfrage nach alternativen Lösungen gepusht. Die Angebote der auf Produktnutzung ausgerichteten Modelle sind – abhängig vom Servicebedarf – unterschiedlich und vielseitig.
- Rental: Full-Service-Partner bieten zusätzlich zur Büroausstattung Leistungen von der Lieferung/Abholung über Montage bis zur Pflege der Möbel (vor Ort) an.
- XaaS: Varianten wie Software-as-a-Service (SaaS) inklusive Cloud-Dienstleistungen oder Device-as-a-Service (DaaS) erleichtern die Steuerung des IT-Bedarfs durch die Auslagerung an externe Anbieter.
- Pay-per-Use: Serviceanbieter im Consumer-Goods-Bereich ermöglichen die Abrechnung der tatsächlichen Nutzung bzw. des Verbrauchs (zum Beispiel Bereitstellung Kaffeegeräte und Kaffeebohnen inklusive).
Der steigende Kostendruck aufgrund einer unsicheren Geschäfts- und Wirtschaftslage oder schwankender Nachfrage zwingt zum Umdenken. Eine Verschiebung trägt zur Stabilisierung des Unternehmens bei.
Mehr Luft zum Atmen
Der größte Vorteil des Ausgaben-Shifts: Unternehmen vermeiden hohe Anschaffungskosten. Werden keine Assets vorgehalten, die teilweise nicht benötigt oder voll ausgelastet sind, wird Kapital nicht unnötig gebunden. Außerdem vereinfacht ein geringerer Investitionsaufwand Unternehmensgründungen und reduziert gegebenenfalls Einstiegshindernisse für Anleger bzw. Investoren. Geänderte Herausforderungen durch zunehmende Digitalisierung und wachsenden Konkurrenzdruck stellen zusätzliche Anforderungen an die Flexibilität.
Die Vorteile im Überblick:
- Reduzierung der Kapitalbindung durch Investitionsvermeidung
- Geringe Cash-Flow-Belastung durch Ratenzahlungen für die Nutzung
- Flexibilität für Up und Downs in der Geschäftsentwicklung
- Aktualität der Assets innerhalb des Abonnements (Subscription)
- Steuerliche Geltendmachung als laufende Betriebsausgaben
- Skalierbarkeit im Wachstum ohne Investitionsbindung
CapEx vs. OpEx – die Frage ist nicht, was besser oder schlechter ist. Die Frage ist ausschließlich, was für das Unternehmen richtig ist. Es geht um die Absicherung und letztendlich auch um das Überleben des Unternehmens. Für die Luft zum Atmen braucht es die richtige Balance der Ausgaben.
Andre Hempel,
Gründer und Inhaber, lab of rent.
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