Verkaufen mit Begeisterung 10/12

Seit fast 20 Jahren berät Ralf R. Strupat Unternehmen und Führungskräfte. Gelebte Begeisterung umzusetzen ist sein Schwerpunkt – ganzheitlich, praxis- und lebensnah. Der zehnte Teil der Kolumne rückt Konflikt-Management unter Mitarbeitern in den Fokus.

Abbildung: Mike Petrucci/Unsplash
Abbildung: Mike Petrucci/Unsplash

Immer da, wo Menschen zusammenkommen und zusammenarbeiten, sind Konflikte vorprogrammiert. Ich sage Ihnen auch ganz ehrlich vorweg: Das lässt sich nicht vermeiden.

Probleme nicht eskalieren lassen

Na und? Nicht jeder mag jeden. Und nicht jeder muss gemocht werden. Allerdings beginnen Konflikte meist auf niedriger Stufe und eskalieren dann sukzessive zu oft unnötig emotionsgeladenen (versteckten oder offenen) Auseinandersetzungen. Sie kennen solche Konflikte wahrscheinlich selbst. Ab einem gewissen Punkt geht es nicht mehr um die Sache, sondern es geht für das eigene Ego eher um Gewinnen oder Verlieren. Dadurch tritt ein starker Verhärtungsgrad ein. Die Fronten sind verhärtet, und das Finden einer Lösung erweist sich als zunehmend schwierig.

Es kann nur Verlierer geben

Die Erfahrung zeigt allerdings: Am Ende verlieren beide Parteien. Also, wehret den Anfängen. Das heißt, Konflikte frühzeitig zu erkennen und anzupacken, bevor es zu der Verhärtung kommt. Es macht sogar Sinn, in einer frühen Phase des Konfliktes zu überlegen, ob eine neutrale Person vermitteln sollte. Bitte nehmen Sie sich einmal Zeit und reflektieren Sie einen aktuellen oder zurückliegenden Konflikt bei Ihnen am Arbeitsplatz. Fragen Sie sich dann, wer es wirklich in der Hand hatte, den Konflikt zu entschärfen.

In 99 Prozent der Fälle sind die Menschen, die im Konflikt involviert sind, der allergrößte Hebel. Das heißt, wenn Sie in einem Konflikt mit einer Arbeitskollegen sind – unabhängig davon, ob dieser offen oder versteckt ist – sollten Sie bei der Suche nach Lösungen zuallererst bei sich selbst ansetzen.

Starten Sie die Suche nach der Lösung bei sich selbst

Stellen Sie sich in einer ruhigen, entspannten Minute folgende Fragen (Das ist wichtig, denn Sie möchten die Situation nicht reflektieren, wenn Sie gerade emotional aufgeladen sind):

  • Was genau ärgert mich an der Situation? Suchen Sie nach dem wirklichen Grund. Hinterfragen Sie dazu Ihre Antwort noch dreimal mit: „Ist das wirklich so?“
  • Was kann ich für mich tun, damit ich die Situation anders bewerte? Machen Sie sich bewusst, dass Sie andere Menschen nicht ändern können, sondern nur sich selbst. Bitte sammeln Sie mindestens drei Ideen dazu, wie Sie die Situation für sich ändern können.

Übrigens: Auf jeden Fall ist externe Unterstützung angezeigt, wenn Sie einen hohen Leidensdruck und psychosomatische Symptome wie Bauch-, Kopfschmerzen oder auch länger andauernde Schlaflosigkeit haben. So bereinigen Sie die Situation mit Ihren Kollegen (oder auch nicht …) Nun haben Sie die Situation für sich selbst klar vor Augen und die Lösung griffbereit. Je nachdem, was Sie herausgefunden haben, können Sie nun weiter vorgehen.

Verantwortungsfrage klären

Wenn Sie nach ausgiebiger Selbstreflexion weiterhin der Ansicht sind, dass Ihr Gegenüber die volle Schuld an der Situation trägt, sollten Sie sich einen externen Mediator – zum Beispiel eine neutralen Kollegen oder eine Führungskraft – als Schlichter suchen. Die Fronten scheinen dann schon verhärtet zu sein und ein direktes Gespräch ist meistens aussichtslos. Wenn Sie jedoch erkannt haben, dass Sie für den Konflikt mitverantwortlich sind (sprechen Sie lieber von Verantwortung als von Schuld), können Sie aktiv das Gespräch mit dem Kollegen suchen.

Bringen Sie in diesem Gespräch alles Unausgesprochene auf den Tisch. Schildern Sie die Situation aus Ihrer Sichtweise, ohne Ihren Kollegen anzugreifen (kommunizieren Sie in Ich-Botschaften). Beschreiben Sie Ihren Reflexionsprozess und gestehen Sie gegebenenfalls Fehler ein (Übrigens haben wir einen Guide für Mitarbeitergespräche geschrieben, der auch viele nützliche Tipps für Konfliktgespräche beinhaltet). Sie werden sehen, dass sich Ihr Kollege öffnen wird und Sie somit eine sehr gute Grundlage für die Lösung des eigentlichen Konflikts – des Sachthemas – geschaffen haben.

Abbildung: Johannes Wosilat
Abbildung: Johannes Wosilat

Ralf Strupat,

Unternehmensberater, Coach.

begeisterungsland.de