Die Pro-AV-Branche sollte dank Videokonferenzen und dem dafür benötigten Equipment gut durch die Corona-Krise gekommen sein. Dass es nicht ganz so einfach ist, verrät Peter Schädel, Marketing Manager Europe beim AVIXA-Verband, im Interview.
OFFICE DEALZZ: Herr Schädel, wie groß ist die Pro-AV-Branche in der DACH-Region?
Peter Schädel: Die Umsätze der AV- und Medientechnik-Branche werden von unserem AVIXA-Verband mit Unterstützung durch ein Marktforschungsunternehmen und unsere Mitglieder ermittelt. Die IOTA-Reports (Industry Outlook and Trends Analysis) sind eine Übersicht über die zu erwartenden Branchenumsätze der kommenden fünf Jahre. Der Umsatz in der DACH-Region lag im Jahr 2019 bei 12,6 Milliarden US-Dollar, also circa 10,6 Milliarden Euro. Die Vorhersagen für das erste Covid-Jahr 2020 gingen von einem Rückgang auf 11,6 Milliarden US-Dollar aus. Die aktuellen Zahlen werden gerade erhoben.
Wie sind die im Verband AVIXA organisierten Unternehmen bis jetzt durch die Coronakrise gekommen? Bei den Anbietern von Videokonferenzlösungen müssten ja immer noch die Korken knallen.
Da auch die Eventtechnik zur AV-Branche zählt, ist das Bild recht heterogen. Unsere Mitglieder in der DACH-Region stammen allerdings überwiegend aus dem Medientechnik-Bereich. Wie wir auch an unserem Job-Portal av-karriere.de sehen können, herrscht dort weiterhin Fachkräftemangel. Also bei aller Not und Unsicherheit doch ein positives Zeichen.
Welche Trends beherrschen derzeit generell die AV-Branche?
Wenn man Trends nach Zielmärkten sortiert, sind weiterhin Industrieunternehmen die größten Umsatzbringer der Branche. Diese werden auch zukünftig die größten Zuwächse haben. Bei den Anwendungen liegt der Bereich „Conferencing & Collaboration“ vorn, dicht gefolgt von Bildungsanwendungen, die allerdings schon bald durch Digital Signage vom zweiten Platz verdrängt werden. Technisch gesehen werden wir neben dem Streaming-Media-Bereich auch ein großes Wachstum bei Steuerungsanwendungen sehen, zum Beispiel in Leitzentralen oder im Gebäude- und Raum-Management.
Welche Chancen und Herausforderungen sehen Sie in den nächsten Jahren für die Branche?
Die IT/AV-Konvergenz ist ein weiterwachsendes Thema, sei es durch die verwendete Technik als auch durch bekannte IT-Player, die den AV-Markt betreten. Dank eines fruchtbaren Austausches werden zum einen immer mehr Leasing- und Servicekonzepte Einzug halten. Zum anderen wird die Anwenderorientierung der Medientechnik bessere Wege bei der Implementierung von Hardware ermöglichen.
Der AVIXA zertifiziert mittlerweile auch Unternehmen. Gab es dazu konkreten Handlungsbedarf?
Ein zusätzlicher Faktor dieser Annäherung ist die Weiterverbreitung von Zertifizierungen, die wir sowohl für Firmen als auch Personen anbieten. Während wir mit dem international schon erfolgreichen APeX (Audiovisual Provider of Excellence) in der Region noch am Anfang stehen, bieten wir den CTS (Certified Technology Specialist) als Zertifizierung im AV-Bereich schon seit vergangenem Sommer in deutscher Sprache an und sind damit trotz Covid-19 erfolgreich. Insgesamt gibt es über 13.000 CTS-Inhaber weltweit.
Sehen wir uns in Barcelona? Eigentlich soll dort Anfang Juni die AV-Messe ISE stattfinden.
Wir werden mit dem Verband in diesem Jahr noch an mehreren Veranstaltungen teilnehmen, „dank“ der Corona-Mutation B 1.1.7. werden wir – wie wohl auch die gesamte Branche – noch viel Flexibilität und Resilienz zeigen müssen.