Im Arbeitsalltag von HR-Managern finden mittlerweile das Onboarding und Feedback- wie Austrittsgespräche vermehrt per Videocall statt. Laura Ryan, Director of International HR bei Dropbox, beleuchtet die Herausforderungen und Chancen der neuen Talentsuche.
Remote Work klingt gut und hat sich während der vergangenen zwei Jahre durchaus bewährt. Aber das ortsungebundene Arbeiten stellt Unternehmen vor eine Herausforderung: Wo auf der Welt findet man die Nachwuchstalente, die remote arbeiten wollen oder können? Personalsucher müssen sich neu ausrichten und Ausschau halten nach Personen, die sich am, aber auch außerhalb des Firmenstandortes befinden können. Wer heute versteht, wie man Talente losgelöst vom Standort finden und anheuern kann, hat genau die richtigen Strategien gewählt.
Horizonterweiterung durch Vielfalt
Die Einstellung von Mitarbeitenden an verschiedenen Standorten hat positive Auswirkungen auf das Unternehmen: Schließlich baut man mit jedem erweiterten Radiuskilometer auch die Möglichkeiten des Hirings aus. Das katapultiert die Diversität des ganzen Unternehmens in neue Dimensionen, macht es offener und integrativer. Beispielhaft genannt: Bewerber, die außerhalb von Ballungszentren in ländlichen Gegenden leben, bringen neue Perspektiven in eine zuvor oft ausschließlich urban geprägte Unternehmenskultur ein.
Neues Rollenverständnis und Aufgabenspektrum
Hierdurch erwächst ein neues Rollenverständnis von Personalverantwortlichen: Sie brauchen mehr Zeit und Befugnisse, die Grundsätze der Vielfalt, Gleichberechtigung und Integration aktiv in den Teams zu verankern, mit den Unternehmenszielen zu verknüpfen und damit neue Chancen für das Unternehmen zu eröffnen. Denn spiegelt man eine neue Diversität auf den Markt, kann ein vielfältigerer Stamm an Mitarbeitenden auch die Vielfalt der Kundschaft und deren Bedürfnisse besser einschätzen und widerspiegeln.
Doch die Umstellung auf eine verteilte Talentstrategie kann nicht über Nacht erfolgen. Es bedarf grundlegender Veränderungen in der Funktion und in den Prozessen der Personalabteilung. Personalvermittler müssen Personalverantwortliche im Unternehmen kontinuierlich auf dem neuesten Stand halten, was sich im Markt tut und wo sie Herausforderungen und Chancen sehen. Und die Personalverantwortlichen müssen mehr Befugnisse haben, um die neuen Gebote der Vielfalt, Gleichberechtigung und Eingliederung in die Teams einzupflanzen und dies mit den Unternehmenszielen zu verzahnen.
Sind die neuen Kandidaten eingestellt, liegt die nächste Challenge darin, sie zu halten. Auch hier liegt es an der Personalabteilung, das richtige Umfeld zu schaffen, alle Mitarbeitenden optimal zu unterstützen und sicherzustellen, dass das Unternehmen die richtigen Verhaltensweisen für ein Hybrid- oder Remote-Arbeitsmodell so verankert, dass neue Talente sich binden und bleiben. Veränderungsbereitschaft ist an sich auf allen Ebenen gefragt.
Perspektivwechsel als Chance für die Zukunft
Es liegt an den Personalverantwortlichen und den Unternehmensleitern, die Idee einer ortsungebundenen Arbeit Realität werden zu lassen. Für mich steht glasklar fest: Geografische Grenzen werden für Arbeitgeber an Bedeutung verlieren und sie können aus einem größeren Pool von Talenten schöpfen und in neue Märkte expandieren. Maßgeblich helfen könnte ein Perspektivenwechsel: Remote Work, Homeoffice und global verteiltes Arbeiten sollten deshalb nicht mehr als Boni oder Luxus für die (jungen) Mitarbeitenden betrachtet werden, sondern als gigantische Überlebens- und Wachstumschance für zukunftsbewusste Unternehmen.
 Laura Ryan, Director of International HR, Dropbox. |
