Das Hamburger Beratungsunternehmen SoftSelect hat in seiner „SoftTrend Studie ERP-Software 2020“ insgesamt 121 ERP-Lösungen untersucht. Aus den Ergebnissen hat das Unternehmen aktuelle Markt- und Entwicklungstrends rund um den ERP-Einsatz abgeleitet.
Das ERP-System und die Cloud stellen zwei wichtige Eckpfeiler für die Vernetzung mit dem Technologie-Stack von Unternehmen dar. Als digitales Abbild von Transaktionen, Waren, Werten und Prozessen fungieren ERP-Systeme nicht nur als ein Stellrad für die unternehmerische Wertschöpfung, sondern sind auch ein Treiber der Modernisierung. Trends wie Big Data Analytik, Cognitive Process Automation (CPA), Künstliche Intelligenz (KI) oder die Verschmelzung von Produktion und IT befeuern zudem den digitalen Wandel und die Etablierung neuer, vermehrt digital unterstützter Geschäftsmodelle, teilten die Initiatoren der Studie von SoftSelect mit.
ERP-Markt weiter auf Wachstumskurs
Der Umsatz mit ERP-Software hat sich in Deutschland in den letzten Jahren kontinuierlich gesteigert. Während der hiesige ERP-Umsatz laut Statista 2016 noch bei rund 1,71 Milliarden Euro lag, wurde 2019 ein Umsatz von rund 1,88 Milliarden Euro erzielt. Bis 2021 soll der Umsatz mit ERP-Lösungen bereits 1,99 Milliarden Euro betragen. Doch die Auswirkungen der Corona-Pandemie haben auch die Business-Software-Branche, allen voran die ERP-Anbieter getroffen. Laut einer aktuellen Bitkom-Befragung spüren 41 Prozent der deutschen Business-Software-Anbieter Auswirkungen im Neu- und Bestandskundengeschäft. 60 Prozent der Anbieter rechnen mit einem Zeitraum von mindestens sechs Monaten bis zur Normalisierung vor allem des Neukundengeschäftes. Der Corona-bedingte Umsatzrückgang könnte 2021 damit teilweise wieder aufgeholt werden, zumal die Pandemie auch deutliche Defizite bei dem digitalen Reifegrad zutage befördert hat.
Wachsendes Angebot an ERP-Lösungen
Nicht nur das Angebot an ERP-Lösungen ist durch neue Cloud-, Mobil- und Branchenlösungen vielfältiger als je zuvor, auch die Frage nach der optimalen Technologie und das individuell passende Bereitstellungsmodell beschäftigt heute Anwenderunternehmen, die vor Investitionsentscheidungen stehen. 89 Prozent der in der Studie untersuchten ERP-Systeme werden klassisch als Inhouse-Variante angeboten, während 76 Prozent der Lösungsangebote über die Cloud bereitgestellt werden – ein Anstieg gegenüber 2018 von elf Prozent. Das Angebot wird nach wie vor dominiert von Client-Server- (88 Prozent), Multi-Tier- (72 Prozent) und teilweise webbasierten Architekturen (65 Prozent). Rein webbasierte Anwendungen sind zumindest im ERP-Bereich allerdings noch die Ausnahme (13 Prozent). Als technologische Plattform kommt bei der Mehrheit der ERP-Systeme (57 Prozent) .NET zum Einsatz, während Java einen Anteil von rund 42 Prozent ausmacht. Die Prinzipien Service-orientierter-Architekturen (SOA) werden in rund 43 Prozent der ERP-Lösungen umgesetzt.
Leistungsumfang und Branchenabdeckung
Zu den gängigsten Kernbereichen gehören unter anderem die Waren- und Materialwirtschaft (98 Prozent Abdeckungsgrad), CRM (92 Prozent), DMS (88 Prozent) und BI (82 Prozent). Während Personalverwaltung (66 Prozent), Personalabrechnung (55 Prozent) oder das Advanced Planning & Scheduling (54 Prozent ) zur Optimierung der Ressourcenplanung noch von mehr als der Hälfte der Lösungen abgebildet werden, werden Entwicklung/Konstruktion (34 Prozent), MES (29 Prozent) und das Computer Integrated Manufacturing (CIM, 24 Prozent) nur von wenigen Systemen unterstützt.
Viele ERP-Lösungen sind zudem auf spezifische Branchensegmente wie Industrie (71 Prozent), Handel (65 Prozent) oder Dienstleistungen (63 Prozent) fokussiert. 62 Prozent der ERP-Systeme sind laut Anbieterangaben branchenunabhängig einsetzbar. Bei spezifischen Branchenzweigen wie etwa Transport und Logistik (40 Prozent), Handwerk (32 Prozent), Bauwirtschaft (30 Prozent) oder Öffentlicher Dienst (25 Prozent) dünnt sich das Angebot an ERP-Lösungen jedoch deutlich aus.
ERP im Zentrum des Plattform-Ökosystems
Im Zeitalter von Kollaborationsnetzwerken, verteilter Produktion und automatisierter Maschinensteuerung (IoT) kommt dem ERP-System als zentrale Prozess- und Datendrehscheibe bei der Unternehmensplanung und -steuerung eine Schlüsselaufgabe zu. Die Integration von Services digitaler Plattformen erfordert standardisierte, teilweise branchenspezifische Schnittstellen im ERP-System entweder auf der Daten-, Prozess- und/oder der Oberflächenebene. Darüber hinaus sollten flexible Workflow-Engines die Möglichkeit eröffnen, die Abläufe – etwa mithilfe einer Mikroservice-Architektur – an neue Rahmenparameter anzupassen. Dies erlaubt den Anbietern ebenfalls, bestimmte Leistungsangebote wie etwa IoT- oder KI-Funktionen herauszulösen und als eigenständige Plattformservices zu betreiben, setzt aber auch die Anpassung des zugrunde liegenden Lizenzmodells voraus.
Die Integration von IoT-Devices, IoT-Daten oder IoT-Workflows in das ERP wird bislang von gut einem Drittel der Lösungen ermöglicht. Am häufigsten werden im Zusammenhang mit IoT-Netzwerken Analysefunktionen für IoT-Daten (84 Prozent, bei einer Grundgesamtheit von n=38), die Anbindung an Cloud-Plattformen (76 Prozent), die Nutzung von IoT-Devices in Workflows (66 Prozent) und ein integriertes IoT-Gateway (61 Prozent) bereitgestellt.
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