Per Hand wird heute seltener geschrieben als noch vor Jahrzehnten. Der italienische Papeterie-Hersteller Moleskine möchte mit dem Smart Writing System das Notizbuch ins digitale Zeitalter holen. Doch Schreiben per Hand ist noch immer wichtig, wie eine Umfrage von Moleskine ergab.
Moleskine befragte 6.000 Teilnehmer aus Italien, den USA, Japan, China, Großbritannien und Deutschland über ihre Schreibgewohnheiten und warum sie manchmal lieber zum Stift als zur Tastatur greifen. Das Schreiben per Hand ist durch Messenger-Dienste, SMS und Mailing unter Druck geraten. So gaben 67 Prozent der Befragten in der Moleskine-Studie an, dass ihre Nutzung digitaler Medien zum Verfassen von Texten im Vergleich zu 2016 rasant gestiegen sei. Es wird weniger per Hand geschrieben, und das hat Folgen. Die Hälfte der Befragten gab zu, durch mangelnde Übung Probleme mit der eigenen Handschrift zu haben. Beispielsweise sagten 32 Prozent der britischen Studienteilnehmer, ihre Handschrift habe sich in den letzten zwei Jahren verschlechtert. Grund dafür ist auch hastiges Schreiben.
Dabei könne Schreiben laut Studie von Moleskine zur Entspannung beitragen. So gaben 18 Prozenten aller Befragten an, per Hand zu schreiben oder zu zeichnen, verschaffe ihnen Entspannung. Trotz des Rückgangs des Schreibens per Hand gaben aber über 90 Prozent der Befragten an, dass diese Kulturtechnik bewahrt werden müsse. Dies hat viele, vor allem kognitive und emotionale Gründe.
Emotionale Bedeutung
Emotional hat Handschrift einen hohen Stellenwert. Laut der Studie von Moleskine erhalten 63 Prozent der Befragten lieber handschriftliche Notizen von geliebten Menschen, wohingegen gerade mal acht Prozent eine E-Mail und vier Prozent hier eine Textnachricht per SMS oder Whatsapp bevorzugen würden. 40 Prozent der Studienteilnehmer sagten, es sei in emotionaler Hinsicht etwas Besonderes, eine Handschrift von einem Vorfahren zu lesen. Eine Handschrift wirke insgesamt persönlicher als ein elektronischer Text. So glaubten 32 Prozent der Studienteilnehmer, dass ihre Handschrift etwas über ihre Persönlichkeit aussage.
Gut für Körper und Geist
Per Hand zu schreiben, ist aber nicht nur aus emotionalen Gründen schützenswert. Es ist auch in kognitiver und motorischer Hinsicht wertvoll und fördert die Entwicklung des kindlichen Gehirns. Über die Bedeutung des Schreibens für die Kognition sagte Dr. Angela Webb, die Vorsitzende der britischen National Handwriting Association: „Handschriften helfen uns beim Aufbewahren von Informationen. Es hilft uns, andere Fähigkeiten wie zum Beispiel das Lesen zu entwickeln, und man fand heraus, dass man damit mathematische Konzepte besser behalten und erinnern kann.“ Nach der US-Politikerin Suzanne C. Lee, die auch für die Fachzeitschrift Pen World schreibt, sei es nicht nur die Sprache, die durch Schreiben stimuliert werde, sondern die Kognition insgesamt. Sich etwas handschriftlich zu notieren, erfordere eine komplexe Gruppe verschiedener Komponenten im Gehirn und sei ein stärker körperliches Unterfangen als das Tippen auf einer Tastatur.
Digitales Schreiben ist aber mittlerweile unumgänglich, doch gebe es laut Studie ein Bedürfnis, digitales und analoges Schreiben zu kombinieren. 62 Prozent der Befragten sagten, eine Kombination beider Welten sei sinnvoll. 68 Prozent der Befragten glaubten außerdem, dass sie durch Nutzung beider Möglichkeiten am produktivsten sind. 45 Prozent gaben an, dass sie sich besser organisieren könnten, wenn sie Aufgaben sowohl per Hand als auch digital aufschreiben.
Das Smart Writing System von Moleskine
Wegen der Bedeutung des handschriftlichen Schreibens und des Bedürfnisses vieler Menschen, analoges und digitales Notieren miteinander zu verbinden, hat Moleskine das Smart Writing System auf den Markt gebracht. Es beinhaltet ein Notizbuch mit einem gepunkteten Raster und einen Kamerastift. Mit diesem können dank einer speziellen App die Federstriche in Echtzeit auf den Bildschirm eines Handys übertragen werden. Moleskine möchte mit dieser Kombination aus digital und analog dazu beitragen, dass die Vorzüge des Handschreibens in Zeiten der Digitalisierung bei der Organisation des Alltags weiterbestehen.