Der Händlerbund hat 490 Händler erneut dazu gefragt, welche Auswirkungen die Krisensituation auf den E-Commerce hat: Von einem Online-Boom profitieren offenbar längst nicht alle, so das Ergebnis.
Fast alle Händler (80 Prozent) haben die Auswirkungen der Pandemie gespürt, doch der E-Commerce erlebt die Corona-Krise ambivalent, teilte der Händlerbund mit: Während 27 Prozent von positiven Effekten profitieren, kämpfen 58 Prozent mit Negativfolgen. Konkret bedeutet das für mehr als jeden zweiten Händler (58 Prozent) einen Umsatzeinbruch von durchschnittlich 68 Prozent. Auf der anderen Seite hat etwa ein Drittel der Befragten (31 Prozent) ein Umsatzplus von durchschnittlichen 52 Prozent erzielt. Gewinner der Krise sind offenbar die Sortimente rund um Kleidung, Freizeit und Garten. Das verdeutlichen die Umfrageergebnisse.
Jeder Zweite ohne staatliche Soforthilfe
Viele Händler (42 Prozent) haben die staatlichen oder nicht-staatlichen Soforthilfen genutzt oder sich bislang entschieden, diese zu beantragen. Der anfängliche Leichtmut der Händler hat sich unterdessen in Pessimismus und Angst gewandelt. Während nun nach eigenen Aussagen zehn Prozent weniger vom Virus-Thema amüsiert sind, steigt der Anteil derer, die Panik verspüren, um elf Prozent an. Noch deutlicher war mit einem Plus von 21 Prozent der Anstieg bei denjenigen, die eine lange Durststrecke befürchten. Zwei Drittel (63 Prozent) haben nun von Engpässen bei Zulieferern oder Dienstleistern berichtet und 17 Prozent von stornierten Aufträgen. Fast jeder Zweite (47 Prozent) musste Mitarbeiter in Home-Office oder Kurzarbeit schicken. Immerhin sind Kundenbeschwerden bei einem Drittel stark zurückgegangen und die Umsetzung von schützenden Hygienemaßnahmen stieg um 19 Prozent im Vergleich zu März.
Flexibilität als Flucht nach vorn
Viele Online-Händler haben sich mit der Anpassung ihres Sortiments bereits auf die neue Situation eingestellt. Unter denen, die reagieren konnten, haben 40 Prozent ihr Angebot erweitert und 27 Prozent das Angebot umgestellt. Der Online-Handel ist erfahrungsgemäß ein hart umkämpfter Markt, der Händlern bereits in der Vergangenheit viel Flexibilität und Fleiß abverlangte, so der Händlerbund. Daher bleibe zu hoffen, dass sich viele Händler diese Mentalität und Erfahrenheit auch in der Krise zunutze machen.
Corona-Krise als Fluch und Segen
„Die Corona-Krise ist für uns alle Fluch und Segen zugleich. Einerseits bringt sie Existenzängste, andererseits wirkt sie für die Digitalisierung des Handels als Katalysator. Durch Ladenschließungen und Ausgangssperren erfährt der Online-Handel aktuell eine nie da gewesene Akzeptanz und erreicht neue Zielgruppen. Wenn Qualität und Service überzeugen, kann die Corona-Krise den Online-Handel und die bisher schleppende Digitalisierung in Deutschland nachhaltig positiv beeinflussen“, so der CEO des Händlerbundes Andreas Arlt.
Ausgewählte Ergebnisse
- 80 Prozent sind von der Coronakrise betroffen.
- 58 Prozent verzeichnen Einbußen im Geschäft.
- 42 Prozent beantragten finanzielle Unterstützung.
- 67 Prozent sind ängstlich oder verunsichert.
- 63 Prozent haben Probleme bei der Lieferung der Ware.
- 22 Prozent erwarten eine Verschlimmerung der Lage.
- 26 Prozent benutzen einen Mundschutz bei der Arbeit.