OFFICE-DEALZZ-Umfrage: Zukunft des Bürofachhandels 2024

OFFICE DEALZZ hat ausgewählte Unternehmen der Bürowirtschaft gebeten, die wirtschaftliche Lage sowie Herausforderungen und Chancen des Bürofachhandels einzuschätzen.

OFFICE DEALZZ-Umfrage Zukunft Buerofachhandel 2024Einerseits zeigen die überwundene Pandemie, abnehmende Lieferengpässe, gut besuchte Messen und Umsatzrekorde, dass es nach herausfordernden Jahren mit Teilen der Bürowirtschaft wieder aufwärts geht. Auf der anderen Seite stehen Preissteigerungen, Personalmangel und ungewisse Aussichten, die die Stimmung drücken. Wir präsentieren Ihnen Einschätzungen von Herstellern, Händlern und einer Einkaufsgenossenschaft zur aktuellen Situation des Bürofachhandels sowie zu den größten Herausforderungen und Chancen in der unmittelbaren Zukunft für ihre Unternehmen.


Anke Franzke, Geschäftsführerin, PlanObjekt GmbH

Anke Franzke 2024
Abbildung: Kitzing Pix

„Die aktuelle Situation des Bürofachhandels ist geprägt von einem Wandel in den Arbeitswelten. Durch die Digitalisierung, den akuten Fachkräftemangel und den Trend zu flexiblen Arbeitsmodellen stehen wir vor neuen Herausforderungen und Chancen. Menschen und ihre Arbeitsweisen haben sich verändert. Es ist entscheidend, herkömmliche Bürokonzepte zu hinterfragen und die individuellen Bedürfnisse/Wünsche der Kunden zu analysieren – ohne Gießkannenprinzip. Aktuelles Wissen, Engagement und innovative Lösungen für neue, komplexere Arbeitswelten sind gefragt.

Die Konkurrenz durch preiswerten Onlinehandel ist eine große Herausforderung. Dies ersetzt jedoch kein individuelles Arbeitskonzept. Es ist notwendig, sich als stationärer Experte zu differenzieren. Gleichzeitig bieten sich Chancen durch die steigende Nachfrage nach gesunden/wohlwollenden Office-Welten und nachhaltigen Produkten. Denn längst sind Büroräume zu einem sagenhaften Motivations- und Recruiting-Faktor geworden. Als Experten haben wir die Möglichkeit, diese Entwicklung aktiv mitzugestalten. Hier sind wir optimistisch genug, um zu wissen, Qualität setzt sich langfristig durch. Und dafür stehen wir.“


Michael Ortmann, Geschäftsführer, Meinlschmidt Raumkonzepte GmbH

Michael Ortmann, Meinlschmidt Raumkonzepte GmbH
Abbildung: Meinlschmidt Raumkonzepte

„Der Bürofachhandel wird sich immer mehr zum ganzheitlichen Berater der Themenfelder New Work und Arbeit der Zukunft wandeln. Durch ein klares Workplace-Consulting werden der Mensch und die Prozesse des Unternehmens in den Fokus der Betrachtungen gerückt. Der Raum muss sich dem Menschen anpassen und nicht andersherum. Aus New Work wird Suitable Work. Aus Räumen werden Arbeitsumgebungen, die sowohl die Bedürfnisse und Anforderungen der modernen Arbeitswelt als auch die Markenidentität widerspiegeln, also maßgeschneidert sind.

Mehr denn je geht es darum, Raumstrukturen zu schaffen, in denen Büros wandelbar bleiben. Es geht um die Säulen Funktionalität und Emotionalität. Die physische Struktur, die technische und virtuelle Architektur, aber auch die Identitätsstiftung und den Spirit, der durch Architektur entstehen kann, weil Raum wirkt. Eine Arbeitsumgebung, die funktioniert und inspiriert, wird in Zukunft noch stärker zum Wettbewerbsvorteil.“


Dirk Offermanns, Geschäftsführer, Kinnarps GmbH

Dirk Offermanns Kinnarps GmbH
Abbildung: Kinnarps

„Der Fachhandel hat sich stetig weiter qualifiziert und seine Kompetenz mit ganzheitlichen Beratungsansätzen und Planungsdienstleistungen ausgebaut. Teile des Handels agieren als One-Stop-Supplier und bieten gebündelt Dienstleistungen aus einer Hand. Dadurch ist er insgesamt gut aufgestellt.

Zu den größten Herausforderungen zählen die steigenden Anforderungen an Projekte, die sich in zunehmenden Gewährleistungsfragen und Haftungsrisiken widerspiegeln. Zudem steht der Handel unter erheblichem Kosten- und Margendruck, der die Liquidität beeinträchtigt. Hinzu kommt die Notwendigkeit, sich stärker mit KI und Digitalisierung auseinanderzusetzen. Für überregional und international agierende Unternehmen erschweren grenzüberschreitende Handelsbarrieren die Geschäftstätigkeit. Die größte Chance sehe ich darin, partnerschaftlichen Allianzen mit starken Herstellern zu bilden, gerade wenn es um nationale und/oder internationale Rahmenverträge geht. Solche Partnerschaften können zur Stärkung der Marktposition und zum Zugang zu neuen Kunden/Märkten führen. Überregionale Zusammenschlüsse von Händlern und die Integration in Fachhandelsorganisationen bieten ebenfalls Chancen im Bereich der Prozessoptimierung.“


Dr. Benedikt Erdmann, Vorstandsvorsitzender, Soennecken eG

Dr. Benedict Erdmann, Soennecken eG
Abbildung: Soennecken

„Die Zeiten sind sehr anspruchsvoll für die Branche. Zwar sind die Lieferketten wieder stabil, doch die strukturellen Veränderungen durch Digitalisierung und Homeoffice werden immer stärker sichtbar. Im Bereich der papiernahen Produkte erleben wir sogar eine Deflation. Hinzu kommen die Herausforderungen durch eine schleppende Konjunktur. Die Preiskämpfe werden härter, Margen sinken. Zusätzlich bringen die politischen Konflikte erhebliche Risiken mit sich. Solides Wirtschaften ist aktuell ein Muss.

Um in einer digitalisierten Welt mit neuen Arbeitsmodellen und entsprechend veränderten Kundenbedürfnissen profitabel zu bleiben, müssen sich Bürobedarfsanbieter zu Allroundern entwickeln. Eine sinnvolle Ergänzung zum klassischen Versorgungsgeschäft sind As-a-Service-Modelle, wie wir sie unseren Mitgliedern in den Bereichen Managed IT, DMS oder mit unserem Office Coffee Service anbieten. Diese Angebote versprechen wiederkehrende Einnahmen und bieten langfristig Perspektive und Zukunftssicherheit.“


Klaus Schalk, Geschäftsführer, Preform GmbH

Klaus Schalk, Preform GmbH
Abbildung: Preform

„Trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten und Budgetstopp bei vielen Unternehmen erkennen einige Fachhändler Möglichkeiten, Umsatz zu generieren. Insbesondere durch die Spezialisierung auf Konzeptvertrieb und Nischenprodukte wie hochwertige Akustik- und Raum-in-Raum-Systeme. Denn Themen wie Lärm, Raumklima und Beleuchtung bleiben für Unternehmen weiterhin von hoher Bedeutung.

Die Marktsituation hinsichtlich Preisgestaltung, Energiekosten und Knappheit qualifizierter Arbeitskräfte ist herausfordernd. Dazu kommt die Unterhaltung von Showrooms als großer Kostenblock. Ohne diese gibt es allerdings wenig Potenzial, am Markt zu agieren. Auf der anderen Seite bieten sich Chancen durch die Flexibilität in Bezug auf die Produktvielfalt. Die Möglichkeit, dem Kunden alles aus einer Hand anzubieten, ist ein bedeutender Wettbewerbsvorteil. Zahlreiche positive Beispiele zeigen: Fachhändler, die sich auf Konzepte und Nischenprodukte konzentrieren, haben eine enorme Chance, sich erfolgreich am Markt zu etablieren.“


Philipp Spineth, Sales Director Wholesale & Retail/B2B & Imprinting, Pilot Pen GmbH

Philipp Spineth Pilot Pen
Abbildung: Pilot Pen

„Die aktuelle Situation des Bürofachhandels ist aufgrund der allgemeinen wirtschaftlichen Lage generell angespannt. Dies spiegelt sich in einer spürbaren Kaufzurückhaltung der Kunden wider, was zu einer zurückgehenden Kundenfrequenz in den Läden führt. Zudem werden die Preise von den Konsumenten mehr denn je verglichen, wobei günstige und Private-Label-Produkte bevorzugt werden. Diese Entwicklung führt zu Margenverlusten für die Händler, insbesondere in Kombination mit gestiegenen Mieten, Betriebs- und Personalkosten.

Trotz dieser Herausforderungen zählt weiterhin die persönliche Beratung zu den größten Chancen aus Händlersicht. Hier kann sich der Bürofachhandel deutlich vom Online-Handel abgrenzen und einen Mehrwert für die Kunden bieten. Ein ausgezeichneter Kundenservice und eine enge Beziehung zu den Kunden können dazu beitragen, die Kundenbindung zu stärken und langfristige Geschäftsbeziehungen aufzubauen. Durch die Fokussierung auf spezielle Produkte oder Nischenbereiche kann der Bürofachhandel einzigartige Angebote schaffen und sich damit von der Konkurrenz abheben.“