Wir haben Entscheider renommierter Player auf dem Office-Markt gefragt, welche Entwicklungen und Herausforderungen sie für ihre Bürobranche in 2022 erwarten und welche Ziele sich ihr Unternehmen für das kommende Jahr gesetzt hat.
Dr. Benedikt Erdmann, Vorstandsvorsitzender, Soennecken eG.
„Die wirtschaftliche Entwicklung wird sehr stark davon abhängen, wie sich die internationalen Lieferketten entwickeln und wie die Corona-Pandemie verläuft. Beides ist sehr schwer zu prognostizieren.
Es gilt, Angebote für ein verändertes Kaufverhalten der Kunden resultierend aus dem Digitalisierungsschub und dem Homeoffice-Trend der letzten beiden Jahre auf die Beine zu stellen. Und die Vertriebsmodelle verschieben sich immer stärker in Richtung online. Die technischen und logistischen Investitionen dafür sind beachtlich. Aber was hilft das Jammern? Wir sind damit in guter Gesellschaft und werden das schon schaffen.
Wir haben uns vorgenommen, in allen Geschäftsfeldern zu wachsen. Teilweise gilt es, pandemiebedingte Rückgänge auszugleichen – so zum Beispiel im Einzelhandel. In den meisten Geschäftsfeldern hatten wir allerdings keine oder geringe Umsatzrückgänge, sodass wir unseren Wachstumskurs fortsetzen können. Unser Ziel ist, um mehr als fünf Prozent zu wachsen. Außerdem erwarten unsere Gesellschafter gleichbleibende oder steigende Gewinne. Wir sind optimistisch, all dies gleichzeitig zu erreichen.“
Helmut Link, Vorsitzender, Industrieverband Büro und Arbeitswelt e. V. (IBA).
„Die Arbeitswelt und damit auch unsere Branche befinden sich noch ganz am Anfang eines grundlegenden Umbruchs. ‚New Normal‘ mit hybrider Arbeit und einem stärkeren Fokus auf Nachhaltigkeit sind derzeit starke Schlagworte, aber noch nicht im Ansatz umgesetzt. Falls also die Prognose der Wirtschaftsweisen mit einem Wachstum von 4,6 Prozent eintrifft, können wir mit einem deutlich spürbaren Nachfragezuwachs rechnen.
Aktuell sind vor allem die Entwicklung der Infektionszahlen und die Materialengpässe sowie die Preissteigerungen bei Energie und Vormaterialien die größten Herausforderungen. Daher rechnen wir im kommenden Jahr trotz der zu erwartenden guten Nachfrage nur mit einem Umsatzwachstum im mittleren einstelligen Bereich und einer weiteren Belastung der ohnehin schon sehr engen Ertragssituation.
Die Mitglieder des IBA [der deutsche Büroeinrichtungsverband; Anm. d. Red.] haben in den vergangenen Jahren viel investiert, um sich fit für die neuen Entwicklungen zu machen. Die Aufgabe für den Verband lautet nun, die Sichtbarkeit der Branche und ihrer Leistungen zu erhöhen. Dafür werden wir eine eigene Kompetenzplattform bereitstellen. Mit der Koelnmesse arbeiten wir an einer starken Orgatec 2022.“
Annette Harenberg, Head of Consumer & Channel Sales, Epson Deutschland GmbH.
„Im Verlauf des Jahres 2021 konnten wir ein Stück weit eine Rückkehr zu mehr Normalität beim Einkaufen beobachten. Einige Beschaffungswege von Unternehmen haben sich bereits nachhaltig verändert. Wir gehen davon aus, dass sich dieser Trend grundsätzlich so fortsetzt. In Bezug auf die Arbeitswelt rechnen wir dauerhaft mit der ‚neuen Normalität‘.
Wie wir alle täglich feststellen, sind die Zeiten von großen Unsicherheiten geprägt. Unsicherheiten, die sich nicht nur in unserer Branche unter anderem auf die Lieferkette auswirken. Hier sind wir als Unternehmen stetig gefordert, unsere Prozesse und die Transparenz für unsere Partner zu optimieren.
Das Bewusstsein der Anwender für grüne, effiziente IT-Lösungen nimmt noch mehr zu. Epson möchte daher die Vorteile seiner umweltfreundlichen und sparsamen WorkForce-Pro- und EcoTank-Systeme mit Heat-Free-Technologie noch stärker fokussieren. Unser Ziel für 2022 ist es, die Ablösung der veralteten, stromhungrigen Lasertechnologie in Büros und Heimbüros weiter voranzutreiben.“
Nils Becker-Birck, Director Sales & Marketing, LG IT Solutions.
„Wir erwarten im deutschen Gesamtmarkt für PC-Monitore ein zweistelliges Wachstum beim Umsatz und ein niedriges einstelliges Wachstum bei den Stückzahlen. Daraus folgt, dass wir für 2022 mit steigenden Durchschnittspreisen rechnen: einerseits wegen steigender Herstell- und Transportkosten, andererseits, weil Kunden zu Mehrwert-Lösungen wie unseren UltraWide- und Ergo-Monitoren greifen. Der anhaltende Trend zum ortsunabhängigen Arbeiten wird die Nachfrage nach unseren Gram-Notebooks beflügeln.
Die Lieferketten bleiben unzuverlässig, das erfordert eine kurzfristige eng abgestimmte Planung mit unseren Partnern. Wir können nicht alle Lieferverzögerungen wegzaubern, aber wir können unseren Handelspartnern und gewerblichen Endkunden zeigen, dass wir absolut alles tun, um die Situation bestmöglich für alle Beteiligten zu managen. Ich denke, das war auch 2021 Teil unseres Erfolges, gerade im B2B-Segment.
Nach einem sehr erfolgreichen Jahr für unsere Gram-Notebooks wollen wir unseren Marktanteil im Mobile-Computing-Segment weiter ausbauen. Wir sind hier, um zu bleiben.“
Hartmut Hagemann, Vorstandsvorsitzender, König + Neurath.
„Für viele Unternehmen wird die Umgestaltung von Büroflächen ein Thema sein. Hierbei spielt die Gestaltung von hybriden Arbeitsmodellen eine große Rolle. Vor diesem Hintergrund erwarten wir eine stärkere Nachfrage an Soft-Seating-Elementen, Raum-in-Raum-Lösungen und Produkten, die flexibles Arbeiten in multifunktionalen Teams unterstützen. Auch die Ausstattung von Homeoffice-Arbeitsplätzen mit ergonomischen und nachhaltigen Lösungen wird weiter Thema sein.
Aktuell sind die eingeschränkte Materialverfügbarkeit und die damit verbundenen, steigenden Rohstoffpreise für die Branche eine Herausforderung. Wir planen die längeren Vorlaufzeiten jedoch bereits im Einkaufsprozess ein.
Unser Fokus liegt auf der nachhaltigen Ausrichtung aller Unternehmensbereiche: der Entwicklung zukunftssicherer und ökologisch nachhaltiger Möblierungs- bzw. Einrichtungskonzepte. Des Weiteren forcieren wir den Ausbau unseres Dienstleistungs- und Serviceangebots sowie die Entwicklung weiterer Vertriebswege. Wichtig ist für uns ebenfalls die Digitalisierung bereichsübergreifender Prozesse.“
Klaus Schalk, Geschäftsführer, Kinnarps GmbH.
„Die veränderte Arbeitswelt von morgen wird die Branche weiterhin maßgeblich begleiten. Die pandemiebedingten Anforderungen triggern das Thema zusätzlich, sodass New Work, Digitalisierung und hybrides Arbeiten im Fokus stehen, auch wenn es um Stabilität und Wachstum geht.
Die gesamtwirtschaftliche Entwicklung in Europa sowie die Folgen der Pandemie betreffen auch Kinnarps und erfordern unsere ganze Flexibilität. Auch wenn wir momentan durch unsere Größe und vorausschauende Planung gut dastehen, werden uns die schwierigen Bedingungen bei der Beschaffung von Rohstoffen und Materialien sowie die steigenden Preise intensiv beschäftigen.
Unternehmen wollen nachhaltige Entscheidungen treffen und wir erleichtern ihnen diese Wahl. Da sie auch umfassendes Know-how beim Weg in die neue Arbeitswelt benötigen, ist es unser Ziel, unsere Analysen mit den ‚Next Concepts‘ noch stärker zu implementieren und damit zusätzliche Marktanteile für weiteres Wachstum zu generieren. Nachhaltigkeit, Design und ganzheitliche Ergonomie sind die Themen, bei denen wir auch den Fachhandel mitnehmen und ihn durch ganzheitliche Lösungen und Beratung unterstützen.“
Peter Sperl, Geschäftsführer, Avery Zweckform.
„Wir gehen davon aus, dass mindestens das erste Halbjahr 2022 noch schwierig und volatil werden wird, rechnen dann aber im Laufe des zweiten Halbjahres mit einer Beruhigung an den Märkten. Ob am Ende des kommenden Jahres der PBS-Markt wachsen wird, wird sich zeigen. Wenn überhaupt, dann erwarten wir nur schwache Wachstumsimpulse im niedrigen einstelligen Bereich.
Egal ob Verfügbarkeiten von Materialien und Verpackungen, deren Einkaufspreise oder Liefertermine – vieles ist aus dem Ruder gelaufen und gestaltet das tägliche Geschäft zunehmend schwierig. Aber auch die Kosten für Serviceleistungen wie Logistik, Energie, Entsorgung oder Versicherungen sind zum Teil stark gestiegen und belasten zusätzlich das Geschäft. All das zusammen wird uns auch in den kommenden Monaten weiter begleiten und herausfordern.
Sicher durch schwierige Zeiten manövrieren und auf die neuen, zum Teil enormen Herausforderungen adäquat reagieren: Das ist uns in den letzten beiden Jahren gelungen, gemeinsam mit unseren Mitarbeitenden und Partnern. Diesen positiven Kurs wollen wir beibehalten, um sowohl unser Unternehmen als auch unsere Branche weiterhin sicher und zukunftsorientiert voranzubringen.“
Roman Przybylski, Vorstand Vertrieb und Marketing, Nowy Styl.
„Wir gehen davon aus, dass sich die aktuellen Trends fortsetzen werden. Es wird ein moderates Wachstum geben, jedoch mit strukturellen Veränderungen – zunehmen werden Zonen für Kollaboration und agile Arbeitsplätze. In Relation wird es weniger Einzelarbeitsplätze und Stauraum geben.
Eine Herausforderung ist im Supply-Chain-Management zu erwarten, auch wenn wir von Engpässen weniger betroffen sind als die meisten Unternehmen unserer Branche.
Wir verfolgen kontinuierlich das Ziel, Kundenbedürfnisse noch besser bedienen zu können. So möchten wir für Mitarbeitende einzigartige Büroräume schaffen, was mehr denn je im Fokus steht.“
Jörg Pannekoike, Geschäftsführer und Gesamtverkaufsleiter, WINI Büromöbel.
„Je nach Infektionsgeschehen und möglichen Lockdowns kann, bedingt durch Homeoffice und/oder erneute Unsicherheit in der Wirtschaft, die Branchenentwicklung unterschiedlich ausfallen. Grundsätzlich gibt es viele Projekte, die in 2022 möbliert werden sollen. Auch bedingt durch Bauverzögerungen und verschobene Kaufentscheidungen in 2021 sehen wir einen gewissen Nachholbedarf. Eine Branchenerholung Richtung Vorkrisenniveau 2019 könnte realistisch sein.
Im nächsten Jahr wird die Materialverfügbarkeit weiterhin ein großes Thema sein. Unser Einkauf wird auch künftig einen sehr guten Job machen müssen, um unsere Produktion mit Material zu versorgen. Die Preissituation bei Rohstoffen wie Stahl oder Holz macht es nicht einfacher. Eine weitere stetige Herausforderung wird es sein, qualifiziertes Personal zu finden.
Wir haben etliche Produktneuheiten in der Pipeline, die wir erfolgreich in den Markt einführen wollen. Eine wichtige Rolle spielt dabei unsere Vertriebsmannschaft, die wir personell ausbauen möchten. Unser Ziel ist es, das Umsatzniveau wie aus dem Jahr 2019 wieder stabil zu erreichen.“