OFFICE-DEALZZ-Umfrage: Krisen als New Normal – wie geht es weiter mit der Bürowirtschaft?

Wir haben fünf Köpfe renommierter Player der hiesigen Bürowirtschaft gefragt, welchen Einfluss die Krisen seit 2020 auf ihre Organisation genommen haben und welche Erwartungen sie für die nächsten zwölf Monate haben.

Wohin führt der Weg? Die befragten Unternehmen blicken mehrheitlich positiv in die Zukunft. Abbildung: Dan Meyers, Unsplash
Wohin führt der Weg? Die befragten Unternehmen blicken mehrheitlich positiv in die Zukunft. Abbildung: Dan Meyers, Unsplash

Die Coronapandemie hat die Unternehmen der Bürobranchen vor große Herausforderungen gestellt: Rohstoffmangel, Lieferengpässe und Preissteigerungen waren einige der unmittelbaren Folgen. Gerade als sich ein Licht am Ende des Tunnels abzeichnete, wurde durch den Krieg in der Ukraine eine weitere Krise ausgelöst. Wie geht es nun weiter? Sind Krisen das New Normal?


Dr. Benedikt Erdmann, Vorstandsvorsitzender Sonnecken eG

Dr. Erdmann, Soennecken„Bei dieser Frage muss man sich entscheiden: Entweder man schreibt einen Roman oder hält es sehr knapp. Ich halte es knapp. Zunächst: Unsere Umsatz- und Ertragslage ist gut und ich erwarte auch für die kommenden zwölf Monate eine gute Ertragslage. Denn viele Unternehmen denken darüber nach, welche Auswirkungen zwei Jahre Homeoffice auf ihre Arbeitsorganisation und Bürogestaltung haben. Das birgt enorme Marktchancen in sich. Diese wollen wir nutzen. Corona ist bisher weniger ein wirtschaftliches Problem, als vielmehr eines der mentalen Verfassung der Menschen. Der Ukrainekrieg verschlimmert die Situation. Ich erlebe Deutschland vielfach als müde und antriebsschwach. Das muss sich wieder ändern, indem wir uns um die Menschen kümmern und ihnen Perspektive und Grund zu Optimismus geben. Die wirtschaftlichen Auswirkungen des Ukrainekrieges hingegen sind enorm und derzeit nicht absehbar. Ergebnis- und Liquiditätssteuerung sind ausgesprochen anspruchsvoll. Fehler und Nachlässigkeiten können schnell gefährlich werden. Hier werden wir aufpassen.“


Klaus Schalk, Geschäftsführer Kinnarps Deutschland

Abbildung: Melanie Pfördtner
Abbildung: Melanie Pfördtner

„Erschwerte Abstimmungsprozesse, deutliche Zurückhaltung der Unternehmen bei Investitionen und rückläufige Umsätze in 2020 waren die Folgen der Pandemie. Kinnarps hat aktuell auch mit steigenden Preisen bei den Rohstoffen zu kämpfen, ist jedoch kaum betroffen von den Lieferengpässen, die zurzeit alle Branchen hart trifft. Wir sind hier gut aufgestellt und autonom. Hybride und flexible Arbeitswelten gab es schon länger, aber die Pandemie hat die Unternehmen überzeugt, den Wandel auch mitzugehen. Kinnarps ist darin erfahren, Unternehmen dabei zu unterstützen, sich zukunftssicher aufzustellen. Unser Next Office Concept ist stark nachgefragt und wird durch ein entsprechendes, sehr breites Produktportfolio von uns als ganzheitlicher Serviceprovider begleitet. Mit unserer fachhandelsorientieren Ausrichtung in Deutschland und der Einführung neuer Konzepte für Bildung und Care werden wir trotz des preisgetriebenen Marktes Wachstum erzielen können. Wir schauen auch mit großen Erwartungen auf die Orgatec im Oktober.“


Dietmar Nick, Geschäftsführer Kyocera Document Solutions Germany

Dietmar Nick_Kyocera„Wir haben insbesondere in den ersten Monaten der Coronapandemie stark von vorausschauenden Investitionen in IT-Infrastruktur und Mobile-Working-Konzepte profitiert. So haben wir unsere Resilienz verstärkt, um flexibler auf neue Marktsituationen reagieren zu können. Ein komplexes Thema ist jedoch weiterhin die weltweite Verfügbarkeit von Produkten. Lieferketten, Versorgungsengpässe bei Elektronikkomponenten und Produktionsausfälle begleiten nicht nur unsere Branche als Herausforderungen. Hier setzen wir nach wie vor alle Hebel in Bewegung, um die Auswirkungen für unsere Partner und Kunden zu minimieren und Lieferzeiten möglichst kurz zu halten. Im Dialog mit unseren Fachhandelspartnern haben wir deshalb Maßnahmen umgesetzt, um unsere Lieferketten zu optimieren und zu stärken. Wir sehen mittlerweile, dass unsere Maßnahmen immer besser greifen, sich die Lage schrittweise entspannt und wieder mehr Beständigkeit Einzug hält – das lässt uns positiv in die Zukunft blicken.“


Ernst Holzapfel, Head of Marketing Sedus Stoll AG

Ernst Holzhapfel_Sedus„Die Pandemie hat gezeigt, wie wichtig es ist, als Gemeinschaft zu handeln. Als jeder isoliert und von zu Hause gearbeitet hat, wurde allen bewusst, wie bedeutsam es ist, das Zugehörigkeitsgefühl zu einer Gruppe zu haben, die gleichen Rituale zu teilen und gemeinsam aktiv zu sein. Das Büro nimmt heute immer mehr die Rolle als Treffpunkt für Teams ein, das Homeoffice hat sich in den letzten zwei Jahren als ebenbürtiger Arbeitsplatz etabliert. Das neue hybride Arbeitsplatzmodell erfordert mehr Flexibilität in der Büroeinrichtung und mehr Agilität seitens der Nutzer. Darauf reagieren wir natürlich: Unsere antizyklisch entwickelten, innovativen und trendorientierten Produkte mit dem klaren Fokus auf die Anforderungen der neuen Arbeitswelten sind im Markt angekommen und schlagen sich auch im deutlichen Umsatzwachstum 2021 nieder. Unsere Erwartung für das kommende Jahr sind sehr gut. Sedus konnte den Einbruch des Jahres 2020 zwar noch nicht aufholen, allerdings bewegt sich das Unternehmen im Jahr 2022 auf ein neues Umsatzrekordniveau zu.“


Gregor Knipper, VP und Managing Director DACH Jabra Business Solutions

Knipper-Jabra„Die Krisen seit 2020 haben natürlich auch Jabra beeinflusst. Die Pandemie und die Homeoffice-Pflicht haben die Arbeitswelt von einem Tag auf den anderen und nachhaltig verändert. Unternehmen mussten zunächst sehr schnell auf Remote-Arbeit umstellen und in entsprechende Audio- und Videotechnik investieren. Besonders die Nachfrage nach professionellen Headsets stieg explosionsartig an, wovon wir profitiert haben. Gleichzeitig wurden durch Lockdowns Fabriken geschlossen und Lieferketten gestört. Viele Unternehmen haben überhastet Produkte angeschafft und stellen jetzt fest, dass sie langfristig doch andere oder hochwertigere Lösungen benötigen. Insgesamt bemerken wir, dass wir heute weniger über Produktfeatures und mehr über übergeordnete Themen und Prozesse mit unseren Kunden diskutieren. Wir haben schon Jahre vor der Pandemie über flexible Arbeitsmodelle gesprochen. Die Grundhaltung der Unternehmen ist mittlerweile viel positiver und das Interesse an Lösungen, aber auch an Beratung und Unterstützung stark gewachsen.“