OFFICE-DEALZZ-Umfrage: Green Office

Wir haben zehn Köpfe renommierter Player der hiesigen Bürowirtschaft gefragt, was ihre Organisation 2022 in Sachen ökologische Nachhaltigkeit erreicht hat und was sie hier für die kommenden Jahre plant.

Abbildung: Alexas_Fotos, Pixabay
Trotz Krisenzeiten legen die befragten Unternehmen auch in den kommenden Jahren einen Fokus auf das Thema Nachhaltigkeit. Abbildung: Alexas_Fotos, Pixabay

Umweltschutz ist und bleibt eines der wichtigsten Themen der Gegenwart. Damit einhergehend ist seit einigen Jahren eine steigende Nachfrage an nachhaltigem Equipment fürs Büro zu verzeichnen. Andererseits befinden wir uns mitten in einer multiplen Krise, in der sich die wirtschaftlichen Prioritäten ändern können. Wie geht die Bürowirtschaft in dieser Situation mit dem Thema Nachhaltigkeit um?


Rolf Schifferens, Geschäftsführer, Durable.

Rolf Schifferens, Geschäftsführer, Durable.

„Für Durable geht es grundsätzlich darum, Ökonomie und Ökologie sinnvoll miteinander zu verbinden und den Schutz unserer Umwelt mit sozialer Verantwortung zu kombinieren. Wir verfolgen dabei auch konkrete ökologische Nachhaltigkeitsziele wie die Reduzierung der Ressourcenverschwendung und die klare Hinwendung zu einer Kreislaufwirtschaft. Erst kürzlich haben wir eine weitere große Solarfläche in Betrieb genommen und damit den Anteil erneuerbarer Energie am Gesamtenergieverbrauch nochmals gesteigert. Alle unsere Fertigungsstandorte verfügen nun über eine große Solarpanelfläche. Der Paketversand erfolgt in Kooperation mit unserem Logistikunternehmen CO2-neutral. Den Anteil an Produkten aus Recyclingmaterial haben wir in diesem Jahr ebenfalls erhöht. Dazu zählen neben einem Sortiment Blauer-Engel-zertifizierter Schreibtisch-Accessoires unter anderem auch Ausweishalter. Uns ist bewusst, dass dies erst der Anfang ist. Wir arbeiten mit Hochdruck an der weiteren Verbesserung unseres CO2-Fußabdrucks.“


Jens Greine, Head of Sales Office Printing, Epson.

Jens Greine, Head of Sales Office Printing, Epson.„Epson ist Entwickler der Heat-Free-Drucktechnologie, die nur einen Bruchteil des Stroms traditioneller Lasertechnologie verbraucht. Dank ihr und unseres Business-Inkjet-Portfolios bauen sich Unternehmen eine zuverlässige, nachhaltige Druckinfrastruktur auf, die sie darin unterstützt, eigene CSR-Ziele zu erfüllen und sowohl CO2-Emissionen als auch Stromkosten zu senken. Wir werden unser Angebot umweltfreundlicher Drucksysteme weiter ausbauen, um den Markttrend weg vom Laser- hin zum Tintendruck zu unterstützen. Auch als weltweit agierender Konzern war Epson sehr erfolgreich. So erreichten wir den Ecovadis-Platin-Status, was insgesamt nur ein Prozent der sich bewerbenden Firmen schafft. Wir wurden zudem in die renommierte ‚Corporate Sustainability A-List‘ der Organisation CDP aufgenommen, unter anderem wegen unserer Verpflichtung, an allen Standorten weltweit bis 2023 auf die Nutzung von Strom aus erneuerbaren Quellen umzustellen. Bei der Unterstützung unserer Kunden und auch global werden wir daher den nachhaltigen Weg fortsetzen.“


Hajo Hoekstra, Geschäftsführer, Fellowes GmbH, Director DACH, BLX, Scandinavia.

Hajo Hoekstra, Geschäftsführer, Fellowes GmbH, Director DACH, BLX, Scandinavia.„Unsere traditionellste Produktkategorie mit über 200 Produkten, die Bankers-Box-Archivlösungen aus Wellpappe, ist bereits seit vielen Jahren FSC-zertifiziert. Darüber hinaus sind wir in Europa eine Kooperation mit Tree Nation eingegangen und pflanzen pro Jahr 52.000 Bäume zum Ausgleich unserer CO2-Emissionen. Seit Beginn der Zusammenarbeit haben wir mit 93.000 gepflanzten Bäumen Wiederaufforstungsprojekte auf der ganzen Welt unterstützt und 27.000 Tonnen CO2 kompensiert. An unserem globalen Hauptsitz haben wir zudem in erneuerbare Energien investiert. In Bezug auf die nachhaltige Produktentwicklung verfolgt Fellowes den Design for the Environment-Ansatz, der den Schwerpunkt auf die Kreislaufwirtschaft, nachhaltige Materialbeschaffung, Recyclingfähigkeit und die Reduzierung der Kohlenstoff-Emissionen legt. Wir sind entschlossen, entsprechende Zertifizierungen wie BIFMA Level und SCS Indoor Advantage zu erhalten und verpflichten uns unter anderem ab 2023 zum Carbon Disclosure Project (CDP) und zum Verzicht auf Einwegkunststoffe in unseren europäischen Verpackungen bis 2024.“


Volker Weßels, Leiter Nachhaltigkeit und Quality Office,
Industrieverband Büro und Arbeitswelt (IBA).

Volker Weßels, Leiter Nachhaltigkeit und Quality Office, Industrieverband Büro und Arbeitswelt (IBA).„Der Industrieverband Büro und Arbeitswelt e.V. (IBA) hat 2022 zusammen mit dem europäischen Verband der Büromöbelindustrie (FEMB) weiter an der Etablierung des European-Level-Zeichens im Markt gearbeitet. Die geplante Erweiterung der EU-Ökodesign-Richtlinie (ESPR) wird auch Möbel erfassen. Der IBA kommuniziert in die Branche, dass Unternehmen mit LEVEL-zertifizierten Produkten dafür sehr gut aufgestellt sind, weil nahezu alle erwartbaren Kriterien der Richtlinie und der folgenden Durchführungsverordnungen damit abgedeckt sein werden. Momentan durchläuft der dem Level-Zeichen zu Grunde liegende FEMB-Nachhaltigkeitsstandard die letzte Phase der planmäßigen Revision. Diese wird den FEMB-Standard begrifflich noch näher mit den politisch gesetzten Schlagworten der Nachhaltigkeit und der Circular Economy in Verbindung bringen. Gleichzeitig engagiert sich der IBA in der deutschen und europäischen Normung bei neuen Standards für die Zirkularität von Möbeln, die längerfristig einen Circularity Score für Möbel definieren wird.“


Marc W. Lorch, Vorstand Vertrieb und Marketing, König + Neurath AG.

Marc W. Lorch, Vorstand Vertrieb und Marketing, König + Neurath AG.„Unser Ziel ist es, dass König + Neurath zu den Branchenbenchmarks in der Nachhaltigkeit zählt. Der sensible Umgang mit unserer Umwelt gehört zu unserem Selbstverständnis und ist ein wichtiger Baustein unser Unternehmenskultur. So haben wir unsere unternehmensbezogenen CO2-Emissionen um etwa 40 Prozent im Vergleich zu 2015 gesenkt. Unser klares Bekenntnis zum Produktionsstandort Karben und die Nähe zu unseren Lieferanten gibt uns gerade in wirtschaftlich angespannten Zeiten Sicherheit und hilft uns, Transportwege zu minimieren. Nachhaltigkeit startet bei uns bereits in jedem Detail der Produktentwicklung. Unsere Produkte entsprechen somit den höchsten ökologischen Anforderungen. Dazu zählen die Langlebigkeit, Zeitlosigkeit, Hochwertigkeit, Umbaubarkeit sowie die Kreislauffähigkeit. Wir weisen dies mit umfangreichen Zertifizierungen wie dem Blauen Engel und dem europäischen Level-Zertifikat nach. Auch in den kommenden Jahren wird unser Fokus auf Nachhaltigkeit und der damit verbundenen Kreislaufwirtschaft liegen.“


Jan Hendrik Karsch, Geschäftsführender Gesellschafter, WINI Büromöbel.

Jan Hendrik Karsch, Geschäftsführender Gesellschafter, WINI Büromöbel.„Immer zwingender wird uns vor Augen geführt, die Klimaschutzziele zu erreichen. Daher entwickeln wir viele Maßnahmen stetig weiter und initiieren auch neue. Eines unserer großen Ziele ist es, vollkommen nachhaltig zu produzieren und zu liefern. Ein wichtiger Meilenstein war die Zertifizierung mit Level 3 im Jahr 2021. Nun haben wir weitere Produkte wie zum Beispiel Twister oder Winea Startup 2.0 zertifiziert. Außerdem gab es einige energetische Maßnahmen. Zum Beispiel wurde die Hackschnitzelheizung optimiert. Endlich konnten wir zwei neue E-Ladestationen in Betrieb nehmen und leisten damit einen wichtigen Beitrag zur E-Mobilität in unserer Region. Um unsere Umweltaktivitäten transparent und nahbar darzustellen, haben wir eine Umweltlandkarte entwickelt. Das illustrative Wimmelbild zeigt auf spielerische Weise, wo welche ökologischen Maßnahmen wie greifen. Welche Auswirkungen die Produkte auf die Umwelt haben, kann nun transparent in Umweltproduktdatenblättern und im neuen Nachhaltigkeitsbericht nachgelesen werden.“


Thomas Mänecke, CEO, Wilkhahn.

Thomas Mänecke, CEO, Wilkhahn.„Als Deutscher Umweltpreisträger haben wir das Thema schon vor über drei Jahrzehnten zum Unternehmensprogramm gemacht und seitdem kontinuierlich weiterentwickelt. So beziehen wir für uns produzierte Bauteile zu 95 Prozent aus Deutschland und Europa – das senkt nicht zuletzt die Logistikrisiken. Durch den hohen Anteil an regenerativen Energien haben wir auch auf diesem Feld keine Versorgungsengpässe zu erwarten. Und bei steigenden Preisen schauen Kunden noch genauer auf die Qualität. Langlebige und zukunftssichere Produkte sind schließlich nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch sinnvoller. Zusammenfassend lassen sich drohende Rezessionen mit motivierten Mitarbeitenden, stabilen Kundenbeziehungen und belastbaren Partnerschaften besser meistern. Nachhaltigkeit bedeutet für Wilkhahn, mit einem vorausschauenden und umsichtigen Management das Zusammenspiel aus ökonomischer, sozialer, ökologischer und kultureller Verantwortung im Blick zu behalten – das zahlt sich auch in Krisenzeiten aus.“


Georg Mersmann, Vorstand der Soennecken eG.

Georg Mersmann, Vorstand der Soennecken eG.„Soennecken hat sich im vergangenen Jahr intensiv mit dem Thema Ökologie auseinandergesetzt. In Zusammenarbeit mit dem Berliner Start-up Planetly haben wir unseren CO2-Fußabdruck im Detail ermittelt. Nicht überraschend kommen die größten Emissionen aus dem Bereich der Logistik. Hier haben wir gezielt angesetzt und sparen beim Transport unserer Waren bereits CO2 ein oder gleichen Emissionen aus. Im Stadtgebiet Köln liefern wir seit August 2021 nahezu alle Pakete über Lastenräder aus. Zusätzlich haben wir das Sortiment unserer umweltfreundlichen Eigenmarke oeco deutlich erweitert. Diesen Weg der konkreten Maßnahmen wollen wir auch in den kommenden Jahren fortsetzen. Wir prüfen gerade, inwiefern wir die Auslieferung per Lastenrad auf zusätzliche Städte ausweiten können. Zudem planen wir eine größere Photovoltaikanlage an unserem Standort in Overath, mit der wir einen Teil des benötigten Stroms selbst erzeugen können. Hier zahlt dann die Ökologie auch auf unsere ökonomischen Ziele ein.“


Patrick Bischoff, Director Strategy & Marketing Digital Printing & Solutions, Canon.

Patrick Bischoff, Director Strategy & Marketing Digital Printing & Solutions, Canon.„Nachhaltigkeit ist fester Bestandteil der Unternehmensphilosophie Kyosei: Leben und Arbeiten für das Allgemeinwohl. Wir stützen uns dabei auf drei Säulen. Die Verringerung der Auswirkungen unseres Handelns auf die Umwelt, die Gewährleistung von Produktethik und -konformität mit gesetzlichen Bestimmungen und die Förderung sozialer Projekte. Wir sorgen dafür, dass Materialien länger genutzt werden können, vermeiden Abfall, verbessern die Energieeffizienz und bieten Lösungen für Refurbish- und Remanufacturing. Seit 2008 haben wir eine Verringerung der CO2-Emissionen über den gesamten Produkt-Lebenszyklus um 42 Prozent erreicht, mit einer durchschnittlichen jährlichen Verringerung von 4,6 Prozent. In unserem Canon-EMEA-Geschäft haben wir uns verpflichtet, die CO2-Emissionen pro Produkt über den gesamten Lebenszyklus bis 2030 um 50 Prozent zu reduzieren (im Vergleich zu 2008). Bis spätestens 2050 wollen wir Netto-Null erreicht haben. Wir sind davon überzeugt, dass trotz – oder womöglich gerade auf Grund – der aktuellen sozio-ökologischen Herausforderungen Nachhaltigkeitsziele umsetzbar sind.“


Dr. Jens Gebhardt, Commercial Director, Kinnarps GmbH.

„Da jährlich in der EU mehr als 10 Millionen Tonnen Möbel weggeworfen werden, sind wir der Meinung, dass Einrichtungslösungen über einen langen Zeitraum hinweg genutzt werden sollten. Die Besucher der Orgatec konnten am Kinnarps-Stand das neue Konzept der nachhaltigen Zirkularität, Circles of Change, kennenlernen. Es regelt, wie Möbel entworfen, hergestellt, transportiert und aufgearbeitet werden, um die Voraussetzungen für eine nachhaltige Inneneinrichtung zu schaffen. Unsere Produkte sind für eine langfristige Nutzung konzipiert. Im Circles-of-Change-Konzept sind verschiedene Dienstleitungen gebündelt, die ein Produkt am Ende des ersten Lebenszyklus aktualisieren oder erneuern. Das ist der wichtigste Grundsatz, um die negativen Umweltauswirkungen der Möbelproduktion zu reduzieren. Darüber hinaus haben wir weitere Ziele zu unseren bereits sehr hohen Standards zur ökologischen Nachhaltigkeit erreicht: Seien es die Reduktion unseres CO2-Ausstosses um 47 Prozent, der Einsatz von 97 Prozent zertifizierten Holzes oder der um 57 Prozent reduzierte Lösungsmittelverbrauch.“


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