Kontaktlose Bezahlformen sind auf dem Vormarsch. Nachdem bereits per Google Pay mit Android-Smartphones kontaktlos bezahlt werden kann, wird Apple mit Apple Pay vermutlich auch hierzulande bald nachziehen. Wird dies das Bezahlverhalten in Deutschland verändern?
Viele Banken wie die Sparkasse unterstützen mittlerweile mobiles Bezahlen per App. Abbildung: S Payment
In kaum einem anderen Land Europas wird so gern bar bezahlt wie in Deutschland. Zwischen 2010 und 2016 haben laut der Beratungsgesellschaft Barkow Consulting Group bargeldlose Transaktionen an deutschen Verkaufsständen um gerade mal sieben Prozent zugenommen. Außerdem gibt es in Deutschland noch immer Geschäfte und Lokale in Deutschland, die nur Bargeld annehmen. Auf einen Geldautomaten kommen in Deutschland gerade mal 13 Bezahlterminals. Spitzenreiter im mobilen Bezahlen ist hingegen Schweden, wo auf einen Geldautomaten 91 Terminals kommen. Seit Kurzem bieten Google und Apple Bezahl-Apps an, die Münzen, Scheine und physische Karten überflüssig machen könnten.
Mobiles Bezahlen mit Google und Apple
Die Deutschen lieben zwar weiterhin ihr Bargeld. Aber 55 Prozent der Bundesbürger stehen der Einführung bargeldloser Transaktionen durchaus aufgeschlossen gegenüber, so eine Studie der Beratungsgesellschaft PWC von 2017.
Mittlerweile ist mobiles Bezahlen mit Google Pay und Apple Pay in Deutschland möglich. Seit Juni 2018 bezahlen viele Kunden per Google Pay mit einer bei Google hinterlegten Kreditkarte. Außerdem ist damit zu rechnen, dass auch Apple ab Herbst oder Winter 2018 Bankkunden die Anwendung Apple Pay zum Bezahlen anbieten wird. Solche Apps unterstützen aber nicht alle Banken. Zu den Unterstützern zählen die Commerzbank mit ihrer Tochter Comdirect, die Onlinebank N26, das Finanzdienstleistungsunternehmen Wirecard und seit August die BW-Bank.
Nach und nach setzen sich Bezahl-Apps auch BEI den Banken durch. Die Hälfte aller Kunden der Volks- und Raiffeisenbanken besitzen bereits Karten für kontaktloses Bezaheln. 915 Volks- und Raiffeisenbanken (85 Prozent aller Filialen) bieten ihren Kunden schon die Möglichkeit, mit ihren Smartphones im Girocard-System zu bezahlen. Bei den Sparkassen sind es mit einem Drittel der Kunden (25 Millionen) zwar etwas weniger, aber auch hier schreitet die Entwicklung voran. Seit Juli gibt es bei den Sparkassen die App Mobiles Bezahlen, die mittlerweile von 300 Filialen unterstützt wird.
Bezahlen per App bald überall möglich
Die technische Ausstattung des Handys ist für mobiles Bezahlen entscheidend. Für eine Bezahlung muss der Kunde eine Google-Pay-App installieren und sein Handy nach der Aktivierung des Bildschirms lediglich in die Nähe eines Zahlungsterminals halten. Wie bei Kreditkartenzahlungen ist bei Beträgen über 25 Euro eine PIN nötig. Bislang war diese Art des Bezahlens nur in der Finanzindustrie möglich, doch bald wir kontaktloses Bezahlen per App auch in Einzelhandelsgeschäften und der Gastronomie, wie in Media Markt Saturn oder bei der Gastronomiekette Vapiano möglich sein.
Sicherheitsbedenken
Allerdings bereiten die neuen Bezahlmöglichkeiten vielen Bundesbürgern Sorge. So äußerten sich 61 Prozent der Befragten einer Bitkom-Studie skeptisch gegenüber kontaktlosem Bezahlen. Grund hierfür sind Sicherheitsbedenken, wie Datenschutz oder Zugriff Unberechtigter auf die eigenen Transaktionen. Allerdings biete kontaktloses Bezahlen eine größere Sicherheit gegenüber dem Bezahlen mit einer physischen Karte, so Ralf Ohlhausen, Business Development Director beim Payment-Spezialisten PPRO: „Beim Bezahlen per Smartphone hat man so viele Möglichkeiten, zahlreiche Sicherheitschecks durchzuführen, die mit einer Plastikkreditkarte nicht möglich sind. So könnte man immer eine Pin abfragen oder eine Nachricht angezeigt bekommen, sobald eine kontaktlose Zahlung erfolgt, sodass unbeabsichtigte oder betrügerische Zahlungen erkannt und gestoppt werden können.“ Es ist zu vermuten, dass kontaktloses Bezahlen über Apps bald zur Normalität werden könnte und bald alle Smartphones technisch so ausgerüstet sind, dass mit ihnen mobiles Bezahlen möglich wird.
