Trotz widriger Umstände blickt der Möbelhandel auf ein erfolgreiches Jahr zurück. Der Möbel-, Küchen- und Einrichtungsfachhandel hat 2021 den Umsatz des Vorjahres um circa zwei Prozent übertroffen. Das teilte der Handelsverband Wohnen und Büro e. V. (HWB) mit.
Der voraussichtliche Jahresbruttoumsatz von 33,8 Milliarden Euro bewege sich damit weiterhin auf hohem Niveau, hieß es vonseiten des HWB. Die Zahlen beruhen auf Hochrechnungen auf Basis der ersten zehn Monate 2021 nach Werten des Handelsverbands Möbel und Küchen (BVDM) in Zusammenarbeit mit dem IFH Köln.
Wirtschaftliche Rahmenbedingungen 2021
Nach einem gesamtwirtschaftlich durchwachsenen 1. Quartal 2021 haben die Monate April, Mai und Juni erste Zeichen der Erholung im Einzelhandel gezeigt. Der Internet- und Versandhandel blieb währenddessen vom Wachstum des stationären Handels unbeeinflusst. Im März 2021 hatte der Versand- und Internethandel mit einer Zuwachsrate von rund 44 Prozent gegenüber dem Vorjahr einen Umsatzrekord erzielt. Die deutsche Wirtschaft erholte sich bis zum Beginn des 4. Quartals 2021 stetig.
Büromöbel plus zehn Prozent
Die Umsatzentwicklung zeigte sich im Küchenhandel sowie im Büromöbelsektor im Jahresverlauf durchgehend positiv, teilte der HWB mit. Der Küchenhandel schließe 2021 mit einem Wachstum von rund acht Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum ab, bei Büromöbeln konnte das Umsatzwachstum gegenüber dem Vorjahr sogar um zehn Prozent gesteigert werden, bei den Polstermöbeln um drei Prozent.
Der erlebte Homeoffice-Trend in 2020 war keine zeitweilige Erscheinung, sondern festigte sich in 2021 als eine Standardkomponente im Arbeitsleben, kommentierte der HWB. Neue Wohn- und Arbeitskonzepte für kleine Flächen waren gefragt. Büromöbel, die sich in den vorhandenen Wohnraum integrieren lassen und flexibel nach ergonomischen Gesichtspunkten einsetzbar sind, waren dementsprechend stark gefragt. Unterstreichen lässt sich dieser Ansatzpunkt laut dem HWB dadurch, dass 2021 bundesweit die Homeoffice-Pflicht galt. Arbeitgeber waren verpflichtet, ihren Beschäftigten – wenn möglich – die Arbeit daheim zu erlauben. Damit haben sich die Arbeitnehmer über das Jahr an die Flexibilität im Homeoffice gewöhnt und wurden von ihrem Arbeitgeber mit Büromöbeln ausgestattet.
Onlinehandel – quo vadis?
Laut dem IFH Köln treibt der Onlinehandel mit seinem Innovationsverständnis den gesamten Handel an. Viele neue Ideen in der Handelsbranche finden ihren Ursprung in der Digitalisierung und dem E-Commerce. Der Onlinehandel ist damit maßgeblicher Bestandteil des Multi-Channel-Geschäfts. Die Filialen übernehmen zunehmend andere wichtige Funktionen im Kontakt mit den Kunden. Der Onlinehandel im Möbelbereich liegt weiterhin bei rund 15 bis 20 Prozent. Mit einer wesentlichen Steigerung ist aber nicht zu rechnen, da das haptische Erleben der Produkte im Fachhandel nach wie vor vom Kunden gewünscht wird bzw. die individuelle Anfertigung eines Produkts den persönlichen Kontakt vor Ort nicht ersetzt, teilte der HWB mit.
Ein Ausblick auf das aktuelle Geschäftsjahr
Die Bauindustrie und der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes e. V. (ZDB) bekundeten auf ihrer Jahreskonferenz im Dezember 2021, dass der Wohnungsbau auch in den „Corona-Jahren“ Stützpfeiler der Baukonjunktur geblieben ist.
Für die Möbelbranche bedeutet dies grundsätzlich, dass für 2022 ein positiver Ausblick gegeben werden kann. Der Bedarf an Küchen-, Polster- und Wohnungsmöbeln wird demnach anhalten. Abfallvermeidung, Recycling, Zero Waste und Upcycling sind weiterhin die Themen in der Interior-Branche. Der Kauf neuer Möbel ist zeitgleich eine langjährige Investition. Daher achten die Kunden vermehrt darauf, dass diese Produkte nachhaltig und fair produziert werden. Bei Möbeln wird zunehmend auf robuste Materialien und gelabelte Produkte geachtet. Möbel aus Massiv- oder Vollholz werden wegen ihrer Langlebigkeit und Wertigkeit verstärkt nachgefragt. Die Vorgaben aus der EU zur Kreislaufwirtschaft werden ferner zu einer Belebung von Dienstleistungen wie beispielsweise Refurbished und Möbel zur Miete führen.