Innovative Lösungen in der Logistikbranche

Das Versenden und die Zustellung von Paketen müssen klimafreundlicher werden. Die Publizistin Dr. Alexandra Hildebrandt beschreibt smarte Modelle und Lösungen einer nachhaltigen Logistik.

Eine CO2-neutrale Paketzustellung ist heute in vielen Ballungsräumen bereits möglich. Abbildung: GLS

Seit dem Jahr 2000 hat sich das Liefervolumen in Deutschland auf heute 3,35 Milliarden Sendungen pro Jahr nahezu verdoppelt. Laut der KEP-Studie 2018 sollen es 2022 schon 4,3 Milliarden Sendungen sein. Der Online- und Versandhandel in Deutschland wuchs auch in 2017 stetig weiter – laut E-Commerce-Verband bevh um 9,3 Prozent. Da die Stadtbevölkerung weltweit nach UN-Angaben bis zum Jahr 2050 um 2,5 Milliarden Menschen wachsen wird, sind viele Städte mit ihrer Infrastruktur (noch) nicht darauf vorbereitet. Deshalb werden neue, effizientere und saubere Lösungen für den urbanen und vernetzten Verkehr der Zukunft benötigt.

Das Problem der letzten Meile

Derzeit stellt die letzte Meile neben hohen CO2-Emissionen, Luftschadstoffen und Lärmbelastung auch die Versandhändler und Paketdienstleister vor ein großes Problem, denn neben dem häufig geringen Platz zum Parken sind die Kunden oft nicht zu Hause. Auch die Nachbarn sind immer weniger bereit, Pakete für andere Hausbewohner anzunehmen. Damit sinkt die Erstzustellungsquote. Da die Beschwerden der Kunden über schlechten Service zunehmen, bauen viele Unternehmen eigene Kapazitäten mit neuen lokalen Partnern auf.

Elektroräder können eine Lösung sein

Eine Zustellung per Elektro-Lastenrad schafft für viele Probleme Abhilfe: Durch das Laden der Räder mit 100-prozentigem Ökostrom fahren diese komplett emissionsfrei. Zusätzlich werden Abgase komplett und Lärm drastisch reduziert. Da die Fahrer der Lastenräder die Busspur und Fahrradwege benutzen und auch Einbahnstraßen entgegen der Fahrtrichtung befahren dürfen, ist die Zustellung häufig zudem schneller als mit einem herkömmlichen Paketzustellfahrzeug. Durch eine direkte Abstimmung des konkreten Zustelltermins mit dem Kunden durch die Radlogistiker liegt die Erstzustellungsquote bei rund 96 Prozent – im Vergleich zu rund 86 Prozent bei herkömmlichen Paketdienstleister.

Nachhaltigkeit und Digitalisierung finden Stadt

Die Studie „Zukunftsbilder Transport und Logistik 2030“ (Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik et al. 2014) zeigt positive Zukunftsszenarien mit dem Fokus auf die Verkehrsträger Straße und Schiene im Güterverkehr auf Basis innovativer und nachhaltiger Verkehrssysteme und benennt zahlreiche Vorteile: So würde eine Verbesserung der Technik zu prozessoptimierten, energieeffizienten und sicheren Abläufen führen. Flexibles Management „unterstützt unternehmensinterne und -übergreifende Kooperationen“. Eine wesentliche Stellschraube zur Reduktion der CO2-Emissionen im Einkaufsprozess sind ganzheitliche Mobilitätskonzepte (zum Beispiel nachhaltige City-Logistik).

Das Problempaket der Gegenwart beinhaltet allerdings noch viele Schwierigkeiten, denn in Zeiten der Digitalisierung und Globalisierung wechseln die Kunden häufig ihren Aufenthaltsort. Immer neue Kleinbestellungen machen die Belieferung der Großstadtnomaden so aufwendig, dass angestammte KEP-Dienste schnell an ihre Grenzen kommen. Boomende Internet-Plattformen müssen deshalb eine eigene, hoch automatisierte Lieferkette aufbauen. Hierzu werden moderne Informations- und Kommunikationstechnologien und Analysemethoden eingesetzt.

Die Lösung sollte smart sein

„Smart Logistics“ vernetzt eine globale Zulieferkette und kommuniziert dabei Ort und Status ständig an eine hochperformante Datenbank. Dieses System erkennt in Echtzeit mögliche Schwierigkeiten auf dem Transportweg. Die Teileversorgung kann dadurch mithilfe situationsbasierter Steuerungsverfahren umgehend darauf reagieren. Der „Smart Transport Robot“ ist ein autonomes, fahrerloses Transportsystem, das als wesentlicher Meilenstein für die Digitalisierung und Automatisierung in der Produktionslogistik verstanden werden kann und damit agile Lieferungen und eine effiziente Materialversorgung sicherstellt.

Mit positivem Beispiel vorangehen

Der Ökoversender memo AG hat in Berlin, Frankfurt/Main und in Stuttgart die Zustellung per Elektrolastenrad ausgebaut. In Frankfurt und Stuttgart werden regelmäßig die Grenzwerte für Luftschadstoffe überschritten. In Stuttgart gilt seit 1. Januar 2019 ein Fahrverbot für Dieselfahrzeuge bis Euronorm 4. Bisher sind unter anderem Paketdienste von diesem Fahrverbot ausgeschlossen. „Es wird jedoch nicht ausbleiben, dass sich vor allem größere Städte und Ballungsräume sowie Unternehmen und speziell Versandhändler über eine nachhaltigere Mobilität und Logistik Gedanken machen müssen“, sagt Frank Schmähling, Vorstand Logistik der memo AG. Der Versandhandel braucht eine effizientere und umweltfreundlichere Logistik.

Weiterführende Informationen:

Alexandra Hildebrandt/Claudia Silber: „Mobilität und Logistik: Richtige Wege, die nicht aufs Abstellgleis führen“, Amazon Media EU S.à r.l. Kindle Edition 2017.

Alexandra Hildebrandt und Werner Landhäußer (Hg.): „CSR und Digitalisierung. Der digitale Wandel als Chance und Herausforderung für Wirtschaft und Gesellschaft“, SpringerGabler Verlag, Heidelberg Berlin, 2017.

Dr. Alexandra Hildebrandt, Publizistin, Wirtschaftspsychologin und Nachhaltigkeitsexpertin.

Twitter: @AHildebrandt70

Foto: Steffi Henn