Das IFH Köln hat zum vierten Mal Stellschrauben für lebendige Stadtzentren untersucht und bilanziert Zukunftsperspektiven für die Zeit nach Corona.
Die Corona-Pandemie und der damit verbundene Shutdown des Einzelhandels trifft die Innenstädte schwer. Vor diesem Hintergrund analysiert die neueste Studie des IFH Köln „Vitale Innenstädte 2020“, für die im vergangenen Herbst rund 58.000 Passanten in 107 deutschen Innenstädten interviewt worden sind, Attraktivitätsmerkmale deutscher Stadtzentren und zeigt Handlungsoptionen für die Zeit nach der Pandemie auf. Fazit: Wichtige Stellschrauben sind Zielgruppen, Erlebniswert und der Einzelhandel.
„In diesem Jahr hat unsere Untersuchung zur Attraktivität der deutschen Innenstädte eine ganz besondere Relevanz. Obwohl die teilnehmenden Städte größtenteils durchaus positiv bewertet wurden, muss der Transformationsprozess jetzt eingeläutet werden, denn die Corona-Pandemie hat den Strukturwandel weiter enorm beschleunigt“, resümiert Dr. Markus Preißner, wissenschaftlicher Leiter am IFH Köln.
Einzelhandel mitverantwortlich für Erlebniswert
Der stationäre Einzelhandel bestimmt maßgeblich, wie attraktiv und erlebnisorientiert deutsche Innenstädte wahrgenommen werden. Ebenfalls Top-Treiber für den Erlebniswert sind Sehenswürdigkeiten sowie Freizeit- und Kulturangebote. Um Stadtzentren attraktiver zu gestalten – nicht zuletzt, um die geschlossenen Innenstädte nach Corona zu revitalisieren – gilt es, Verantwortliche von Städten, Handel und der Immobilienbranche an einen Tisch zu bringen. Auch die Digitalisierung und eine zukunftsorientierte Positionierung von Städten, etwa durch den passenden Onlineauftritt, sind oft noch ein Manko. Hier besteht Handlungsbedarf. Schließlich kaufen zwei Drittel der Innenstadtbesucher (auch) online ein. Eine Dynamik, die durch Corona noch verstärkt wurde.
Städte müssen für jüngere Zielgruppen attraktiver werden
Der klassische Einkaufsbummel ist das Hauptmotiv für den Besuch von Innenstädten – vor allem für ältere Personen (65 Prozent). Bei jüngeren Menschen unter 25 Jahren gibt die Hälfte an, zum Einkaufen in die Stadt zu kommen. Dafür sind Gastronomie oder Behörden- und Arztgänge für Jüngere öfter ein Besuchsanlass als bei älteren Menschen. Für die Praxis bedeutet das: Ein Blick auf die Einwohnerstruktur und die speziellen Bedarfe der Zielgruppen vor Ort ist unerlässlich bei der Konzeption zukunftsfähiger Innenstadtmodelle.
„Gerade für die Revitalisierung von Innenstadtlagen nach dem Corona-Lockdown müssen rein anbieterzentrierte Strategien nachfrageorientierten Konzepten weichen. Alle Macht geht lokal bekanntermaßen von den Besucherinnen und Besuchern aus. Deshalb steht nicht radikale Disruption im Fokus, sondern die stetige und balancierte Anpassung an die jeweilig lokalen Bedarfe“, erklärt Boris Hedde, Geschäftsführer des IFH Köln.