HWB-Geschäftsbericht: Die Bürowirtschaft 2020/21

Der Handelsverband Wohnen und Büro e. V. (HWB) hat seinen Geschäftsbericht 2020/21 veröffentlicht. Während die Bürowirtschaft 2019 in den PBS-Bereichen Strecke und Laden sowie Büroeinrichtung wachsen konnte, wurde 2020 in allen Bereichen ein kräftiges Minus beim Umsatz verbucht.

Der Geschäftsbericht 2020/2021 des Handelsverband Wohnen und Büro zeigt die Zahlen zum schwierigen Geschäftsjahr 2020 der Bürowirtschaft.
Der Geschäftsbericht 2020/2021 des Handelsverband Wohnen und Büro zeigt die Zahlen zum schwierigen Geschäftsjahr 2020 der Bürowirtschaft.

Das Jahr 2020 war für die Bürowirtschaft eine Herausforderung. Insgesamt liegt der Gesamtbruttoumsatz der HBS-Branche nach Zahlen der Marktforscher des IFH Köln mit 11,7 Milliarden Euro im Jahr 2020 um etwa zwölf Prozent unter dem Vorjahresumsatz. Das entspreche auch den Erwartungen des Handelsverbandes Büro und Schreibkultur (HBS), heißt es im Geschäftsbericht des HWB.

Lockdowns setzten dem PBS-Handel stark zu

Während der PBS-Handel den ersten Lockdown im Frühjahr 2020 weitgehend gut verkraftete, hat der Lockdown Light im November schnell die positiven Impulse aus dem Schulgeschäft zunichtegemacht. Dennoch konnte der stationäre Fachhandel partiell vom Weihnachtsgeschäft profitieren, bis dann den Händlern die Grundlage für ein gutes Weihnachtsgeschäft mit dem harten Lockdown ab Mitte Dezember völlig entzogen wurde. Mit einem Inzidenzwert von 35 wurde dann im Februar 2021 eine Grundlage für eine weitere Verlängerung des Lockdowns geschaffen, der dem PBS-Fachhandel den Boden unter den Füßen wegzog.

Auswirkungen des Homeoffice auf die Bürowelt

Homeoffice war und ist ein wichtiges Instrument in der Corona-bedingten Krise und es wird voraussichtlich auch den Arbeitsalltag der Zukunft stark prägen, heißt es im Geschäftsbericht. Eine Studie des Ifo-Instituts veranschaulicht die wachsende Bedeutung des Heimbüros während der Corona-Pandemie:

  • Gab es vor der Krise in 51 Prozent der Unternehmen Beschäftigte, die regelmäßig im Homeoffice arbeiteten, sind es während der Corona-Pandemie rund 70 Prozent.
  • Bereits vor der Krise war in großen Unternehmen Homeoffice üblicher als in kleinen. Fast alle großen Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten geben an, dass Mitarbeitende im Homeoffice arbeiten.

Wichtige Tools für die Arbeit zu Hause

Das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation kommt für die Corona-Zeit bei den nachgefragten Produkten zur Umsetzung des Homeoffice zu folgenden Erkenntnissen: Gefragt waren mobile Endgeräte, die Möglichkeit der Sprach- bzw. Videoverbindung und die Unterstützung synchroner Konferenzanwendungen: Ausstattung bei Softwareumgebungen rund um Kommunikation (E-Mail, Chat, Fernzugriffe via VPN, Zoom, MS Teams etc.) mit annähernd 90 Prozent.

Allerdings zeigen sich auch die Folgen der Corona-spezifischen Extremsituation: Ausstattungskomponenten des ergonomisch gut gestalteten, heimischen Arbeitsplatzes, wie ein höhenverstellbarer Schreibtischstuhl und Schreibtisch sowie ein zweiter, zumeist größerer Bildschirm, hatten bisher nicht zur Standardausstattung gehört und wurden jetzt nach Bedarf beigesteuert.

Auch die GfK hat angegeben, dass rund zwei Drittel der im Homeoffice Arbeitenden ihre Ausstattung während des Lockdowns oder danach aufrüsten bzw. ergänzen. Besonders häufig genannt wurden dabei Bürostühle, Headsets und Computer (Notebook oder Desktop-PC).

Prozentualer Umsatz der Bürowirtschaft nach Warengruppen. Abbildung: IFH Köln, HWB
Prozentualer Umsatz der Bürowirtschaft nach Warengruppen. Abbildung: IFH Köln, HWB

Homeoffice beeinflusst Streckenhandel

Die Folgewirkung der Stärkung des Homeoffice führt dazu, dass der Streckenhandel seinen Ansprechpartnern veränderte Bestelloptionen bieten musste und erweiterte Warenkörbe (zusätzliche Hygieneprodukte, Schnelltests, FFP2-Masken) angeboten hat. Durch die Entsendung der Mitarbeitenden ins Homeoffice wurden die Kontaktmöglichkeiten hin zur Nachfrageseite massiv eingeschränkt. So entzogen sich zahlreiche Firmen von einem Tag auf den anderen den gelebten Vertriebs- und Kommunikationskanälen des Außendienstes. Aus den Homeoffice-Arbeitern sind größtenteils Endverbraucher geworden, die sich privat, zum Beispiel im Distanzhandel/Internet, eigenständig ihre Homeoffice-Einrichtung gekauft haben.

Wo wird der Bürobedarf gekauft?

Laut einer Studie des Ipsos-Instituts sei die Beschaffungsquelle Nummer eins für Bürobedarfsprodukte für das Homeoffice das Internet. 42 Prozent der befragten Heimarbeiter bezogen ihre Produkte aus Webshops und Online-Plattformen, 34 Prozent nehmen die Materialien aus dem Büro mit nach Hause, 27 Prozent kaufen ihr Material im Supermarkt ein und 26 Prozent nutzen das lokale Fachgeschäft. Teile dieser Umsatzumschichtung sind unwiederbringlich verloren, schlussfolgern die Autoren des HWB-Geschäftsberichts. Die Chance, diese Anteile wieder zurückzugewinnen, tendiert gegen null.

Der Streckenhandel konnte das positive Ergebnis von 2019 nicht halten und kam in 2020 auf ein Minus von 10,5 Prozent. Er muss also verstärkt auf alternative Möglichkeiten zurückgreifen, um seine Kunden über Neuheiten zu informieren und den Bedarf an Büromaterial sowohl im Homeoffice als auch im klassischen Bürobetrieb bedienen zu können, lautet das Fazit im HWB-Geschäftsbericht. Die Herausforderung liege nun darin, die Heimarbeitnehmer zu erreichen und den Kontakt zu intensivieren. Entsprechend schnell muss darauf reagiert werden. Denn auch in 2021/2022 planen viele Arbeitnehmer, ihren Heimarbeitsplatz zu erweitern.

Prozentale Entwicklung der Bürowirtschaftsbereiche gegenüber dem Vorjahr. Abbildung: IFH Köln, HWB
Prozentale Entwicklung der Bürowirtschaftsbereiche gegenüber dem Vorjahr. Abbildung: IFH Köln, HWB

Kommt es mittelfristig zur Reduzierung der Büroflächen?

Eine Umfrage von KPMG befasst sich mit dem Thema, wie die Pandemie die Arbeitswelt verändert und die Digitalisierung beschleunigt. 77 Prozent der befragten CEOs wollen ihre Mittel zur digitalen Zusammenarbeit/Kommunikation ausbauen. Laut der Studie gehen 69 Prozent davon aus, dass ihr Unternehmen künftig weniger Büroflächen benötigen wird.

Einige Firmen wollen allerdings laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) ihre Räumlichkeiten umgestalten anstatt abzustoßen, um mehr Raum für Austausch und Kommunikation zu schaffen. Ungeachtet des Homeoffice-Booms wollen laut dieser Studie lediglich 6,4 Prozent der Unternehmen in den kommenden zwölf Monaten ihre Bürofläche reduzieren. Der Dienstleistungsanteil im PBS-Handel wird weiterhin ansteigen. Dies hat zur Folge, dass sich der klassische PBS-Bereich zum einen künftig hybrider aufstellen muss und zum anderen neue Produkte ins Sortiment mit aufnehmen sollte.

Trends: Homeoffice, Nachhaltigkeit und Flexibilität

Die HBS-Branche wird unter der Corona-Pandemie eine Neustrukturierung erfahren, lautet eine Schlussfolgerung des Geschäftsberichts. Ob der Homeoffice-Trend eine zeitweilige Erscheinung bzw. eine Standardkomponente im Arbeitsleben wird, kann derweil nicht abgesehen werden. Nachhaltigkeit wird verstärkt als zentrales Thema begriffen und durchzieht die Gestaltung des Wohnraums ebenso wie des Homeoffice. Neue Wohn- und Arbeitskonzepte für kleine Flächen sind gefragt. Die Bürowelt von morgen vereint einmal mehr den Wunsch nach Mobilität, Flexibilität und Kommunikation. Der Austausch mit Kollegen und die sozialen Kontakte bleiben ebenso Bestandteil unserer Berufswelt wie die durch die Krise gewonnene Flexibilität.

Büromöbel, die sich in den vorhandenen Wohnraum integrieren und flexibel nach ergonomischen Gesichtspunkten einsetzbar sind, werden gefragt sein. Ging es 2020 eher um Bedarfsdeckung als um Bedarfsweckung, so werden die Kunden schon bald wieder von den Ladengeschäften zum Stöbern und haptischen Erleben eingeladen sowie zum Kaufen animiert. Beschleunigt vom lokalen Bewusstsein für den Handel vor Ort. Diesen neu gewonnenen Lokalpatriotismus für das Fachgeschäft um die Ecke gelte es, über die Pandemie hinaus zu transportieren.

Bürowirtschaft Branchenumsätze 2006–2020

PBS-Streckenhandel PBS-Ladengeschäfte Büroeinrichtung
2020 4,3 Mrd. (- 10,5 %) 2,7 Mrd. (- 12,2 %) 3,0 Mrd (- 6,9 %)
2019 4,9 Mrd. (+ 1,8 %) 3,2 Mrd. (+ 0,7 %) 3,2 Mrd. (+ 8,7 %)
2018 4,9 Mrd. (+ 3,8 %) 3,2 Mrd. (+ 7,2 %) 3,0 Mrd. (+ 4,3 %)
2017 4,8 Mrd. (+ 2,0 %) 2,9 Mrd. (- 3,5 %) 2,9 Mrd. (+ 2,5 %)
2016 4,7 Mrd. (+ 3,9 %) 3,0 Mrd. (+ 1,1 %) 2,8 Mrd. (+ 12,9 %)
2015 4,6 Mrd. (+ 1,2 %) 3,0 Mrd. (+ 1,1 %) 2,5 Mrd. (+ 12,0 %)
2014 4,5 Mrd. (+ 2,7 %) 3,0 Mrd. (+ 2,1 %) 2,2 Mrd. (+ 3,9 %)
2013 4,4 Mrd. (- 1,9 %) 2,9 Mrd. (- 2,5 %) 2,1 Mrd. (+ 0,4 %)
2012 4,5 Mrd. (- 3,0 %) 3,0 Mrd. (- 2,5 %) 2,1 Mrd. (+/- 0 %)
2011 4,6 Mrd. (+ 4,5 %) 3,1 Mrd. (- 1,0 %) 2,1 Mrd. (+ 21,0 %)
2010 4,4 Mrd. (+ 6,1 %) 3,1 Mrd. (+ 1,5 %) 1,7 Mrd. (+/- 0 %)
2009 4,1 Mrd. (- 11 %) 3,1 Mrd. (- 2,5 %) 1,7 Mrd. (- 36,0 %)
2008 4,7 Mrd. (+ 2,0 %) 3,2 Mrd. (+ 2,0 %) 2,7 Mrd. (+ 12,0 %)
2007 4,6 Mrd. (+ 3,0 %) 3,1 Mrd. (+ 1,0 %) 2,4 Mrd. (+ 14,0 %)
2006 4,4 Mrd. (+ 4,0 %) 3,1 Mrd. (- 2,0 %) 2,2 Mrd. (+ 4,0 %)

In Klammern die prozentuale Veränderung des Umsatzes zum Vorjahr.