Für und wider mobiles Bezahlen

Immer häufiger können Kunden im Geschäft mit dem Smartphone per App bezahlen. Studien des EHI Retail Institute und des Digitalverbandes Bitkom haben allerdings ergeben, dass Bundesbürger das Handy bei Kleinstbeträgen nicht zum Bezahlen zücken und einige Probleme in der praktischen Umsetzung von mobilem Bezahlen bestehen.

  • Laut EHI zeigen sich 63 Prozent gegenüber mobilem Bezahlen skeptisch. Abbildung: EHI Mobile-Payment-Initiative 2018
    Laut EHI zeigen sich 63 Prozent gegenüber mobilem Bezahlen skeptisch. Abbildung: EHI Mobile-Payment-Initiative 2018

Mobiles Bezahlen per App, zum Beispiel mit Apple Pay, wird langsam zur Konkurrenz für die Bar- oder Kartenzahlung. Laut Digitalverband Bitkom gehe bereits heute nur noch jeder fünfte Bundesbürger (21 Prozent) davon aus, dass auch in 20 Jahren hierzulande noch Bargeld das dominierende Zahlungsmittel sein wird. Jeder Dritte (35 Prozent) glaube dagegen, dass es damit schon spätestens in zehn Jahren vorbei sein könnte.

Kleine Beträge lieber in bar

Das Bezahlen per Smartphone wird in Deutschland immer beliebter. Eine repräsentative Umfrage des EHI Retail Instituts, einer Marktforschungseinrichtung mit Sitz in Köln, hat ergeben, dass die große Mehrheit der Konsumenten (63 Prozent) jeden Betrag mit ihrem Smartphone begleichen würde. Der Wunsch, Klein- und Kleinsteinkäufe mobil zu bezahlen, steht allerdings relativ weit am Ende der Präferenzliste: Nur 14 Prozent der Befragten würden auch Bleistift oder Anspitzer mit dem Smartphone bezahlen. Besonders bei Kleinstbeträgen ist eine immer noch hohe Affinität zum Bargeld zu erkennen. Diese ablehnende Einstellung der Verbraucher könnte sich jedoch schnell ändern, wenn mobiles Bezahlen zunehmend in der Praxis Anwendung findet.

Safety first

Mobiles Bezahlen ruft aber auch einige Bedenken in der Bevölkerung hervor. Nach einer Bitkom-Umfrage sagen drei von fünf Smartphonenutzern (59 Prozent), dass sie ihren Einkauf nie mit dem Smartphone bezahlen würden. Während in Nachbarländern wie Dänemark das Bezahlen mit dem Smartphone schon seit Jahren weit verbreitet ist, sind viele Bundesbürger noch zurückhaltend. Smartphonenutzer, die auf das Bezahlen mit dem Smartphone grundsätzlich verzichten, nennen als Hauptgrund Sicherheitsbedenken. Sechs von zehn Bundesbürgern (61 Prozent) sorgen sich, dass Hacker auf diese Weise auf ihr Konto zugreifen könnten.

Ganz im Vertrauen

Vertrauen ist von entscheidender Bedeutung für die Auswahl der Zahloption. Dabei schneiden die konventionellen Zahlungsdienstleister laut EHI am besten ab. Drei Viertel der Konsumenten sähen laut EHI-Studie in Banken und Sparkassen sowie Kreditkartenanbietern vertrauenswürdige Partner. Diese hätten als etablierte, klassische Finanzvertragspartner des Kunden eine bessere Ausgangsposition als der Handel, auf den sich fast die Hälfte (47 Prozent) verlassen würde. Bei der Telekommunikationsbranche sinke dieser Wert auf nur 41 Prozent. Geldtransfer zwischen Freunden und Bekannten sei für die Kunden, die mobilen Bezahlmöglichkeiten aufgeschlossen gegenüberstehen, ein klares Alleinstellungsmerkmal, so EHI. Jeder Zweite sehe hierin eine besondere Attraktivität und Vereinfachung.

Mobiles Bezahlen in der Praxis

Neben Sicherheitsbedenken und eventuell fehlendem Vertrauen halten einige praktische Gründe viele Bundesbürger vom Bezahlen per Handy-App ab. In der Bitkom-Studie haben 30 Prozent angegeben, der Bezahlvorgang mit dem Smartphone sei ihnen zu kompliziert. 13 Prozent finden, das Bezahlen mit dem Smartphone dauere zu lange. Dabei komme die Dauer des Bezahlvorgangs laut EHI in den besten Fällen bereits mit unter zehn Sekunden der des kontaktlosen Bezahlens mit Kreditkarten gleich. Es gebe aber auch einige längere Zahlungsvorgänge von mehr als 30 Sekunden. Mit zunehmender Verbreitung des mobilen Bezahlens sollte sich dieser Wert aber den Best Cases annähern.

Bitte kostenlos

Der Durchbruch kann dem mobilen Bezahlen nur gelingen, wenn die mobile Bezahloption kostenfrei ist: Laut EHI-Studie würden neun von zehn Verbrauchern mobiles Bezahlen nicht nutzen, wenn es kostenpflichtig wäre. Nur ein sehr geringer Anteil wäre mit einer begrenzten monatlichen Gebühr oder Transaktionsgebühren einverstanden.