Für eine bessere Raumluft

Die Qualität der Raumluft hat insbesondere im Büro einen sehr großen Einfluss auf Gesundheit, Wohlbefinden und Produktivität. Über ihre Bedeutung sprachen wir mit Thomas Schlatte von der Initiative MeineRaumluft.

  • Thomas Schlatte, Sprecher der Initiative Mei­ne­Raum­luft
    Thomas Schlatte, Sprecher der Initiative Mei­ne­Raum­luft

OFFICE DEALZZ: Herr Schlatte, MeineRaumluft ist eine unabhängige Plattform für gesunde Luft in Innenräumen. Wer und was verbirgt sich hinter dieser Initiative?

Thomas Schlatte: Die Plattform wurde 2012 gegründet. Sie wird von Wissenschaftlern, Institutionen mit Bezug zum Thema Raumluft, Forschungseinrichtungen und Wirtschaftsunternehmen getragen. Sie ist besonders in Österreich und der Schweiz aktiv. MeineRaumluft hat sich zum Ziel gesetzt, die Öffentlichkeit in allen Fragen rund um das Thema „Gesunde Raumluft“ bzw. „Gesundes Raumklima“ zu sensibilisieren und somit für mehr Gesundheit in Wohn-, Arbeits- und Lehrräumen beizutragen.

Mit welchem Ziel wurde MeineRaumluft gegründet?

Luft ist unser wichtigstes Lebensmittel, denn täglich nehmen wir zwischen zwölf und 15 kg Luft auf. Da wir in Westeuropa etwa 90 Prozent unserer Lebenszeit in Innenräumen verbringen, ist die Qualität der Raumluft für die Gesundheit und das Wohlbefinden essenziell. Dieser Zusammenhang ist den meisten Menschen nicht bewusst. Das wollen wir ändern. 

Wie ist es um die Luft in Büros bestellt und wie misst man eigentlich ihre Qualität?

Eine Messstudie unserer Plattform bei über 400 Büroarbeitsplätzen zeigt ein durchaus bedenkliches Bild. Einer der großen Sorgenfaktoren ist die relative Luftfeuchtigkeit: Bei nahezu einem Drittel aller Messungen lag sie teils weit unter dem empfohlenen Wert von 40 bis 60 Prozent. Neben häufig auftretenden Augenproblemen (Office-Eye-Syndrom) kann die zu trockene Luft außerdem zu austrocknenden Schleimhäuten und damit einhergehend zu einer erhöhten Infektionsrate sowie Hautreizungen führen.

Die Studie zeigt aber auch, dass die Luftqualität in Büros generell oft unzureichend ist. Festmachen lässt sich das beispielsweise am CO2-Gehalt. Er gilt als Leitwert für die generelle Luftqualität, denn mit diesem Wert steigen und sinken weitere Luftschadstoffkonzentrationen. Der Richtwert liegt bei 1.000 ppm CO2 in der Raumluft. Bedenklich ist, dass diese Grenze bei knapp einem Fünftel aller Messungen (19 Prozent) zum Teil deutlich überschritten wurde. 

Was sind Kardinalfehler in Bezug auf die Luftqualität in Büroräumen?

Vor allem sind bereits Baustoffe so zu wählen, dass sie eine Pufferfunktion für die Temperatur und Luftfeuchtigkeit bieten und sie keine Schadstoffe ausgasen. Auch bei Einrichtungsgegenständen (Teppiche, Möbel etc.) ist darauf zu achten, dass sie keine Schadstoffe an die Raumluft abgeben. Schließlich sind auch Feinstaubquellen wie Drucker, Kopierer, Räucherstäbchen und Raumbedufter direkt neben dem Arbeitsplatz zu vermeiden. 

Was sollte man für gute Büroluft vor allem tun?

In vielen modernen Bürogebäuden sind kontrollierte Lüftungsanlagen eingebaut, die bei ordnungsgemäßer Installation und Wartung automatisch für Frischluft sorgen. Alternativ helfen mobile Luftreinigungsgeräte mit entsprechender Filtertechnik (etwa HEPA und Aktivkohle). Lassen sich die Fenster öffnen, sollte regelmäßig ein Luftaustausch über gegenüberliegende Fenster durchgeführt werden. 

Es heißt, Pflanzen würden auch helfen …

Pflanzen können bei Luftbefeuchtung, Schadstoffabbau und Staubbindung helfen. Jedoch wäre die für einen wesentlichen Effekt benötigte Menge sehr bzw. zu groß.  

Ihre Initiative ist in Österreich beheimatet und bereits in der Schweiz vertreten. Möchten Sie auch noch nach Deutschland expandieren?

Ja, wir planen, im Herbst die Gespräche mit unterschiedlichen Fachinstitutionen fortzusetzen, und beginnen ab sofort mit der Suche nach passenden Partnern aus der Wirtschaft.

Vielen Dank für das Gespräch.

Die Fragen stellte Robert Nehring.