Zwar kämpft auch die Büromöbelindustrie mit einer gebremsten Nachfrage. Mit Impulsen zum notwendigen Strukturwandel und intelligenten Lösungen zur Optimierung von Arbeitsräumen beweist die Branche aber Innovationskraft, so der deutsche Büroeinrichtungsverband IBA.
Nach Angaben des Industrieverband Büro und Arbeitswelt e.V. (IBA) stieg im ersten Halbjahr 2023 der Umsatz aus der Herstellung von Büromöbeln im Vergleich zum Vorjahr um 3,7 Prozent. Damit lag die Nachfrage zwar immer noch im positiven Bereich, unter Berücksichtigung der allgemeinen Preisentwicklung sind die Umsätze aber allenfalls mit dem Niveau des Vorjahres vergleichbar. Der notwendige Umbau der Büros zu Innovations- und Begegnungsorten schreitet durch die allgemeine konjunkturelle Lage langsamer voran als erwartet.
Entscheider durch künftige Arbeitsformen gefordert
Die Umstellung von der Präsenz- zu einer hybriden Arbeitskultur fördert die zögerliche Haltung vieler Entscheider. 64 Prozent der Beschäftigten in Deutschland gaben in einer Ende Mai 2023 im Auftrag des IBA durchgeführten repräsentativen Forsa-Umfrage an, neben dem Büro mindestens einen anderen Ort für ihre Arbeit zu nutzen und somit hybrid zu arbeiten. Jeder Zweite berichtet, dass es dafür inzwischen verbindliche Vorgaben vom Arbeitgeber gibt. Die meisten Unternehmen und ihre Beschäftigten experimentieren aber noch, welcher Mix für sie am besten funktioniert. „Inzwischen ist unstrittig, dass Fachkräftemangel und wachsender Innovationsdruck dazu führen, dass Unternehmen aller Wirtschaftsbereiche ihre Büroeinrichtungen an neue Anforderungen anpassen müssen. Aktuell überlagert aber zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung die Diskussion um Präsenz und Flächenbedarf andere Faktoren des Wandels“, erklärt Helmut Link, Vorsitzender des IBA, die Situation.
Ganzheitlicher Service und smarte Technologien
Ohne Anpassung der Arbeitsumgebungen kann die Transformation der Arbeitswelt aber nicht gelingen. Damit sich die Büros zu Orten der Begegnung, des gemeinsamen Lernens und der Innovationen entwickeln können, müssen die Bereiche für Teamarbeit und den fachlichen, aber auch den informellen Austausch ausgebaut werden. Gleichzeitig sind die Erwartungen der Beschäftigten im Hinblick auf das persönliche Wohlbefinden in einem attraktiven Umfeld deutlich gestiegen. Infolgedessen wurden im Verlauf des ersten Halbjahrs 2023 vorrangig Investitionen in dringend erforderliche strukturelle Anpassungen getätigt. Diese schlugen sich mit einem Anstieg um 6,5 Prozent positiv in der Nachfrage nach Tischen, Korpusmöbeln und Trennwänden nieder.
Nicht in der IBA-Statistik erfasst werden Umsätze durch Serviceleistungen und digitale Tools. Gerade hier konnten die Büroeinrichtungshersteller aber offensichtlich von ihren während der letzten Jahre getätigten Investitionen profitieren. Teils ausgelagert in eigene Serviceunternehmen, bietet die Branche neben Planungs- und Beratungsleistungen unter anderem auch Tools zur Raumbuchung und Nutzungsanalyse samt zugehörigen Services an. Das Interesse daran, so Link, sei in den letzten Monaten deutlich gestiegen.
Höhere Qualität und mehr Nachhaltigkeit
Auf Service setzt die Büromöbelindustrie auch in Sachen Nachhaltigkeit. Hier wurden die vorhandenen Reparaturservices zu ganzheitlichen Refurbishing-Angeboten ausgebaut. Damit können Produkte komplett überarbeitet und so länger oder sogar mehrfach genutzt werden. Noch werde diese Option aber erst von wenigen Kunden genutzt, heißt es dazu beim IBA. Wichtiger sei den meisten Unternehmen, schon bei der Anschaffung auf Nachhaltigkeit und Langlebigkeit zu achten. „Wir erleben einen ähnlichen Trend wie die Immobilienwirtschaft. Was zählt, ist nicht mehr die Zahl der Quadratmeter oder die Anzahl der Arbeitsplätze, sondern eine hohe Qualität und Nachhaltigkeit der Ausstattung. Denn nur so können die neuen Ziele erreicht und junge Nachwuchsfachkräfte gewonnen werden“, stellt Link dazu fest. Für die Büromöbelhersteller in Deutschland sei das ein guter Ausgangspunkt für eine mittelfristig spürbar steigende Nachfrage. Für das zweite Halbjahr rechnet der IBA allerdings noch mit einer weiteren Seitwärtsbewegung der Nachfrage. In den nächsten Monaten gelte es für viele Unternehmen erst einmal, trotz unsicherer Rahmenbedingungen den Einstieg in die Umgestaltung der Büros zu finden und erste Veränderungen auf den Weg zu bringen.