Eine branchengewichtete Hochrechnung für den gesamten deutschen Einzelhandel spricht von 4,3 Milliarden Euro Inventurdifferenz. Ein Großteil des Betrags sei auf Ladendiebstahl zurückzuführen.
Rund 3,75 Milliarden Euro der Inventurdifferenz seien auf Diebstahl zurückzuführen, davon circa 2,38 Milliarden Euro auf Diebstähle durch Kunden. Den eigenen Mitarbeitern werde gut eine Milliarde angelastet. Das zeigt eine aktuelle Studie des EHI Retail Institute.
Steigerung um fast 5 Prozent
„Im Handel wird nach wie vor gestohlen, was nicht niet- und nagelfest ist“, erklärt Frank Horst, Sicherheitsexperte vom EHI. „Trotz aufwändiger Präventivmaßnahmen summieren sich die Verluste in 2018 auf 4,3 Milliarden Euro.“ Nach 4,1 Milliarden Euro in 2017 bedeute das eine Steigerung von fast fünf Prozent, lautet ein Ergebnis der Studie „Inventurdifferenzen 2019“. Welche Zusammenhänge bestehen und welche Trends es bei Präventions- und Sicherheitsmaßnahmen gibt, erläuterte Frank Horst auf dem „EHI Inventur- und Sicherheitskongress 2019“ in Köln.
Eine Milliarde zu Lasten von Mitarbeitern
Den eigenen Mitarbeitern wird eine Summe von gut einer Milliarde Euro angelastet. Auf Lieferanten sowie Servicekräfte entfallen etwa 350 Millionen Euro an Warenverlusten im Jahr. Statistisch gesehen entfällt auf jeden Haushalt in Deutschland jährlich ein Warenwert von fast 60 Euro, der nicht bezahlt wird. Auf den Lebensmittelhandel projiziert bedeutet dies, dass nach wie vor rund jeder 200. Einkaufswagen unbezahlt die Kasse passiert. 560 Millionen Euro entstehen durch organisatorische Mängel wie falsche Preisauszeichnung oder nicht erfasster Bruch und Verderb.
Der ehrliche Kunde zahlt mit
Bei der Mehrzahl der Studienteilnehmer haben sich die Inventurergebnisse in Prozentpunkten im Vergleich zu 2017 verschlechtert. Eine durchschnittliche Inventurdifferenz von 0,63 Prozent – bewertet zu Einkaufspreisen in Prozent vom Nettoumsatz – schmälert die Renditen im Einzelhandel erheblich. Bewertet zu Verkaufspreisen in Relation zum Bruttoumsatz entspricht dies in branchengewichteter Hochrechnung einem Wert von durchschnittlich einem Prozent des Umsatzes. Hinzu kommen jährliche Ausgaben des Handels von rund 1,45 Milliarden Euro für Präventions- und Sicherungsmaßnahmen, um die Waren vor Diebstählen zu schützen. Insgesamt gehen dem Handel damit durch Inventurdifferenzen und Investitionen in Sicherheitsmaßnahmen rund 1,34 Prozent des Umsatzes verloren, die letztlich jeder Kunde mit bezahlt.
Rückgang der Ladendiebstahlsanzeigen
2018 sind die angezeigten Ladendiebstähle laut polizeilicher Kriminalstatistik um 4,1 Prozent auf insgesamt 339.021 Fälle (Vorjahr 353.384) zurückgegangen. Während die Zahl der einfachen Ladendiebstähle seit 1997 nahezu kontinuierlich gesunken ist, haben sich schwere Ladendiebstähle in den letzten zwölf Jahren nahezu verdreifacht. Durch die hohe Dunkelziffer (über 98 Prozent) besitzt die Statistik nur eine eingeschränkte Aussagefähigkeit. Aus dem durchschnittlichen Schaden aller angezeigten Diebstähle und dem tatsächlichen Schaden im Handel ergibt sich, dass jährlich rechnerisch über 23 Millionen Ladendiebstähle mit je einem Warenwert von 100 Euro unentdeckt bleiben.