Auch im zweiten Jahr der Pandemie hat die Digitalisierung des deutschen Mittelstands weiter Fahrt aufgenommen. Das zeigt die Telekom-Studie „Digitalisierungsindex Mittelstand 2021/2022“. Der Digitalisierungsgrad mittelständischer Unternehmen ist 2021 insgesamt auf einen Schnitt von 59 von 100 Punkten gestiegen.
Zum sechsten Mal befragten die Telekom und das Analystenhaus Techconsult mehr als 2.000 mittelständische Unternehmen in Deutschland zum Grad ihrer Digitalisierung. Die Studie untersuchte erstmals die Auswirkungen von New Work, den neuen Arbeitsweisen im globalen und digitalen Zeitalter. Und welche Rolle Klimaschutz und Fördermittel für den deutschen Mittelstand spielen.
Der Digitalisierungsindex Mittelstand 2021/2022 zeigt, dass der Mittelstand vor allem in den Ausbau seiner IT-Sicherheit und des Datenschutzes investierte. Aber auch das zunehmende Interesse an modernen Arbeitswelten und Nachhaltigkeitsthemen trieb die digitale Transformation der Unternehmen voran. Der Branchenvergleich ergab: Industrie und Logistik sind weiterhin führend. Ihren Index um je einen Punkt steigern konnten Industrie, Handel, Handwerk und Baugewerbe. „Die Coronapandemie und globale Lieferverzögerungen haben den deutschen Mittelstand 2021 mitunter stark getroffen“, sagt Hagen Rickmann, Geschäftsführer Geschäftskunden der Telekom Deutschland. „Umso erfreulicher: Der deutsche Mittelstand treibt seine Digitalisierung mit besonderem Fokus auf moderne Arbeitswelten und Nachhaltigkeit weiter voran.“
Moderne Arbeitswelten für mehr Produktivität
Deutsche Unternehmen setzen verstärkt auf mobile und digitale Zusammenarbeit: New Work hat sich bei knapp der Hälfte (49 Prozent) der befragten Unternehmen als festes Arbeitsmodell etabliert. Entsprechend verbreitet sind Homeoffice und digitale Anwendungen: 57 Prozent nutzen Web- und Videokonferenzen. Digitale Kommunikationstechnologien und -tools gehören heute mit 81 Prozent für die Mehrheit zum Arbeitsalltag. Sie unterstützen die interne Kommunikation, den Dialog mit Kunden und damit die Produktivität. Das gilt auch für die Zukunft: Etwa sechs von zehn Mittelständlern wollen langfristig darüber neue Mitarbeitende gewinnen.
Digitale Sicherheit hat Priorität
Cyberangriffe waren in der deutschen Wirtschaft 2020/21 sehr präsent. Besonders die Verlagerung ins Homeoffice zeigte Sicherheitslücken. Deshalb investieren die Befragten noch mehr in Cybersicherheit: Mitarbeitende der befragten Unternehmen werden nach der Pandemie im Schnitt elf Prozent mehr Arbeitszeit im Homeoffice verbringen. Für ausreichend gesichert halten jedoch nur 43 Prozent ihre mobilen Arbeitsplätze. Vor allem die Sicherheit bei E-Mails und Technologien zur Verschlüsselung will der Mittelstand künftig ausbauen. Ebenso Lösungen zum Identitätsmanagement und zur Authentifizierung, denn digitale Technologien erhöhen die Resilienz der Unternehmen in Krisenzeiten.
Unternehmen fördern Klimaschutz
Mit den Bemühungen um langfristige Handlungsfähigkeit wächst auch das Bewusstsein für klimafreundliches Wirtschaften (71 Prozent). Dazu nutzen die Unternehmen das Potenzial der Digitalisierung: Das reicht von ressourcenarmer Produktion über nachhaltige Zulieferer bis zu optimierter Tourenplanung im Bereich Logistik. Sieben von zehn Unternehmen setzen auf Online- statt Präsenzveranstaltungen. 29 Prozent reduzieren Dienstreisen und Berufsverkehr.
Bereitschaft zu Investitionen weiterhin hoch
93 Prozent der befragten Betriebe wollen auch künftig in digitale Projekte investieren. Davon planen 45 Prozent sogar eine durchschnittliche Erhöhung um 24 Prozent. Die Digitalisierungsbudgets sollen vor allem Technologien zur digitalen Zusammenarbeit und Sicherheitslösungen im Unternehmen zugutekommen. 69 Prozent wollen zudem die Kommunikation mit Kunden über digitale Kanäle ausbauen.
Fördermittel kaum genutzt
Die Studie zeigt auch: Der Mittelstand hat die Möglichkeiten der Digitalisierung längst nicht ausgeschöpft. Innovative Lösungen wie das Internet der Dinge (IoT) oder künstliche Intelligenz setzt bisher nur eine Minderheit ein. Öffentliche Förderprogramme könnten den Einsatz technischer Neuheiten steigern. Die einzelnen Töpfe stellen bis zu sechsstellige Fördermittelsummen zur digitalen Transformation bereit. Jedoch rufen bisher nur 18 Prozent diese Gelder für ihre Vorhaben ab. Oft genannte Gründe: fehlende Transparenz und bürokratische Hürden. Das lässt sich auch unter den Unternehmen beobachten, die solche Fördermittel nutzen: Etwa sechs von zehn Betrieben mussten externe Unterstützung einholen. Nur so ließ sich das passende Programm finden und beantragen.