Circular Economy: Die ressourcenschonende Gesellschaft

Der nachhaltige Umgang mit Ressourcen gehört zu den wichtigsten Aufgaben, die Unternehmen bewältigen müssen. Die Publizistin Dr. Alexandra Hildebrandt erklärt, wie sich diese Herausforderung meistern lässt.

Nachhaltiger Kreislauf: Circular Economy minimiert Ressourceneinsatz und Abfallproduktion. Abbildung: Pexels.
Kreisläufig: Circular Economy minimiert Ressourceneinsatz und Abfallproduktion. Abbildung: Pexels

Der Grundsatz der Nachhaltigkeit – kluge Entscheidungen treffen, die unsere Lebensumstände verbessern, ohne unsere Zukunftschancen zu beeinträchtigen – ist mit Kreisläufen verbunden. Er beginnt mit der Erkenntnis, dass wir in einer Welt endlicher Ressourcen leben.

Ressourcenbedarf verringern

Die Agenda 2030 der Vereinten Nationen fordert die Staatengemeinschaft auf, nachhaltige Produktions- und Konsummuster zu gewährleisten und den Ressourcenbedarf erheblich zu verringern. Eine Möglichkeit, um dieser Herausforderung zu begegnen, sind Konzepte einer ambitionierten Circular Economy. Sie gilt als Wirtschaftsmodell der Zukunft, weil sie

  • die Umwelt schont,
  • die eingesetzten Rohstoffe länger und häufiger nutzt als dies bislang der Fall ist
  • und neue Geschäftsmodelle und Einkommensquellen erschließt.

Das geht aus der Studie „Chancen der Kreislaufwirtschaft für Deutschland – Analyse von Potenzialen und Ansatzpunkten für die IKT-, Automobil- und Baustoffindustrie“ des Rates für Nachhaltige Entwicklung (RNE) hervor. Am Beispiel von drei Stoffströmen wird gezeigt, dass eine ambitionierte Kreislaufwirtschaft auch unter den heutigen Rahmenbedingungen möglich ist. Exemplarisch werden die Internet- und Kommunikationsbranche (IKT-Branche), die Automobilindustrie und die Baubranche an den Beispielen Router, Traktionsbatterie und Gips betrachtet.

Deutschland als möglicher Vorreiter

Im Bereich Consumer Electronics ist Recycling bereits eine elementare Ressourcenquelle. Die digitale Vernetzung veranlasst nun auch Automobilhersteller und Maschinenbau, sich mit Circular Economy zu beschäftigen. Leider wird das Potenzial der Kreislaufwirtschaft derzeit noch nicht voll ausgeschöpft: „Eingesetzte Rohstoffe gelangen über den Lebenszyklus eines Produktes hinaus nicht wieder in den Produktionsprozess zurück. Im Wesentlichen haben wir immer noch eine Linearwirtschaft, keine Kreislaufwirtschaft“, schreiben Günther Bachmann, Generalsekretär des RNE, und Alexander Holst, Managing Director bei Accenture Strategy Sustainability. Das sei „ökologisch fatal, ökonomisch leichtfertig und sozial wenig intelligent“.

Deutschland hat das Potenzial, Vorreiter der Kreislaufwirtschaft zu werden. Zudem als Technologieführer in vielen Umwelttechnologien bis 2020 die ressourceneffizienteste Volkswirtschaft zu gestalten. Dabei ist es wichtig, knappe oder umweltbelastende Ressourcen durch besser verfügbare zu ersetzen und der Wiederverwertung bzw. dem Recycling Vorrang zu geben: reduce – reuse – recycle. Damit werden dem Immer-Mehr, Immer-Schneller und der Überschreitung der ökologischen Grenzen zahlreiche Möglichkeiten sinnvollen Tuns entgegengesetzt.

Ökologisch und fair

Wie das Konzept im Unternehmenskontext funktioniert, zeigt das Beispiel memo AG. Claudia Silber, Leiterin Unternehmenskommunikation, bemerkt: „Wenn es Alternativen gibt, werden keine Einwegprodukte eingesetzt. Zudem bieten wir für einige Artikel kosten- und ressourcenschonende Nachfüllmöglichkeiten an. Gerade bei Druckerverbrauchsmaterialien, die im gewerblichen Bereich in großen Mengen benötigt werden, lassen sich durch den Einsatz von Recyclingprodukten enorme Materialeinsparungen erzielen.“ Der Leistungsprozess des Unternehmens orientiert sich an den drei Säulen der Nachhaltigkeit – Ökologie, Sozialverträglichkeit und Ökonomie – ergänzt um den Faktor Qualität.

Ganzheitlich in die Zukunft

Es wird zunehmend deutlich, dass Zukunft ganzheitliche Lösungen benötigt, und sich Kreislaufwirtschaft nicht auf herkömmliches Recycling reduzieren lässt. Sie erfordert weitaus mehr – beispielsweise auch, dass der kreislauffähige Einsatz von Rohstoffen bereits beim Produktdesign berücksichtigt wird. Dabei werden drei zentrale Ansätze unterschieden:

  • Materialwahl: Materialien sollten sich für einen Wiedereinsatz ohne Qualitätsverlust eignen.
  • Nutzungsdauer: Die Nutzungsdauer der Produkte sollte verlängert werden (zum Beispiel durch ein intelligentes Produktdesign, das Reparatur ermöglicht).
  • Energieeffizienz: Die Produktion und Nutzung der Produkte soll so energieeffizient sein wie möglich.

Weiterführende Informationen:

Alexandra Hildebrandt/Claudia Silber: „Circular Thinking 21.0: Wie wir die Welt wieder rund machen“, Amazon Media EU  S.à r.l. 2017.

Dr. Alexandra Hildebrandt, Publizistin, Wirtschaftspsychologin und Nachhaltigkeitsexpertin.

Twitter: @AHildebrandt70

Foto: Steffi Henn