Die Corona-Pandemie hat im Jahr 2020 auch die Geschäftsentwicklung der Hersteller von Büromöbeln und Bürostühlen beeinträchtigt. Insgesamt hat der Industrieverband Büro und Arbeitswelt (IBA) für 2020 einen Gesamtumsatz von knapp 2,2 Milliarden Euro in der Büromöbelindustrie gemeldet – ein Rückgang von 11,8 Prozent im Vergleich zu 2019.
Positiv bewertete die Branche, dass die Nachfrage in den letzten drei Monaten noch einmal spürbar angezogen hat, sodass das Minus zum Jahresende geringer ausfiel als noch zum Ende des dritten Quartals. Nach einem starken Einbruch im April 2020 lagen die Umsätze der Büroeinrichtungshersteller Ende September noch 14,5 Prozent unter dem entsprechenden Zeitraum 2019. Maßgeblich für die Umsatzsteigerung im letzten Quartal war die steigende Nachfrage im Inland, die sich im Quartalsvergleich fast wieder auf Vorjahresniveau befand. Über das gesamte Jahr fielen die Umsätze im Inland um 11,1 Prozent im Vergleich zu 2019, teilte der IBA mit. Im Exportgeschäft blieb der positive Effekt zum Jahresende aus. Hier fiel die Nachfrage im gesamten Jahresverlauf um 13,7 Prozent. Die durchschnittliche Exportquote fiel von 26,1 Prozent in 2019 auf 25,5 Prozent in 2020.
Unter dem Strich war das Jahr 2020 damit für die Büroeinrichtungsbranche – wie auch für viele ihrer Kunden im In- und Ausland – sehr belastend. Trotzdem hielten die im IBA organisierten Unternehmen weitgehend an ihren Mitarbeitern fest. Die durchschnittliche Zahl der Beschäftigten im Jahresverlauf sank gegenüber dem Vorjahr um 3,2 Prozent.
Großprojekte und Homeoffice als stabilisierende Faktoren
Die zuletzt stabile Inlandsentwicklung ist im Wesentlichen auf die Nachfrage von Groß- und Rahmenvertragskunden zurückzuführen. Sie nutzten die partielle Abwesenheit ihrer Mitarbeiter, um im Frühjahr zunächst gestoppte Projekte umzusetzen, Möbel auszutauschen oder die Büroumgebungen fit für die neuen Anforderungen der zunehmend hybriden Arbeitswelt zu machen. So hat der IBA seit dem Spätsommer 2020 einen starken Nachfrageanstieg bei Beratungsleistungen verzeichnet.
Zu einem kleineren Teil trugen auch Anschaffungen für die Ausstattungen von Homeoffices zur steigenden Nachfrage am Jahresende bei. Dabei waren Sitzmöbel stärker gefragt. Sie schnitten 2020 mit einem Minus von 10,1 Prozent etwas besser ab als Tische, Schränke und Raumgliederungselemente (minus 13,3 Prozent).
Homeoffices langfristig mit Verbesserungsbedarf
Die Arbeitsplatzverhältnisse im Homeoffice haben sich über den bisherigen Zeitraum der Pandemie kaum verbessert. Der IBA warnt daher, dass eine Verstetigung der aktuellen Arbeitsbedingungen nicht mit dem Gesundheitsschutz vereinbar ist: „Wenn die Beschäftigten nach der Pandemie weiterhin regelmäßig zu Hause arbeiten sollen, werden entweder klare Mindeststandards für einen Homeoffice-Arbeitsplatz benötigt oder es bedarf einer Richtlinie, die klärt, ab welchem Umfang die Arbeit in den heimischen vier Wänden als Telearbeit zu erfolgen hat“, erklärt Hendrik Hund, Vorsitzender des IBA.
Corona-Pandemie treibt Wandel der Arbeitswelt voran
Ob sich die Erholung der Nachfrage nach Büroeinrichtungen insgesamt fortsetzen wird und ob sie auch die Exportmärkte erreichen wird, hängt von der weiteren Entwicklung der Corona-Pandemie ab. Die Hersteller von Büromöbeln und Bürositzmöbeln stellen sich auf ein schwieriges Jahr 2021 ein, das durch längere Einschränkungen der Wirtschaft und daraus resultierende Folgen geprägt sein könnte. Allgemein gehen Vertreter der Branche davon aus, dass dieses Jahr trotz positiver Signale mindestens genauso herausfordernd wird wie das vergangene.
Trotzdem blickt der IBA überwiegend zuversichtlich in die Zukunft: „Die Corona-Pandemie hat den Wandel der Arbeitswelt massiv beschleunigt und Unternehmen dazu bewogen, aktuelle Arbeitsweisen und -bereiche zu hinterfragen. Die Expertise unserer Mitglieder für die Arbeitsplatzgestaltung wird somit weiter gefragt sein, beispielsweise bei der Neugestaltung von Kommunikationszonen oder der Integration von Videokonferenzen in die Arbeitsabläufe“, so Thomas Jünger, Geschäftsführer des IBA.