Vier von zehn Festangestellten dürfen im Home-Office arbeiten. Eine Studie von Bitkom zeigt jedoch, dass die meisten dieses Angebot dankend ablehnen. Wenn Mitarbeiter selbst entscheiden dürfen, wo sie arbeiten, wählt eine deutliche Mehrheit das Büro.
62 Prozent der Festangestellten mit Home-Office-Erlaubnis machen davon keinen Gebrauch, und 38 Prozent arbeiten lieber in den eigenen vier Wänden oder mobil. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Befragung von 1.002 Berufstätigen in Deutschland zwischen 16 und 65 Jahren im Auftrag des Digitalverbands Bitkom. „Viele Arbeitnehmer haben mittlerweile die Wahl, wo sie arbeiten. Anders als man vielleicht meinen könnte, ziehen die meisten Festangestellten das Büro dem eigenen Zuhause vor – aus ganz unterschiedlichen Gründen“, so Bitkom-Präsident Achim Berg.
Die meisten wünschen sich soziale Kontakte
Wer im Home-Office arbeiten darf, aber trotzdem lieber ins Büro geht, führt dafür vor allem soziale Gründe an. 59 Prozent sagen, es sei ihnen wichtig, im Team zu arbeiten. 56 Prozent erklären, der direkte persönliche Austausch im Büro sei für sie entscheidend. Auch Arbeitsgewohnheiten spielen für viele eine Rolle. 52 Prozent geben an, dass ihre Arbeitsweise die persönliche Anwesenheit erfordere. Jeder Fünfte (20 Prozent) sagt, seine Arbeit könne im Home-Office nicht erledigt werden, und jeder Siebte (15 Prozent) meint, zu Hause nicht produktiv arbeiten zu können. 29 Prozent gehen lieber ins Büro, um im Unternehmen präsent zu sein. Und 11 Prozent geben an, Bedenken zu haben, dass sich fehlende Präsenz negativ auf die Beurteilung durch Vorgesetzte auswirken und etwa bei einer Gehaltsverhandlung nachteilig sein könnte.
Mehrheit erwartet steigenden Home-Office-Anteil
Doch bei aller Zurückhaltung ist die Mehrheit aller Erwerbstätigen überzeugt, dass sich ortsunabhängiges Arbeiten immer stärker durchsetzen wird. 53 Prozent erwarten, dass der Anteil der Mitarbeiter, die in Unternehmen ganz oder teilweise im Home-Office arbeiten, in den kommenden fünf Jahren steigen wird. 41 Prozent erwarten einen konstanten Anteil. Dass sich der Trend zum Home-Office umkehrt, und der Anteil wieder zurückgeht, erwartet hingegen niemand.
Fast jeder Zweite fordert Anspruch auf Home-Office
Das Arbeiten fernab des betrieblichen Arbeitsplatzes sei bislang nicht gesondert gesetzlich geregelt. Bei vielen Erwerbstätigen findet die Forderung nach einem Recht auf Home-Office Zuspruch. 45 Prozent wünschen einen gesetzlichen Anspruch darauf. „Das ist ein hoher Zustimmungswert, zumal Home-Office längst nicht in allen Berufen möglich ist, wie etwa für Pflegekräfte, Lehrende oder Beschäftigte im Einzelhandel“, so Berg. Unabhängig vom Arbeitsort gelte: Der Arbeitgeber muss immer die gesetzlichen Schutzpflichten für Sicherheit und Gesundheit seiner Beschäftigten erfüllen. Auch die Bestimmungen des Arbeitszeitgesetzes müssen eingehalten werden, etwa in Bezug auf Höchstarbeitszeit und Ruhezeiten. Wer orts- und zeitflexibel arbeitet, verstoße schnell gegen starre Vorgaben wie den Acht-Stunden-Arbeitstag und die elfstündige Mindestruhezeit, teilte Bitkom mit. „Das Arbeitsrecht hinkt in vielen Bereichen den technologischen und kulturellen Entwicklungen hinterher und ist schlichtweg nicht mehr zeitgemäß. Wir müssen diese antiquierten Gesetze schleunigst an das digitale Zeitalter anpassen und für die Beschäftigten mehr Flexibilität bei der Arbeitsgestaltung ermöglichen, etwa mit einer wöchentlichen Höchstarbeitszeit an Stelle des Acht-Stunden-Tages“, so Berg.