Begeisternd verkaufen #8/12

Die Ex­per­tin für Kun­den­be­geis­te­rung Maja Schnei­der hilft Un­ter­neh­men dabei, ihren Kun­den-Ser­vice auf das nächs­te Level zu heben. Im ach­ten Teil ihrer Ko­lum­ne stellt sie drei Re­kla­ma­ti­ons-Hacks vor. Weil jedes Pro­blem die Lö­sung für mehr Kun­den­be­geis­te­rung ist.

Begeisternde Verkäufer überzeugen Kunden in den allermeisten Fällen. Abbildung: Patrick Tomasso, Unsplash
Be­geis­tern­de Ver­käu­fer über­zeu­gen Kun­den in den al­ler­meis­ten Fäl­len. Ab­bil­dung: Pa­trick To­mas­so, Uns­plash

So wie sich Pro­ble­me und ver­är­ger­te Kun­den nicht immer ver­mei­den las­sen, so lässt sich in den meis­ten Fäl­len aber auch eine gute Lö­sung fin­den. Vor­aus­ge­setzt, die Mit­ar­bei­ten­den eines Un­ter­neh­mens sind so ge­fes­tigt und ge­las­sen zu­gleich, dass sie sich von einem un­zu­frie­de­nen Kun­den nicht an­ste­cken las­sen.

Es gibt immer einen Haken

Wäre da nicht die Schuld­fra­ge, die im Falle einer Re­kla­ma­ti­on oder einer Be­schwer­de schnell auf­taucht. Und uns als Ver­käu­fer oder In­ha­ber dazu ver­lei­tet, eben­so schnell eher ge­gen- als mit­ein­an­der in ein hef­ti­ges Wort­ge­fecht ein­zu­tau­chen. Der Su­per-GAU in Sa­chen Kun­den­be­zie­hung ist per­fekt: eine völ­lig un­nö­ti­ge Dis­kus­si­on über Recht und Un­recht. Die Frage, die bleibt, lau­tet: Wie schaf­fen wir es zu­rück zum Kun­den? Oder haben wir über­haupt noch eine Chan­ce, die­sen wie­der zu be­geis­tern?

Be­trach­ten wir die Si­tua­ti­on mit etwas Ab­stand und der nö­ti­gen Weit­sicht, wird schnell klar: Oben be­schrie­ben ist die denk­bar schlech­tes­te Va­ri­an­te, um mit einem sich be­schwe­ren­den oder kri­ti­schen Kun­den ad­äquat um­zu­ge­hen. Genau die­sen Ab­stand – und sei es nur in­ner­lich – brau­chen wir, um die hoch­ko­chen­den Emo­tio­nen und damit auch das Ge­spräch in ein ru­hi­ge­res Fahr­was­ser zu füh­ren. Um da­durch die Basis zu schaf­fen für eine für beide Sei­ten gute Lö­sung.

Von der Ab­wehr zur ge­mein­sa­men Lö­sung

Auch wenn der erste Re­flex ver­ständ­li­cher­wei­se Ab­wehr lau­tet und wir eine Ver­tei­di­gungs­po­si­ti­on ein­neh­men, ein gut ge­schul­ter Mit­ar­bei­ten­der weiß nicht nur, wie er einen un­zu­frie­de­nen Kun­den be­ru­hi­gen kann. Er ist dar­über hin­aus auch in der Lage, ihn letz­ten Endes wie­der für sein Un­ter­neh­men zu be­geis­tern. Am ein­fachs­ten ge­lingt dies, wenn wie uns SO­FORT um den Kun­den küm­mern – ohne Wenn und Aber! Und dazu braucht es vor allem eines nicht: den Chef! Oder nach wem auch immer der Kunde ge­ra­de ver­langt. Wie es Mit­ar­bei­ten­den ge­lingt, mit Ge­schick und Ge­las­sen­heit den ver­är­ger­ten Gast in einen glück­li­chen zu ver­wan­deln, zei­gen fol­gen­de Re­kla­ma­ti­ons-Hacks:

Hack #1: Ver­ständ­nis zei­gen

Wich­tig ist, dass der Kunde sich mit sei­nem Pro­blem ernst ge­nom­men fühlt. Geben Sie ihm die Auf­merk­sam­keit, die er sich wünscht und dabei die Ge­le­gen­heit, sein Är­ger­nis noch ein­mal im De­tail zu schil­dern. Hören Sie in jedem Fall aktiv und auf­merk­sam zu. Bes­ten­falls ma­chen Sie sich schrift­li­che No­ti­zen. Si­gna­li­sie­ren Sie Ver­ständ­nis für das Pro­blem mit Äu­ße­run­gen wie „Ich kann Sie ver­ste­hen“. Ein of­fe­ner Um­gang mit der Si­tua­ti­on ist wir­kungs­voll und zeigt dem Kun­den, dass mit sei­nem An­lie­gen acht­sam um­ge­gan­gen wird.

Hack #2: Be­dau­ern aus­drü­cken

Ganz un­ab­hän­gig davon, wer oder was Ver­ur­sa­cher des Pro­blems ist – mit der Äu­ße­rung „es tut mir leid“ zei­gen Sie als Mit­ar­bei­ten­der sou­ve­rän und auf Au­gen­hö­he Ihr Be­dau­ern, ge­ste­hen aber noch kei­nen Feh­ler ein. Liegt die­ser nach Prü­fung doch beim Un­ter­neh­men, ist in jedem Fall eine klar for­mu­lier­te und ehr­lich ge­mein­te Ent­schul­di­gung an­ge­bracht. Es er­höht die Chan­cen enorm, den Kun­den ver­söhn­lich zu stim­men. Fakt ist: Die Mei­nung des Kun­den ist IMMER wich­tig und genau die­ses Ge­fühl müs­sen Sie ihm geben. Das hilft mit, ihn per­sön­lich zu be­sänf­ti­gen und die Si­tua­ti­on im All­ge­mei­nen zu ent­schär­fen.

Hack #3: Ge­mein­sam einen Weg zur Lö­sung fin­den

Nach­dem Sie sich einen guten Über­blick über die Si­tua­ti­on und Pro­ble­ma­tik ver­schaf­fen konn­ten, heißt es nun, eine Lö­sung zu fin­den. Ge­mein­sam mit dem Kun­den wird eru­iert, wie seine Vor­stel­lun­gen aus­se­hen. Gleich­zei­tig prü­fen Sie als Mit­ar­bei­ten­der, wel­che Mög­lich­kei­ten das Un­ter­neh­men an­bie­ten kann. Die­ser Pro­zess soll­te in einem Er­geb­nis enden, wel­ches für beide Sei­ten zu­min­dest ak­zep­ta­bel ist – im Ide­al­fall be­geis­tert es den Kun­den aber so, dass er bei nächs­ter Ge­le­gen­heit sei­nem Um­feld davon be­rich­tet.

Schuld­zu­wei­sun­gen ge­gen­über Kol­le­gen oder gar der Ge­schäfts­lei­tung soll­ten tun­lichst ver­mie­den wer­den. Aus­sa­gen wie „Ach, da hat der Kol­le­ge wohl mal wie­der nicht rich­tig zu­ge­hört“ oder „Wenn ich das ge­wusst hätte, wäre der Feh­ler nie pas­siert“ sind ein ab­so­lu­tes No-Go. Die­ses Ver­hal­ten hin­ter­lässt nicht nur einen höchst un­pro­fes­sio­nel­len Ein­druck beim Kun­den, es trägt vor allem auch wenig bis über­haupt nichts zur Pro­blem­lö­sung bei. Und genau die stre­ben wir an!

Jede ge­lös­te Be­schwer­de zählt

Auch wenn sich er­fah­rungs­ge­mäß nur einer von 25 un­zu­frie­de­nen Kun­den be­schwert, er­zäh­len es die meis­ten wei­ter – und dann im Schnitt auch noch min­des­tens zehn an­de­ren Per­so­nen. Umso wich­ti­ger ist es, sich we­nigs­tens mit dem einen Be­schwer­de­füh­rer zu be­schäf­ti­gen. Dies er­spart unter an­de­rem un­nö­ti­ge Fol­ge­kos­ten, ver­mei­det Kun­den­ver­lus­te, ver­bes­sert die Kom­mu­ni­ka­ti­on, stei­gert die Ser­vice­qua­li­tät usw. Er­folg­reich ge­lös­te Be­schwer­den oder Kun­den­rück­mel­dun­gen er­hö­hen nach­weis­lich die Kun­den­bin­dung.

Maja SchneiderMaja Schnei­der,

Ex­per­tin für Kun­den­be­geis­te­rung,

Smi­ling Cust­o­m­er.

smi­ling­cust­o­m­er.de