Im aktuellen Retail Report 2020 vermitteln Theresa Schleicher und das Zukunftsinstitut Einblicke in die wichtigsten Trendphänomene des Handels. Eine These lautet: Der Handel der Zukunft muss als Ökosystem verstanden werden.
Eine der Thesen der Zukunftsinstitut-Autorin des Retail Reports 2020 ist: Der Online-Shop ist tot – es leben die Ökosysteme. Die digitale Disruption im Handel fordere immer mehr Opfer. Hingegen haben sich die erfolgreichen E-Commerce-Giganten zu digitalen Ökosystemen entwickelt, die immer weniger Umsatz über ihren eigenen Online-Shop und immer mehr über ihre Funktion als Marktplatz generierten. Mittlerweile liege der Anteil des Online-Handels am erwirtschafteten Gesamtumsatz von Amazon lediglich bei gut 50 Prozent. Über die Seller Services für Drittanbieter, die über den Marktplatz verkaufen, generiere Amazon inzwischen starke 18 Prozent des Gesamtumsatzes.
Die Vorzüge beider Welten
Laut Zukunftsinstitut hätten sich zahlreiche Visionen um den Handel im Jahr 2020 geformt. Vor circa zehn Jahren sei die Digitalisierung so immens auf die Handelswelt geprallt, dass sich viele die Frage gestellt hätten, ob der Offline-Handel überhaupt eine Zukunft habe. Die Krise verleitete dazu, sogar das Ende des stationären Handels auszurufen. Der Retail Report 2020 hält fest, dass beim Wettkampf Online gegen Offline nicht einer der beiden als Sieger hervorgegangen ist, sondern dass es zu einer Vermischung kam: Denn beide Welten haben ihre Vorzüge – und in der Kombination bieten sie die besten aller Shopping-Erlebnisse.
Wie Künstliche Intelligenz den Handel verändert
Nach dem Hype um KI hat man sich im Zukunftsinstitut folgende Frage gestellt: Nun ist bekannt, was alles möglich ist, doch was ist wirklich sinnvoll? Die Antwort lautet: Der Einsatz von KI durchzieht sämtliche Prozesse im Handel – von der Beschaffung bis zum Verkauf. Das optimale Erlebnis für den Kunden wird jedoch nicht alleine durch KI erreicht, sondern durch das kluge Zusammenspiel von menschlicher und maschineller Intelligenz.
Trends im Handel 2020
Im Retail Report 2020 nennt das Zukunftsinstitut fünf wichtige Trends, die den Handel im kommenden Jahr maßgeblich beeinflussen werden:
- Instant Shopping – Die Ära der ungeduldigen Konsumenten: Das schnelle und hektische Leben der Konsumenten macht dem stationären Handel zu schaffen. Innovative Konzepte zeigen, wie Händler dem ungeduldigen Kunden gerecht werden können.
- Playful Stores – Experience pro Quadratmeter: Während das Ende stationärer Läden heraufbeschworen wird, feiern innovative Retailer und Brands große Experiences auf großer Fläche. Künftig zählt das Erlebnis pro Quadratmeter – nicht mehr die Flächenproduktivität.
- Event-Shopping – Boom der Schnäppchentage: Black Friday, Cyber Monday, Singles’ Day – der Handel scheint keine Möglichkeit auszulassen, Kunden mit Rabattaktionen an selbstkreierten Shopping-Tagen zu locken. Und die Konsumenten sind begeistert – noch.
- ImmoTail – Vom Händler zum Immobilienentwickler: Vor allem in Städten gewinnen Mischnutzungskonzepte an Bedeutung. Händlern kommt künftig eine wichtige Rolle bei der Schaffung von neuem urbanem Wohnraum zu.
- Cashfree Retail – Bezahlen im Vorbeigehen: Spätestens mit Apple Pay und Amazon Go ist das Bezahlen ohne Bargeld oder Karte zum Trend geworden. Ob per App, Fingerabdruck oder Wearable: Innovative Konzepte zeigen, wie in Zukunft bezahlt werden kann.