Jährlich werden über 700.000 Kinder in Deutschland eingeschult. Diplom-Ingenieur Werner Sterk, Obmann des DIN-Ausschusses „Schulranzen“, erklärt, worauf beim Kauf eines neuen Schulranzens geachtet werden sollte.
Bei der Wahl ihres Schulranzens sind den 5- bis 6-Jährigen meist vor allem Farbe und Motive wichtig. Eltern sollten jedoch darauf achten, dass der Schulranzen gut sichtbar ist und der DIN-Norm entspricht. Denn dies erhöht die Sicherheit ihrer Kinder im Straßenverkehr deutlich.
Auf der sicheren Seite mit der DIN-Norm 58214
Die DIN-Norm 58214 „Schulranzen – Anforderungen und Prüfung“ beschreibt, welche Eigenschaften ein Schulranzen haben soll, damit er als gut sichtbar, ergonomisch und funktional gilt. Allerdings werden viele Schulranzen verkauft, die die Anforderungen der Norm unterlaufen. Vor allem werden die für die Sichtbarkeit wichtigen fluoreszierenden Leuchtflächen weggelassen. Argument: Die von den Autowarnwesten bekannten Farben orangerot und gelb passen nicht so recht zu einem coolen Design. Bei der Überarbeitung der Norm wurde daher nach Wegen gesucht, um Design- und Sichtbarkeitsanforderungen besser miteinander zu vereinen. Die im Oktober 2018 erschienene Neufassung der Norm lässt jetzt weitere fluoreszierende Farben wie gelbgrün oder pink zu. Damit hat der Hersteller mehr Auswahl beim Design des Schulranzens. Im Normungsgremium waren Hersteller, Zulieferer, Hochschulen, der DIN-Verbraucherrat sowie der TÜV vertreten. Da die Sicherheit auf dem Schulweg für die gesetzliche Unfallversicherung ein wichtiges Thema ist, arbeiteten auch das DGUV-Sachgebiet Schulen, das Institut für Arbeitsschutz der DGUV (IFA) und die KAN-Geschäftsstelle mit.
Reflektoren alleine reichen nicht aus
Viele Eltern wähnen sich auf der sicheren Seite, wenn der neue Schulranzen über reflektierende Flächen verfügt. Diese sind bei Dunkelheit unverzichtbar und bei schlechter Beleuchtung oft das einzige, was der Autofahrer von dem Kind sieht. Die DIN-Norm schreibt vor, dass mindestens 10 Prozent der Rück- und Seitenflächen des Ranzens damit ausgestattet sein müssen. Aktuelle Praxistests des IFA zeigen, dass selbst die kleinen Reflektoren, die nach Norm an den Tragegurten angebracht sein müssen, die Sichtbarkeit nach vorne deutlich verbessern. Dazu dürfen sie aber nicht durch Kleidungsstücke wie Schals verdeckt werden oder durch einen schlecht sitzenden, nach hinten kippenden Ranzen zu weit nach oben rutschen.
Oft wird jedoch unterschätzt, dass fluoreszierende Leuchtflächen auf dem Schulranzen ebenso wichtig sind, um im Straßenverkehr gut gesehen zu werden. Hier fordert die Norm, dass mindestens 20 Prozent der Rück- und Seitenflächen damit ausgestattet sein müssen. Sie fallen am Tag und in der Dämmerung auf, weil sie das Umgebungslicht verstärken und selbst bei wenig Restlicht leuchten. Über das Jahr gesehen sind genau zu diesen Zeiten die Grundschülerinnen und -schüler am häufigsten unterwegs.
Sensibilisierung der Öffentlichkeit
Verbraucherschützer und die gesetzliche Unfallversicherung setzen sich gemeinsam dafür ein, die Öffentlichkeit zu informieren, welche Aspekte bei der Auswahl und dem Gebrauch eines Schulranzens wichtig sind. So erarbeitet eine Arbeitsgruppe aus Unfallkassen und der KAN einen Flyer, der über die Kitas an die Eltern der Vorschulkinder verteilt werden soll. Neben der Sichtbarkeit geht es darin auch um ergonomische und funktionale Aspekte. Bei der ergonomischen Gestaltung des Ranzens hat sich einiges getan. Gut gepolsterte Schultergurte, körpergerecht geformte Rückenteile, die an das Wachstum der Kinder angepasst werden können, sowie Brust- und Beckengurte tragen dazu bei, das Gewicht gut zu verteilen. Wichtig ist, den Ranzen anzuprobieren und sich kompetent beraten zu lassen, damit er zum Kind passt und richtig eingestellt wird.
DIN-Norm, GS-Zeichen und Verbrauchertests
Eltern können sich bereits vor dem Kauf informieren, indem sie Testberichte von Verbraucherschutzorganisationen lesen. Beim Kauf sollten sie sich den Hinweis „entspricht DIN 58214“ am Ranzen oder in der Gebrauchsanleitung zeigen lassen. Ein GS-Zeichen zeigt, dass eine staatlich anerkannte Stelle überprüft hat, dass der Schulranzen die Sicherheitsanforderungen der Norm einhält.
Es gibt weitere Möglichkeiten, die Sichtbarkeit der Schüler zu erhöhen, etwa durch eine Warnweste. Diese jedoch wird vom Schulranzen teilweise verdeckt. Auch lässt oft die anfängliche Motivation, die Warnweste anzuziehen, im Frühling und Sommer nach. Einen Schulranzen hat das Kind dagegen immer dabei. Die Sichtbarkeit, auch die am Tag, ist in einem normgerechten Ranzen bereits eingebaut. Daher Augen auf beim Schulranzenkauf!
Diplom-Ingenieur Werner Sterk, Leiter des Fachbereichs Sicherheitstechnik der KAN-Geschäftsstelle, stellvertretender Obmann des DIN-Ausschusses „Schulranzen“, Kommission Arbeitsschutz und Normung (KAN). |