In welche Richtung bewegt sich die Bürowirtschaft? Was sind die Trends, Chancen und Herausforderungen? OFFICE DEALZZ stellt Fragen. Interessante Persönlichkeiten aus der Branche antworten.
1) Wie sind Sie zur Bürowirtschaft gekommen?
Michael Purper: Wirklich per Zufall. Nach dem BWL-Studium habe ich den ersten Job in Paris gehabt und von dort die Filiale unseres Familienunternehmens (KFZ-Ersatzteile) ausgebaut. Nach fünf Jahren in Paris konnte ich in Saarbrücken die Geschäftsführung übernehmen. 1992 habe ich dort keine Zukunft für mich im Familienunternehmen gesehen und wurde Geschäftsführer der Euro Buro Ewiv, Frankfurt – ein Zusammenschluss von elf nationalen Einkaufsverbänden (aus Deutschland: Büro aktuell, Büroring und Europakontor). Das war mein Einstieg in die PBS-Welt.
2) „Wer bin ich und wenn ja, wie viele?“: Wer ist die Prisma und wie viele Mitglieder und Lieferanten hat sie aktuell?
Die Prisma Fachhandels AG versteht sich als Kommunikationsplattform zwischen dem mittelständischen PBS-Fachhandel, dem Großhandel und den Vertragslieferanten. Aktuell hat sie 770 Fachhandels-Aktionäre mit 900 Betrieben und 1.100 Vertragslieferanten.
3) Welchen Anteil haben die Bereiche Büroeinrichtung, Bürotechnik, Bürobedarf und Büroperipherie bei Ihren Mitgliedern und Lieferanten?
Unsere Mitglieder repräsentieren den klassischen stationären PBS-Handel. Die Sortimentsschwerpunkte liegen in den Bereichen Schule, Papeterie, Geschenkartikel und Büroartikel. Bürotechnik und -möbel werden nur von einigen Spezialisten angeboten und betragen nur etwa 10 Prozent.
4) Ihr Umsatz: Wie hoch war er 2018 und mit welcher Entwicklung rechnen Sie 2019?
Der Zentralregulierungs-Umsatz betrug 2018 137,2 Millionen Euro. Für 2019 erwarten wir eine gleichbleibende Entwicklung.
5) Wer darf unter welchen Voraussetzungen Prismaner werden und warum sollte man sich für die Prisma entscheiden?
Die Frage ist nicht in Kürze zu beantworten. Wir ermitteln in den ersten Gesprächen, in welchen Bereichen ein Händler unsere Unterstützung erwartet (BWL-Beratung, Finanzierung, Lieferantenzugang etc.). Wenn wir dann eine schlüssige Lösung anbieten können, ergibt sich auch eine Mitgliedsvertrag. Der Aktienanteil von 766,94 Euro und die monatliche Gebühr sind dann kein Einstiegshindernis für den Händler.
Grundsätzlich braucht kein Mensch die Prisma – alle unsere Leistungen werden auch von anderen Organisationen angeboten. Solange wir unsere Dienstleistungen aber effizienter, schneller und zielgerichteter anbieten können, werden sich Fachhändler für eine Mitgliedschaft bei Prisma entscheiden.
In den letzten vier Jahren haben wir 253 neue Mitglieder geworben – unser Vertrieb ist sehr erfolgreich in einem Markt, der jährlich circa 4 Prozent der Händler verliert.
6) Was verbirgt sich hinter Ihrem neuen Pop-up-Show-Konzept?
Das Pop-up-Konzept ermöglicht einem Händler, sechs neue Sortimente für je vier Wochen auf 30 m2 anzubieten und bei seinen Kunden einzuführen. Die ausgewählten Sortimente sind in der Regel aus dem Papeteriebereich. Zum Hintergrund muss man wissen, dass sich im ersten Halbjahr die Umsatzanteile von 47 zu 35 Prozent verschieben, weil an den klassischen Geschenkanlässen wie Ostern und Weiße Feste mehrheitlich Geldgeschenke gewünscht werden. Die Pop-up-Show bietet ganz neue Sortimente mit einer dominanten Warenpräsentation.
7) Die Prisma AG kooperiert mit eBuch, Nordbuch, LG Buch, dem Büroring und der EK Servicegroup. Wie sieht das konkret aus?
Für die Buchhändler der Buchhandelsgruppen bieten wir eine Zentralregulierung für alle PBS-Sortimente an. Buch und PBS passen aus Sicht der Endverbraucher gut zusammen. Mit Büroring und der EK Servicegroup haben wir strategische Allianzen in der Zentralregulierung, Lieferantenportfolio und Administration. Damit kann Prisma, ohne personell aufzustocken, deutlich mehr Leistungen anbieten und sich auf die Betreuung der Fachhändler vor Ort konzentrieren.
8) Was zählt für Sie zu den größten Herausforderungen für die Bürowirtschaft?
Die größte Herausforderung besteht darin, die Attraktivität des Handels zu erhalten.
9) Wie lässt sich diese meistern?
Wir betreuen jeden Händler individuell. Wer Hilfe braucht, der bekommt die entsprechende Unterstützung von uns. Da wir mit Unternehmern arbeiten, ist es immer Hilfe zur Selbsthilfe.
10) In wessen Begleitung würden Sie gern einmal mit dem Fahrstuhl steckenbleiben, um mit ihr oder ihm ein Gespräch zu führen, und was würden Sie von der- oder demjenigen wissen wollen?
Ich möchte gar nicht im Fahrstuhl steckenbleiben! Wenn ich mit jemandem sprechen will, rufe ich ihn an und treffe mich mit ihm zum Gespräch.
Vielen Dank.
Die Fragen stellte Robert Nehring.