Ladengeschäfte und Internet werden oft noch als Gegensätze verstanden. Die Plattform Uberall verknüpft Offline- und Onlinewelt für lokale Händler sehr erfolgreich. Wir sprachen mit Florian Hübner, Gründer und Co-CEO von Uberall.
OFFICE DEALZZ: Uberall macht Ladengeschäfte online besser für Laufkundschaft sichtbar. Wie funktioniert das genau?
Florian Hübner: Uberall unterstützt Unternehmen dabei, mehr Kunden von der Straße in lokale Geschäfte zu bringen. Wir sorgen dafür, dass Kunden, die online nach bestimmten Produkten oder Dienstleistungen in ihrer Umgebung suchen, genau die Informationen erhalten, die sie benötigen, um in den nächsten Laden zu gehen und das Produkt dort zu kaufen. Wenn Verbraucher online nach einer Möglichkeit in ihrer Nähe suchen, um beispielsweise Drucker, Büromöbel oder Schreibartikel zu erwerben, helfen wir dabei, dass ihr Bürofachhandel als Erstes angezeigt wird. Dazu benötigen wir verschiedene Daten wie Name, Adresse, Kontaktdaten, Öffnungszeiten, Bilder oder Produktinformationen, die wir gezielt aufbereiten und strukturieren. Im nächsten Schritt stellen wir dann sicher, dass diese Informationen genau in den Apps, Suchmaschinen oder Navigationssystemen zur Verfügung stehen, wo sie zum Zeitpunkt der Suche gefunden werden müssen. Natürlich tauchen genau hier auch immer häufiger online abgegebene Kundenbewertungen auf. Unternehmen nutzen unsere Plattform dazu, um in Echtzeit auf diese Rezensionen zu reagieren und so mit ihren Kunden zu interagieren.
Was müsste zum Beispiel ein Bürofachhändler konkret tun, um bei Ihnen dabei zu sein?
Das hängt von der Größe des Bürofachhändlers ab. Wenn es sich dabei um einen größeren Händler mit 20 oder mehr Standorten handelt, kann er direkt mit unserem Sales-Team in Kontakt treten, damit wir gemeinsam die bestmögliche Lösung finden, die genau auf die Bedürfnisse des Unternehmens zugeschnitten ist. Kleinere Händler wenden sich am besten an einen unserer Partner wie 1&1 oder einen der Gelbe-Seiten-Verlage wie beispielsweise die Schlütersche, Greven, BFB oder Röser Media. So profitieren sie von dem zusätzlichen Service und der Betreuung, die unsere Partner bei der Einrichtung und der Nutzung der Uberall-Lösung leisten.
Und was kostet das?
Bei Direktkunden sind die Kosten volumenabhängig. Das heißt, sie hängen von der Anzahl der Unternehmensstandorte und dem Umfang der in Anspruch genommenen Leistungen ab. Für kleinere Händler, die mit uns über unsere Partner kooperieren, bieten wir Pakete ab 20,00 Euro pro Monat an. Sind beispielsweise eine persönliche Betreuung, Unterstützung bei der Analyse und dem Management von Kundenbewertungen oder Posts in sozialen Netzwerken gewünscht, erhöht sich der monatliche Paketpreis.
Für wie viele Kunden arbeiten Sie bereits?
Wir arbeiten weltweit mit rund 1.500 Kunden und über 700.000 betreuten Standorten zusammen. Dabei kooperieren wir sowohl mit großen Direktkunden als auch mit vielen KMUs über unsere Distributionspartner. In Deutschland zählen dazu zum Beispiel McDonalds (DE), Karstadt, die Bio Company, Thyssenkrupp, Shell oder die Deutsche Post. Zudem kooperieren wir mit vielen strategischen Partnern wie Verlagen oder Hosting-Firmen, über die kleinere Firmen eine erweiterte digitale Beratung erhalten. Speziell im Bürofachhandel listen wir derzeit über 1.400 Geschäfte unter den Kategorien Bürobedarf oder Schreibartikel, zum Beispiel die Druckshop-Kette Flyeralarm oder Galeria Kaufhof.
Wann und wie kam es zur Gründung von Uberall?
Ich habe Uberall 2013 gemeinsam mit meinem Schulfreund David Federhen gegründet. Als Inspirationsquelle für Uberall dienten damals Deal-Plattformen, die sich zu dieser Zeit bereits intensiv damit beschäftigt haben, online Kunden für das Offline-Geschäft zu finden. Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, diesen Ansatz auszubauen und die Vernetzung von Online und Offline auf sinnvolle Art und Weise miteinander zu kombinieren. Wir wollten Unternehmen, die lokale Standorte besitzen, dabei unterstützten, von den zunehmend digitaler werdenden Konsumenten besser gefunden zu werden. Unser Anliegen war und ist es also, die On- und Offline-Welt gezielt miteinander zu vernetzen und Firmen bei der Generierung von Neukunden, der Stärkung von Kundenbeziehungen und der Steigerung ihres Umsatzes im stationären Geschäft zu helfen.
Wie sieht Ihre Finanzierung aus? Im August sind noch einmal 25 Millionen Dollar hinzugekommen?
Bereits zu Beginn des Jahres konnten wir 25 Millionen US-Dollar von namhaften Investoren einsammeln. Angeführt wurde unsere erste Series-B-Finanzierung von dem Growth Fund HPE Growth Capital. Aber auch unsere Frühphaseninvestoren Project A und United Internet haben sich an diesem Investment beteiligt. Umso erfreulicher ist es, dass alle drei Bestandsinvestoren im August noch einmal 25 Millionen US-Dollar in unser Business gesteckt haben. Damit konnten wir unsere Series-B-Finanzierung auf 50 Millionen US-Dollar aufstocken. Das erneute Investment zeigt deutlich, dass unsere Investoren an die Idee, die Umsetzung und die Technologie von Uberall glauben und im Markt für standortbasiertes Marketing ein enormes Potenzial sehen.
Sie kooperieren mit der Reise-Seite TripAdvisor und dem Bewertungsportal Yelp – wie sieht die Zusammenarbeit genau aus?
Eines vorweg: Neben den beiden international bekannten Marken arbeiten wir noch mit vielen weiteren strategischen Partnern zusammen, beispielsweise Google, Bing, TomTom oder auch Foursquare. Durch die Verknüpfung dieser Portale, Suchmaschinen, Navigationssysteme und Apps mit unserer Technologielösung stellen wir unseren Kunden die Bewertungen, die sie auf den jeweiligen Plattformen erhalten haben, zentral zur Verfügung. So können unsere Kunden ihre Online-Rezensionen auf diesen Portalen über alle Standorte hinweg beobachten, gezielt darauf reagieren, zügig auf Wünsche eingehen und ihre Online-Auffindbarkeit dadurch maßgeblich verbessern. Das ist sehr wichtig, denn online einsehbare Kundenbewertungen sind für viele Verbraucher ausschlaggebend für den späteren Besuch eines Hotels, Appartements, Restaurants, Geschäfts oder Ausflugzieles. Für Unternehmen ist es daher von äußerst großer Bedeutung, über eine gute Online-Präsenz sowie einen guten Ruf für jeden einzelnen Standort zu verfügen.
Ihre Vision 2020 für Uberall?
Über 700.000 Geschäfte machen uns schon heute zu einem weltweit führenden Anbieter für standortbasiertes Marketing. Bereits jetzt erkennen viele Unternehmen, wie wichtig es ist, einen guten Online-Auftritt und darüber hinaus alle Bewertungen der einzelnen Standorte stets im Blick zu haben. Dieser Trend wird in den kommenden Jahren deutlich an Schwung gewinnen und auch jene Firmen und Einzelhändler überzeugen, die die Nutzung von Online-Profilen für die Umsatzsteigerung im stationären Geschäft derzeit noch nicht in ihre Strategie integriert haben. Natürlich sollten auch Bürofachhändler diesen Trend für sich nutzen und ihre On- und Offline-Welt gezielt miteinander verknüpfen.
Und die Zukunft?
Insgesamt ist der Markt auf stetigem Wachstumskurs. Weltweit existieren über 120 Millionen KMUs, davon allein 55 Millionen in Europa und Nordamerika. Der Markt birgt ein enormes Potenzial, und es gibt noch viele Unternehmen, die von standortbasiertem Marketing zukünftig enorm profitieren können. Frühe Anwender können sich schon jetzt mit dieser Marketing-Strategie gezielt von ihrer Konkurrenz absetzen und sich dadurch einen deutlichen Vorteil in Sachen Kundenbindung verschaffen. Durch die Abdeckung einer großen Anzahl von Verzeichnissen, Portalen und Plattformen bieten wir unseren Kunden ein riesiges Partner-Netzwerk für die Optimierung ihrer Online-Profile, die bei der lokalen Auffindbarkeit unterstützen. Außerdem arbeiten wir schon heute an den Technologien von morgen. So legen wir unseren Fokus aktuell zum Beispiel auf neue Themen wie Autonomes Fahren oder Künstliche Intelligenz. Smart Assistants wie Alexa, Google Assistent oder Siri, die man über sprachgesteuerte mobile Suchanfragen bedient, werden künftig immer häufiger sicherstellen, dass Händler durch die Verwendung eines Sprachbefehls bei der lokalen Suche gezielt gefunden werden.
Vielen Dank für das Gespräch.
Die Fragen stellte Robert Nehring.