Der Brief hat eine lange Geschichte. Sie reicht circa 3.500 Jahre zurück – bis zu den Babyloniern. Seit dieser Zeit hat sich sein Zweck kaum geändert. Was sich gewandelt hat, ist die Form dieses Mediums. Auch als E-Mail ist er noch lange nicht wegzudenken.
Das deutsche Wort Brief kommt vom lateinischen ‚brevis’ und bedeutet so viel wie ‚kurz’, ‚klein’ oder auch ‚flach’. Ursprünglich ist der Brief seiner Definition nach eine auf Papier notierte Nachricht, die von einem Boten an einen Empfänger übermittelt wird. Die ersten Briefe bei den Babyloniern wurden noch in Tontafeln geritzt – das Papier war noch nicht erfunden. Die Ägypter nutzten dann als Erste Papyri als Schriftträger. Im Griechenland der Antike und im alten Rom dienten zwischenzeitlich auch mit Wachs beschichtete Holztafeln als Papierersatz.
Der Brief war lebensnotwendig
Das Verschicken von Briefen war lange sehr teuer und den Herrschenden vorbehalten. Könige, Pharaonen und Hohepriester kommunizierten so überwiegend politische, religiöse oder auch wirtschaftliche Belange an ihre direkten Untergebenen und übers Land verstreuten Statthalter. Um die größer werdenden Gesellschaften zu organisieren und zusammenzuhalten, wurde diese vertrauliche Art der Einzelkommunikation über weite Distanzen hinweg immer wichtiger. Das Medium Brief entwickelte sich zur lebensnotwendigen Voraussetzung komplexer Gesellschaften.
Die Digitalisierung der Briefe
Als am 3. August 1984 die erste E-Mail in Deutschland eintraf, war noch nicht abzusehen, welch rasante Entwicklung das neue Medium nehmen würde. Seit den 1990er Jahren hat sich die E-Mail erst zu einer ernst zu nehmenden Ergänzung des klassischen Briefverkehrs entwickelt, bevor sie ihn als primäres Kommunikationsmittel im geschäftlichen und zunehmend auch im privaten Bereich verdrängte. Vor allem im geschäftlichen Postverkehr spielt sie ihre Vorteile Schnelligkeit und Preis aus.
Heute werden in Deutschland pro Tag circa 2,5 Milliarden E-Mails versendet. Dieses Jahr werden es insgesamt fast 917 Milliarden E-Mails sein. Im geschäftlichen Bereich beträgt der Spam-Anteil dabei etwas mehr als 55 Prozent. Demgegenüber stehen in Deutschland immerhin noch fast 22 Milliarden Briefe jährlich (60 Millionen pro Tag). Der Brief ist vor allem im geschäftlichen Bereich noch verbreitet, beispielsweise für Rechnungen oder Mahnungen. Auch im privaten Sektor wehrt er sich tapfer gegen seine Abschaffung.
Die zunehmende Digitalisierung der Kommunikation setzt dem Medium Brief durch anhaltende Neuerungen weiter zu, doch Totgesagte leben bekanntlich länger. So sollten die Einführung des elektronischen Einschreibens (De-Mail) und des hybriden Online-Briefs (digitales Versenden, analoges Ausliefern) von Anbietern wie Binect, Deutscher Post etc. das letzte Stündlein des Briefs einläuten. Geschafft haben sie es beide (noch) nicht.