Whiteboard-Oberflächen im Belastungstest

Trotz di­gi­ta­ler Kon­kur­renz sind Whi­te­boards noch in vie­len Büros zu fin­den. Am Fach­be­reich Wirt­schafts­in­ge­nieur­we­sen der Hoch­schu­le Nie­der­rhein haben Stu­die­ren­de ver­schie­de­ne Ober­flä­chen­ty­pen auf Les- und Halt­bar­keit sowie das Rei­ni­gungs­ver­hal­ten ge­tes­tet.

  • Mit Whitboards bleiben Projektideen jederzeit für die Mitarbeiter zugänglich. Abbildung: Rocada
    Mit Whit­boards blei­ben Pro­jekt­ide­en je­der­zeit für die Mit­ar­bei­ter zu­gäng­lich. Ab­bil­dung: Ro­ca­da
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Egal, wel­che Ober­flä­che das Whi­te­board hat: Der prin­zi­pi­el­le Auf­bau ist bei allen gleich. Eine Kon­struk­ti­on aus Span-, Hart­fa­ser-, Stahl- oder Alu­mi­ni­um­plat­ten trägt die Be­schrif­tungs­flä­che. Sie kann lack­ba­siert sein oder aus Ke­ra­mik be­ste­hen. Für die Un­ter­su­chung stell­te sich die Frage, wel­che Ei­gen­schaf­ten die un­ter­schied­li­chen Ober­flä­chen­ty­pen (Email­le, Po­ly­es­ter, ver­dich­te­tes Po­ly­es­ter und Po­ly­es­ter mit Ur­ethan­ver­gü­tung) haben und wie diese den Ge­brauch be­ein­flus­sen. Als spe­zi­fi­sche Ei­gen­schaf­ten wur­den das Rei­ni­gungs­ver­hal­ten, die Halt­bar­keit sowie das Haft­ver­mö­gen von Mar­kert­in­te (= Les­bar­keit) be­stimmt. Diese wer­den von der Ober­flä­chen­rau­ig­keit, -här­te und -glät­te be­ein­flusst.

Vor Ver­suchs­be­ginn wur­den die Whi­te­boards nach dem glei­chen Sche­ma ge­rei­nigt und ge­trock­net. Un­mit­tel­bar da­nach sind die Aus­gangs­wer­te für Hel­lig­keit, Glanz und Ober­flä­chen­rau­ig­keit in fünf­fa­cher Aus­füh­rung ge­mes­sen wor­den. Diese dien­ten als Re­fe­renz­wert.

Dicke der Ober­flä­che

Um den Schicht­auf­bau dif­fe­ren­zie­ren zu kön­nen, wur­den die Schicht­di­cken der je­wei­li­gen Whi­te­boards unter 500-fa­cher Ver­grö­ße­rung mi­kro­sko­pisch be­stimmt. Zur Ein­ord­nung ein Bei­spiel: Ein mensch­li­ches Haar weist in der Regel einen Durch­mes­ser von 50 bis 90 µm auf.

Das email­lier­te Board be­sitzt die größ­te Schicht­di­cke: 105 µm. Zur sicht­ba­ren Email­le­schicht kommt eine 30 µm dicke Ver­bund­schicht hinzu. Be­trach­tet man aus­schließ­lich den Email­le­an­teil, so ist die Po­ly­es­ter­be­schich­tung mit 70 µm im Ver­gleich dazu nur un­we­sent­lich dün­ner. Die ver­dich­te­te Po­ly­es­ter­schicht ist le­dig­lich 26 µm dick. Das po­ly­ure­than­be­schich­te­te Whi­te­board weist eine 31 µm dicke Po­ly­es­ter­schicht auf, wel­che mit 18 µm Po­ly­ure­than ver­gü­tet ist.

Les­bar­keit und Rei­ni­gung

Um die Les­bar­keit zu be­stim­men, wurde sys­te­ma­tisch Tinte auf die Pro­be­stü­cke auf­ge­tra­gen. An­schlie­ßend wurde die Hel­lig­keit ge­mes­sen. Je dunk­ler der be­auf­schlag­te Be­reich ist, desto grö­ßer ist die Deck­kraft und somit die Les­bar­keit.

Neben der Rei­ni­gung unter La­bor­be­din­gun­gen wurde die Rei­ni­gung unter pra­xis­na­hen Be­din­gun­gen nach­ge­stellt. Da Whi­te­board­ober­flä­chen mit Hän­den in Kon­takt kom­men, ist das Rei­ni­gungs­ver­hal­ten mit Fett auf der Flä­che zu be­rück­sich­ti­gen. Nach halb­sei­ti­ger Be­schmut­zung mit Haut­fett und ganz­sei­ti­gem Auf­trag von Mar­kert­in­te wur­den alle Pro­ben mit der­sel­ben stan­dar­di­sier­ten, ma­schi­nel­len Rei­ni­gungs­me­tho­de be­ar­bei­tet. An­schlie­ßend wurde die Hel­lig­keit ge­mes­sen, wo­durch Aus­sa­gen über die Rest­ver­schmut­zung ge­trof­fen wer­den konn­ten. Um ein feh­ler­haf­tes Rei­ni­gen nach­zu­stel­len, wur­den die Pro­ben stück­wei­se mit 2,5 ml Sa­ni­tärgrund­rei­ni­ger sowie 2,5 ml Ter­pen­ti­n­er­satz be­auf­schlagt, um an­schlie­ßend einen bzw. sie­ben Tage bei Raum­tem­pe­ra­tur sowie sie­ben Tage bei 60 °C ge­trock­net zu wer­den. Da­nach wurde die Hel­lig­keit mess­tech­nisch und vi­su­ell be­stimmt.

Lang­zeit­be­las­tung

Mit einem Test­ge­rät, in dem vier mo­di­fi­zier­ba­re Schlit­ten in par­al­le­len Bah­nen hin- und her­fah­ren (ein­ma­li­ges Hin- und Her­fah­ren = ein Hub), wurde die Lang­zeit­be­las­tung si­mu­liert. Die Schlit­ten wur­den mit Mi­kro­fa­ser­tü­chern be­spannt: zwei Schlit­ten mit 400 g und zwei Schlit­ten mit 800 g be­schwert. Mes­sun­gen der Rau­ig­keit vor und nach 1.000, 10.000 und 30.000 Hüben zeig­ten, wie wi­der­stands­fä­hig die Ober­flä­chen ge­gen­über der Be­las­tung waren. Die An­zahl der Hübe ent­spricht in etwa einer Le­bens­dau­er von einem hal­ben, fünf und 15 Jah­ren. Die Härte der Ober­flä­che wurde mit einer Prüf­vor­rich­tung be­stimmt, in der ein Stab mit zu­neh­men­der Kraft auf die Ober­flä­che drückt. Je mehr Druck zum Ein­drin­gen bzw. Schä­di­gen be­nö­tigt wird, desto här­ter ist die Ober­flä­che.

Das Re­sul­tat

Die email­lier­te Ober­flä­che ist auf­grund ihrer ex­tre­men Härte und Glät­te äu­ßerst wi­der­stands­fä­hig, gut zu be­schrif­ten und ein­fach zu rei­ni­gen. All­ge­mein lie­fer­te sie die beste Per­for­mance. Im Mit­tel­feld ran­giert die Kunst­stoff­be­schich­tung, die auf ver­dich­te­tem Po­ly­es­ter ba­siert. Auch sie konn­te ins­ge­samt über­zeu­gen, ins­be­son­de­re im Lang­zeit­ver­such. Sie lag in ei­ni­gen Be­rei­chen al­ler­dings ein Stück hin­ter der Email­le. Trotz über­zeu­gen­den Ab­schnei­dens in den ers­ten bei­den Ka­te­go­ri­en konn­ten die ver­blei­ben­den Whi­te­boards (Po­ly­es­ter und Po­ly­ure­than­ver­gü­tung) spe­zi­ell in punc­to Halt­bar­keit nicht mit­hal­ten.

To­bi­as Pot­sta­da, stu­den­ti­scher Mit­ar­bei­ter, Hoch­schu­le Nie­der­rhein.
André Schmacht, Stu­die­ren­der, Hoch­schu­le Nie­der­rhein.
hs-nie­der­rhein.de.