HBS: Bürowirtschaft 2017 mit Rückgängen und Zuwächsen

Der Handelsverband Büro und Schreibkultur (HBS) hat Umsatzzahlen der deutschen Bürowirtschaftsbranche veröffentlicht. 2017 hatte Höhen und Tiefen.

  • Der Geschäftsbericht des Handelsverband Wohnen und Büro stellt jedes Jahr die Zahlen der Bürowirtschaftsbranche vor.

Der HBS hat in seinem Geschäftsbericht 2018/19 die Umsatzzahlen und -entwicklungen der deutschen Bürowirtschaft für 2017 bekanntgegeben: Das Gesamtvolumen betrug knapp 13 Milliarden Euro.

Der Branchenfokus Bürowirtschaft von IFH Köln und BBE Handelsberatung hatte dagegen für 2017 einen Gesamtumsatz von 54,3 Milliarden Euro errechnet.

Die Umsätze nach Bereichen

Die Bilanz des PBS-Streckenhandels ist positiv ausgefallen. Er hat gegenüber 2016 im Jahr 2017 ein Plus von zwei Prozent erzielt und konnte den Umsatz auf 4,8 Milliarden Euro steigern. Im Gegensatz dazu haben die PBS-Ladengeschäfte 2017 ein Umsatzminus von 3,5 Prozent erwirtschaftet. Trotz eines Anstiegs des Umsatzes bei Mal- und Zeichenbedarf um 13 Prozent auf 135 Millionen Euro.

Der Umsatzrückgang von 7,9 Prozent an Verbrauchsmaterialien wie Tinte und Toner sowie der Rückgang von 3,3 Prozent bei den Bürokommunikationspapieren konnte zum Teil durch neue Absatzmöglichkeiten wie Managed-Print-Services, Fernwartung und Softwareberatung kompensiert werden. Der Bereich des EDV-Zubehörs ist 2017 um 1,3 Prozent gewachsen.

Im Bereich der Büroeinrichtung wird weiterhin gut gewirtschaftet: Trotz eines Rückgangs von 2,5 Prozent wurden 2017 2,7 Milliarden Euro umgesetzt. Die Aussichten der Branche für 2018 sind positiv.

Streckenhandel mit gutem Ergebnis

Mittelständische Händler haben gegenüber den Global Playern – die internationalen Konzerne Office Depot, Lyreco und Staples – Marktanteile gewonnen. Sie bauen Dienst- und Beratungsleistung aus, bieten feste Ansprechpartner und nutzen ihre Kundennähe, um die Sortimente noch individueller auf die Bedürfnisse ihrer Kunden auszurichten. So gehört die Kaffee- und Getränkeversorgung sowie die Lieferung von Hygiene-, Küchen- und Arbeitsschutzartikeln immer mehr zum Standard. Dieser individuelle Kontakt ist das wesentliche Differenzierungsmerkmal gegenüber Global Playern. Die Firmen schätzen Beratung, Lieferung und Rechnungsstellung aus einer Hand. Kurze Wege innerhalb der Prozesskette sowie ein kundenfreundlicher und unkomplizierter After-Sales-Service sind weitere Vorzüge des regional gut aufgestellten Streckenhandels.

Konsolidierung des Funktionsgroßhandels

Der Begriff Funktionsgroßhandel beschreibt Unternehmen, die ausschließlich Einzelhandelsunternehmen und hier überwiegend stationäre beliefern. Einerseits sind in den vergangenen Jahren durch Übernahme oder Liquidation mehrere Unternehmen aus dem Markt ausgeschieden, andererseits haben manche ihr Geschäftsmodell Richtung Streckenhandel ausgeweitet. Sie beliefern zunehmend auch gewerbliche Endkunden. Der Funktionsgroßhandel hatte mit Egropa und InterES spezifische Verbundgruppen. Egropa wurde im Juni auf die Genossenschaft Büroring verschmolzen, mit der InterES seit drei Jahren kooperiert. Daneben gibt es die Logistiken von Adveo, Büroring, PBS Deutschland/Alka, Soennecken und Soft Carrier, die als Systemgroßhändler Streckenhändlern ermöglichen, als „Stockless Dealer“ ohne eigenes Lager ihr Geschäft zu betreiben.

Sorgenkind technische Büroausstattung

Das Verhalten der Arbeitnehmer hat sich durch die Internetnutzung und die voranschreitende Digitalisierung stark verändert. Arbeitnehmer stellen heute hohe Anforderungen an das technische Know-how der Bürofachbetriebe. Immer mehr Menschen arbeiten mobil, haben Zugriff auf das firmeninterne Netzwerk oder nutzen cloudbasierte Lösungen. Für die Mehrheit der Kunden steigt damit der Druck einer jederzeit funktionierenden Infrastruktur. Der ortsunabhängige Zugriff auf Daten und Geräte stellt zusätzliche Herausforderungen an die Datensicherheit.

Die Digitalisierung setzt andererseits den Drucker- und Papiermarkt enorm unter Druck. Der mobile Zugriff vieler Mitarbeiter auf Multifunktionsgeräte und die Ablage von Dokumenten auf dem Server oder in der Cloud haben einen geringeren Druck- und Kopierbedarf zur Folge. Dies erklärt den Rückgang bei Tinte, Toner und Büropapier. Die Nachfrage nach Bürokommunikationspapieren sank um 3,3 Prozent und der Umsatz der Druckverbrauchsmaterialien um 7,9 Prozent. Der Umsatz mit EDV-Zubehör stieg hingegen um 1,3 Prozent.

Büroeinrichtung weiterhin auf gutem Kurs

Die gute Auftragslage des verarbeitenden Gewerbes, ein stabiler Arbeitsmarkt und die guten Konjunkturaussichten haben sich positiv auf die Zahl der Büroarbeitsplätze ausgewirkt. 2017 haben die Büro- und Objekteinrichter trotz eines prozentualen Rückgang des Umsatzes um 2,5 Prozent gut 2,7 Milliarden Euro erwirtschaftet. Durch eine deutlich flexiblere Arbeitswelt werden auch die Anforderungen an die Büro- und Objekteinrichter höher. Die Bereitstellung des Arbeitsplatzes in veränderten Büro-Infrastrukturen verlangt ausgiebige Gespräche und eine detaillierte Planung. Für die Mehrheit der Unternehmen zählen ein modernes Erscheinungsbild und eine motivierende Arbeitsatmosphäre, die Berücksichtigung neuester gesundheitlicher und ergonomischer Aspekte sowie intelligente Beleuchtungskonzepte, um beim Werben um neue Mitarbeiter gut dazustehen. Auch im Bereich der Akustik bietet die Branche mit kompetenten Beratungs- und Planungstools sowie Lärm absorbierenden Flächen und Möbeln attraktive Lösungen.

Steigende Schülerzahlen gut für die PBS-Branche

Der Anstieg der Schülerzahlen – im Jahr 2017 ist die Zahl der Schulanfänger um 0,6 Prozent gestiegen – bietet der Branche ein interessantes Wachstumspotenzial, das anhalten wird: Bis 2025 werden 1,1 Millionen Schüler zusätzlich erwartet. Das beflügelt die Nachfrage nach Schulbedarf und nach Schulausstattung, die zu einem wesentlichen Teil der Branche zugerechnet wird. Gegenläufig ist der Trend, immer mehr Prozesse digital abzubilden, weshalb Bürobedarf ein weiter abnehmendes Segment sein wird. Auf Industrieebene ist daher mit einer Konsolidierung und Diversifizierung zu rechnen. Auf Handelsebene wird die Breite der Sortimente und Dienstleistungen zunehmen.

PBS-Branchenumsätze 2006–2017

PBS-Streckenhandel PBS-Ladengeschäfte Büroeinrichtung
2017 4,8 Mrd. (+ 2,0 %) 2,9 Mrd. (- 3,5 %) 2,7 Mrd. (+ 2,5 %)
2016 4,7 Mrd. (+ 3,9 %) 3,0 Mrd. (+ 1,1 %) 2,7 Mrd. (+ 12,9 %)
2015 4,6 Mrd. (+ 1,2 %) 3,0 Mrd. (+ 1,1 %) 2,5 Mrd. (+ 12,0 %)
2014 4,5 Mrd. (+ 2,7 %) 3,0 Mrd. (+ 2,1 %) 2,2 Mrd. (+ 3,9 %)
2013 4,4 Mrd. (- 1,9 %) 2,9 Mrd. (- 2,5 %) 2,1 Mrd. (+ 0,4 %)
2012 4,5 Mrd. (- 3,0 %) 3,0 Mrd. (- 2,5 %) 2,1 Mrd. (+/- 0 %)
2011 4,6 Mrd. (+ 4,5 %) 3,1 Mrd. (- 1,0 %) 2,1 Mrd. (+ 21,0 %)
2010 4,4 Mrd. (+ 6,1 %) 3,1 Mrd. (+ 1,5 %) 1,7 Mrd. (+/- 0 %)
2009 4,1 Mrd. (- 11 %) 3,1 Mrd. (- 2,5 %) 1,7 Mrd. (- 36,0 %)
2008 4,7 Mrd. (+ 2,0 %) 3,2 Mrd. (+ 2,0 %) 2,7 Mrd. (+ 12,0 %)
2007 4,6 Mrd. (+ 3,0 %) 3,1 Mrd. (+ 1,0 %) 2,4 Mrd. (+ 14,0 %)
2006 4,4 Mrd. (+ 4,0 %) 3,1 Mrd. (- 2,0 %) 2,2 Mrd. (+ 4,0 %)

In Klammern die prozentuale Veränderung des Umsatzes zum Vorjahr.

Handelsverband Büro und Schreibkultur (HBS)

Der Handelsverband Büro und Schreibkultur (HBS) ist die Interessenvertretung der bürowirtschaftlichen Fachhandels- und Dienstleistungsunternehmen. Dazu gehören Schreibwarengeschäfte, Fachmärkte, Büro- und Objekteinrichter sowie Druck- und Kopie-Händler. Der HBS arbeitet mit in Messebeiräten, den Gremien des Handelsverbands Deutschland (HDE) für Recht, Umwelt etc. und im Deutschen Netzwerk Büro (DNB). Außerdem führt er Branchentagungen für die Bürowirtschaft durch.