Interview mit Georg Mersmann von Soennecken

Im Interview mit Georg Mersmann, Vorstand der Soennecken eG, geht es unter anderem um das wirtschaftliche Standing der Einkaufsgenossenschaft in einem schwierigen Marktumfeld, die Orgatec und die Zukunft des Fach-Einzelhandels.

Im Interview: Georg Mersmann, Vorstand der Soennecken eG. Abbildung: Soennecken
Im Interview: Georg Mersmann, Vorstand der Soennecken eG. Abbildung: Soennecken

OFFICE DEALZZ: Herr Mersmann, die Soennecken eG musste ihre Umsatzprognose für 2023 senken. Dennoch konnten wichtige wirtschaftliche Ziele erreicht werden. Wie entwickelt sich demgegenüber das Geschäftsjahr 2024?

Georg Mersmann: Wir haben 2023 mit einem um 1,6 Prozent niedrigeren Umsatz abgeschlossen als 2022. Trotz dieses Rückgangs haben wir die Ausschüttungsquote an unsere Mitglieder gesteigert und ein stabiles positives Ergebnis erzielt. Darauf sind wir stolz, denn das ist in diesen herausfordernden Zeiten nicht selbstverständlich. Für 2024 gehen wir von einem weiteren Rückgang der Umsätze aus, im Wesentlichen getrieben durch die Digitalisierung und die damit einhergehenden Rückgänge in unserem traditionellen Geschäft. Wir werden auch im Jahr 2024 die versprochene Rückvergütung leisten und ein positives Ergebnis erzielen.

Welche Entwicklung nehmen die einzelnen Bereiche der Soennecken (etwa Nordanex, LogServe, Kaffeemeister, wir sind raum)?

Höchst unterschiedliche Entwicklungen. „Nordanex“ steht stabil da und liefert einen guten Beitrag zum Ergebnis. Unser Großhandelsgeschäft „LogServe“ leidet unter dem allgemeinen Marktrückgang, aber auch hier verdienen wir Geld. „Die Kaffeemeister“ wachsen, hier könnte es aber eindeutig schneller gehen. Besonders stolz sind wir auf unsere Aktivitäten rund um „wir sind raum“, weil es uns gelingt, gemeinsam mit den Mitgliedern deutlich mehr zu wachsen als der Markt insgesamt. Da geht unsere Strategie gut auf.

Wie schafft es die Soennecken eG, ihre Erträge in einem herausfordernden Marktumfeld zu stabilisieren?

Wir fragen uns jeden Tag, an welchen Stellschrauben wir drehen und wie wir besser werden können. Das ist mühselig und zum Teil kleinteilig, liefert uns aber immer wieder Einsparungen, die es ermöglichen, unsere Produkte und Dienstleistungen marktgerecht anzubieten. Das hilft vor allem auch unseren Mitgliedern im Wettbewerb.

Was macht Soennecken besser als andere Einkaufsgenossenschaften, um neue Mitglieder zu akquirieren und erfolgreich zu sein?

Wir haben uns dazu entschieden, uns den Herausforderungen eines sich wandelnden Marktes zu stellen und arbeiten jeden Tag daran, dies erfolgreich zu tun. Und erfolgreich sein heißt bei einer Genossenschaft vor allem, einen Beitrag zu leisten, damit unsere Mitglieder erfolgreich sein können. Dazu zählen neben einem wettbewerbsfähigen Sortiment und wettbewerbsfähigen Preisen eben auch die passenden Dienstleistungen wie ERP-Software, Shops, Kataloge und Daten. Das gibt es bei uns integriert und aus einer Hand. In Summe ist das offenbar attraktiv.

Der Fach-Einzelhandel hat es aufgrund der Stapelkrise derzeit schwer. Sehen Sie Licht am Ende des Tunnels?

Für die vielen Krisen schlägt sich der Einzelhandel aus unserer Sicht noch gut. Allerdings merken wir insbesondere im Schulranzengeschäft eine zurückgehende Bereitschaft der Eltern, immer teurere Ausstattungen für ihre Kinder zu kaufen. Es bleibt also auch hier ein anstrengendes Geschäft.

Der PBS-Bereich hat seine beiden großen Messen in Deutschland verloren. Wie sieht ihre Prognose für dieses Segment aus?

So gut wie alle PBS-Händler beschäftigen sich seit Jahren mit ergänzenden Produkten – sei es Hygiene, Arbeitsschutz und -sicherheit, Food und Catering und anderes. Und auch bei den Herstellern sehen wir die Entwicklung, neue Sortimente auch über neue Vertriebswege in den Markt zu bringen. Vor diesem Hintergrund ist es folgerichtig, PBS-Produkte in andere und breiter aufgestellte Messen zu integrieren, wie zum Beispiel Ambiente oder Didacta.

Die Büroeinrichtungsbranche blickt gespannt auf die Messe Orgatec im Oktober. Wie sind Ihre Erwartungen an das Event sowie die wirtschaftliche Entwicklung in diesem Bereich?

Der Markt für Büroeinrichtungen ist zurzeit ein Phänomen. Früher hieß es, in konjunkturell schwierigen Zeiten bricht er als erster Markt und besonders heftig ein. Das ist derzeit aber nicht zu beobachten. Das Marktvolumen scheint stabil zu sein und gut aufgestellte Händler können auch in diesen Zeiten wachsen. Dabei helfen uns nach wie vor der New-Work-Trend und die Notwendigkeit, Mitarbeitenden ein attraktives Arbeitsumfeld zu bieten, wenn man sie halten will. Damit wird auch die Orgatec ihre Relevanz behalten. Die Industrie muss zeigen, was sie anzubieten hat, und die Kunden brauchen einen Überblick über die vielen Möglichkeiten der Gestaltung von Arbeitswelten. Anders als in manchen „Verbrauchsgütermessen“ sehen wir bei der Orgatec einen echten Mehrwert.

Digitalisierung, KI, Automatisierung – sind diese Themen bereits Umsatztreiber für die Soennecken?

Aktuell verlieren wir in den klassischen PBS-Sortimenten durch die Digitalisierung mehr Umsatz als wir durch neue Sortimente generieren können. Digitalisierung, KI und Automatisierung helfen uns aber, vor allem auf der Kostenseite besser zu werden.

Mit welchen Erwartungen blicken Sie auf 2025? Können Sie schon verraten, was Soennecken im nächsten Jahr angehen möchte?

Der Markt der klassischen PBS-Sortimente wird weiter schrumpfen. Auch mit einer fortschreitenden Konsolidierung auf Händler- und Herstellerseite ist zu rechnen. Wir werden daher konsequent unsere Strategie weiterverfolgen, uns die gesamte Welt der Arbeit als Absatzmarkt zu erschließen. Erste Schritte dazu haben wir mit Nordanex und Die Kaffeemeister gemacht. Nun haben wir mit der Erstling GmbH auch den Bereich der Schulen und Bildungseinrichtungen in den Fokus genommen. Den Weg werden wir fortsetzen.

Vielen Dank. 

Die Fragen stellten Gerrit Krämer und Robert Nehring.