Der Handelsverband Wohnen und Büro e. V. (HWB) hat seinen Geschäftsbericht 2022/23 veröffentlicht. Zentrale Aussage: Der Büro- und Schreibwarenbereich hat sich 2022 und im ersten Quartal 2023 als robust erwiesen. Im zweiten Quartal 2023 konnte sich die Branche allerdings nicht der gesamtwirtschaftlich schlechten Lage entziehen.
In Deutschland hat sich das Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2022 um 1,9 Prozent erhöht. Die Wachstumsdynamik hat damit zwar abgenommen, gleichwohl hat sich die deutsche Wirtschaft trotz Ukrainekrieg und Energiekrise erstaunlich robust entwickelt.
Abschwächung der Nachfrage
Eine große Herausforderung für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung sieht der Handelsverband Büro und Schreibkultur (HBS) in der nach wie vor hohen Inflation, welche sich im Jahr 2023 als hartnäckig erweist. Sie begrenzt die realen Konsummöglichkeiten und wird wahrscheinlich weitere Zinssteigerungen nach sich ziehen. Als Folge der hohen Inflation schwächte sich die Nachfrage spürbar ab. Dies hatte starke Preisanstiege zur Folge und drosselte den Konsum enorm. So gab es im ersten Halbjahr 2023 viele Preissteigerungen (unter anderem: Druckerpapier + 21 Prozent, Patronen + 7 Prozent, Aktenordner + 3 Prozent). Im ersten Halbjahr 2023 lag der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bei einem nominalen Wachstum von + 9 Prozent. Aufgrund der hohen Inflation im Jahr 2023 könne jedoch davon ausgegangen werden, dass das reale Umsatzwachstum im ersten Halbjahr 2023 leicht negativ im Vergleich zum Vorjahr verlaufen sei.
Homeoffice bleibt im Trend
Das Homeoffice hat sich dem Geschäftsbericht zufolge nach dem Ende der Coronapandemie in vielen Unternehmen fest etabliert. Der Trend zum Homeoffice bringt sowohl Gewinner als auch Verlierer in der Büro- und Schreibwarenbranche hervor. Profitieren konnten Firmen, die Produkte absetzen, welche die Erwerbstätigen zur Ausstattung ihres Homeoffice benötigen.
Rückgang bei Büroflächen
Studien geben einen Hinweis darauf, dass der Bedarf und die Vermietung von Büroflächen in den nächsten Jahren stark zurückgehen werden. Das Anmietungsgeschehen falle vorerst weiter unterdurchschnittlich aus. Die Unsicherheit über die weitere wirtschaftliche Entwicklung und die Entwicklung der Zinsen, die maßgeblich die Unternehmensfinanzierung beeinflussen, lässt Nutzer von Büroimmobilien vorsichtiger agieren. In Städten mit ausgeprägten Bürokomplexen war die Nachfrage rückläufig, das Minus reicht dabei von 15 Prozent in Frankfurt/Main bis zu 70 Prozent in Stuttgart.
Nachhaltigkeit und Wohlfühlcharakter sind für die Beschäftigten die wesentlichen Treiber der Nachfrage. Hinzu kommt der nicht abflauende Bedarf an neuen Mitarbeitenden. Überdurchschnittlich hohe Mietpreise verstärken diesen Negativeffekt. Keine Neuanmietungen stehen gleichbedeutend für keine neuen Büroeinrichtungen und somit für ausbleibende Geschäfte der Büroeinrichtungsfachhändler. Zudem brachen im ersten Halbjahr 2023 die Baugenehmigungen von Büro- und Verwaltungsgebäuden um circa 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahreshalbjahr ein. Diese ausbleibenden Baumaßnahmen führen zu einer weiteren Schwächung der Bürowirtschaftsbranche.
Fazit: Solider Start in 2022 und 2023
Der Geschäftsbericht bilanziert, dass die Büro- und Schreibwarenbranche solide durch das schwierige Jahr 2022 und das erste Quartal 2023 geschritten ist. So hat die Branche teilweise stark von der Coronapandemie und dem damit verbundenen Homeoffice-Boom profitieren und damit der Inflation trotzen können. Im zweiten Quartal 2023 konnte sich der Büro- und Schreibwarenbereich allerdings nicht der allgemein schwierigen Wirtschaftslage in Deutschland entziehen. Obwohl es im ersten Halbjahr 2023 ein Umsatzplus zu verzeichnen gab, wurde dies durch die gestiegenen Kosten egalisiert. Obwohl daher die Umsatzprognose für das erste Halbjahr 2023 leicht negativ – im Vergleich zum selben Zeitraum des Vorjahres – ausfällt, lässt sich bilanzieren, dass die Büro- und Schreibwarenbranche erfreulich solide durch die wirtschaftlich schwere Zeit gekommen ist. Sollte sich in der zweiten Jahreshälfte 2023 die Inflationsrate weiter zurückentwickeln, könnte das Jahr 2023 insgesamt mit einem Umsatzplus für den Handel enden.
Bürowirtschaft Branchenumsätze 2006–2022
PBS-Streckenhandel | PBS-Ladengeschäfte | Büroeinrichtung | |
2022 | k. A. | (+ 16,5 %) | (+ 5,6 %) |
2021 | k. A. | (- 2,5 %) | (+ 10 %) |
2020 | 4,3 Mrd. (- 10,5 %) | 2,7 Mrd. (- 12,2 %) | 3,0 Mrd (- 6,9 %) |
2019 | 4,9 Mrd. (+ 1,8 %) | 3,2 Mrd. (+ 0,7 %) | 3,2 Mrd. (+ 8,7 %) |
2018 | 4,9 Mrd. (+ 3,8 %) | 3,2 Mrd. (+ 7,2 %) | 3,0 Mrd. (+ 4,3 %) |
2017 | 4,8 Mrd. (+ 2,0 %) | 2,9 Mrd. (- 3,5 %) | 2,9 Mrd. (+ 2,5 %) |
2016 | 4,7 Mrd. (+ 3,9 %) | 3,0 Mrd. (+ 1,1 %) | 2,8 Mrd. (+ 12,9 %) |
2015 | 4,6 Mrd. (+ 1,2 %) | 3,0 Mrd. (+ 1,1 %) | 2,5 Mrd. (+ 12,0 %) |
2014 | 4,5 Mrd. (+ 2,7 %) | 3,0 Mrd. (+ 2,1 %) | 2,2 Mrd. (+ 3,9 %) |
2013 | 4,4 Mrd. (- 1,9 %) | 2,9 Mrd. (- 2,5 %) | 2,1 Mrd. (+ 0,4 %) |
2012 | 4,5 Mrd. (- 3,0 %) | 3,0 Mrd. (- 2,5 %) | 2,1 Mrd. (+/- 0 %) |
2011 | 4,6 Mrd. (+ 4,5 %) | 3,1 Mrd. (- 1,0 %) | 2,1 Mrd. (+ 21,0 %) |
2010 | 4,4 Mrd. (+ 6,1 %) | 3,1 Mrd. (+ 1,5 %) | 1,7 Mrd. (+/- 0 %) |
2009 | 4,1 Mrd. (- 11 %) | 3,1 Mrd. (- 2,5 %) | 1,7 Mrd. (- 36,0 %) |
2008 | 4,7 Mrd. (+ 2,0 %) | 3,2 Mrd. (+ 2,0 %) | 2,7 Mrd. (+ 12,0 %) |
2007 | 4,6 Mrd. (+ 3,0 %) | 3,1 Mrd. (+ 1,0 %) | 2,4 Mrd. (+ 14,0 %) |
2006 | 4,4 Mrd. (+ 4,0 %) | 3,1 Mrd. (- 2,0 %) | 2,2 Mrd. (+ 4,0 %) |
In Klammern die prozentuale Veränderung des Umsatzes zum Vorjahr.