Durch den starken Wandel im Markt für Büroeinrichter sind neue Ansätze für Fachhändler und Planer notwendig. Wir sprachen mit Michael Unverwerth von Alegra Raumkonzepte, unter anderem über die Chancen des Wandels, die Ziele seines Unternehmens und unternehmerische Nachfolgeregelungen.
OFFICE DEALZZ: Herr Unverwerth, wie schätzen Sie die aktuelle Situation in der Büroeinrichtungsbranche ein?
Michael Unverwerth: Der Büroeinrichtungsmarkt hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Der Online-Handel und Möbelhersteller, die mittelgroße und größere Projekte direkt beliefern, haben dem Büromöbelfachhandel viel Umsatz und durch den Preisdruck auch viel Ertrag weggenommen. Gleichzeitig entsteht derzeit, sozusagen als Teil von New-Work-Konzepten, ein neues großes Marktsegment mit der Konzipierung und Einrichtung von Open-Space-/Multispace-Arbeitsplätzen und Begegnungsstätten. Online-Händler und Hersteller können dieses Segment nicht wirklich bedienen. Fachhändler mit ausgewiesener Beratungs- und Planungskompetenz haben hier in den nächsten Jahren jedoch beste Chancen, profitables Umsatzwachstum zu erzielen. Allerdings tun sich viele Händler schwer, die dafür notwendigen und hohen Investitionen in Personal, insbesondere in Innenarchitekten und Planer, aber auch die notwendige Technik zu stemmen.
Sie haben vor Kurzem die Alegra Raumkonzepte AG gegründet. Mit welchem Ziel?
Wir werden eine bundesweite Gruppe von Büroeinrichtern durch entsprechende Unternehmenskäufe aufbauen. Dabei wollen wir jeweils die Unternehmens-DNA und die unternehmerische Freiheit vor Ort erhalten. So bleibt beispielsweise der bisherige Name des Unternehmens bestehen, denn mit diesem Namen sind Kunden und Mitarbeitende verbunden. Gleichzeitig werden wir die Wettbewerbsfähigkeit der übernommenen Unternehmen durch Entlastung von administrativen Arbeiten und eine Erweiterung des Leistungsangebotes stärken. Insbesondere werden wir jedem Tochterunternehmen Planungs- und Beratungskompetenzen zur Verfügung stellen, um im Marktsegment Open Space/Multispace erfolgreich agieren zu können. Über einen Zeitraum von etwa fünf Jahren wollen wir uns damit innerhalb der Top 10 der deutschen Büromöbelhändler und Einrichter etablieren.
Welchen Background haben Sie, welche Erfahrungen bringen Sie mit ein?
Mein Vorstandskollege Rouwen Kramer bringt über 20 Jahre vertriebliche Erfahrung in der Büroeinrichtungsbranche mit. Dabei war er sowohl an verschiedenen Stellen im Fachhandel tätig als auch bei unterschiedlichen Herstellern, zuletzt als deutscher Geschäftsführer von Narbutas. Danach gründete er ein eigenes Büroeinrichtungsunternehmen, die A&A Office & Consulting, die nun als unser erstes Unternehmen die Keimzelle der Alegra Raumkonzepte geworden ist. Ich selbst habe viele Jahre als Geschäftsführer und im Top-Management weltweiter Konzerne, aber auch kleinerer Unternehmen gearbeitet. Mein Steckenpferd war es dabei immer, Organisationen so zu verbessern, dass mehr Leistung für die Kunden erbracht wird. Das ist auch mein Fokus als Vorstandsvorsitzender der Alegra Raumkonzepte.
Ihr Angebot umfasst auch ein Konzept zur Nachfolge – wie fassen Sie dieses Thema an? Wen suchen Sie im ersten Schritt konkret?
In Deutschland gehen jedes Jahr einige Hundert Unternehmen und damit Tausende Arbeitsplätze verloren, weil es keine Nachfolger gibt, wenn die Unternehmer altersbedingt aufhören zu arbeiten. Diese Herausforderung existiert auch in der Büroeinrichtungsbranche. Wir wollen hier unterstützen, indem wir solchen Unternehmern vernünftige Kaufpreise für ihre Unternehmen, also ihre Lebensleistung bezahlen, die Nachfolge in der Führung organisieren und durch die beschriebenen Maßnahmen die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen nachhaltig verbessern. Aber wir suchen unabhängig von Altersnachfolgesituationen auch nach Unternehmern in der Mitte ihres Lebens, die sich uns anschließen möchten, um aus der Stärke unserer Gruppe heraus besser auf die Herausforderungen des Marktes zu reagieren. Ich mag an dieser Stelle gern jeden Büroeinrichter ermuntern, mit uns ganz unverbindlich dazu ins Gespräch zu kommen.
Welche Kriterien haben Sie für einen Unternehmenskauf?
Wichtig ist: Wir kaufen nur profitable Unternehmen. Wir verstehen uns nicht als Sanierer. Und wir kaufen nur Unternehmen mit einem Umsatz von mindestens drei Millionen Euro, gern deutlich mehr. Nach unserer Erfahrung ist bei kleineren Unternehmen oft keine übernahmefähige Personalstruktur vorhanden, sodass in solchen Fällen das Ausscheiden des bisherigen Unternehmers ein zu hohes Risiko darstellt. In Summe zahlen wir also lieber höhere Kaufpreise für gesunde Unternehmen, als uns für Schnäppchenpreise einen Haufen Probleme einzukaufen. Außerdem legen wir Wert darauf, dass der verkaufende Unternehmer noch mindestens ein bis zwei Jahre – bei jüngeren Verkäufern gern deutlich länger – an Bord bleibt, um einen erfolgreichen Übergangsprozess gestalten zu können.
Vielen Dank.
Die Fragen stellte Robert Nehring.