Der Gesamtnettoumsatz der PBS-Branche lag nach Zahlen des IFH Köln mit 9,5 Milliarden Euro im Jahr 2021 um etwa 2,5 Prozent unter dem Vorjahresumsatz. 2022 wird der Büro- und Schreibwarenbereich weiter mit Störfaktoren durch die Corona- und die Ukrainekrise zu rechnen haben. Das teilte der HBS auf seiner heutigen Jahrespressekonferenz mit.
Im Lockdown von Dezember 2020 bis Mai 2021 mussten sich Einzelhändler mit Möglichkeiten beschäftigen, wie sie ihr Geschäft wenigstens teilweise wieder betreiben konnten. Belastet wurden die Händler erneut Ende Oktober 2021 mit verschärften Corona-Regeln. Zudem wurde die Branche von Lieferproblemen geplagt. Daran erinnerte heute der Handelsverband Büro und Schreibkultur (HBS).
Die Entwicklungen im Office-Segment
Die Umsatzentwicklung bei Büromöbeln konnte gegenüber dem Vorjahr um zehn Prozent gesteigert werden. Der erlebte Homeoffice-Trend in 2020 war keine zeitweilige Erscheinung, sondern festigte sich 2021 als eine Standardkomponente im Arbeitsleben, weswegen neue Wohn- und Arbeitskonzepte für kleine Flächen gefragt waren, so der HBS. Es wird durchaus ein Teil des konzentrierten Arbeitslebens von zu Hause oder mobil erledigt, während die restliche Arbeitszeit beispielsweise für Besprechungen und Kreativmeetings im Büro verbracht wird. Büromöbel, die sich in den vorhandenen Wohnraum integrieren lassen und flexibel nach ergonomischen Gesichtspunkten einsetzbar sind, waren dementsprechend stark gefragt.
Auswirkungen der Krise
Corona hat die Branche vor riesige Herausforderungen gestellt. Die meisten Unternehmen schickten ihre Mitarbeitenden in 2020 und 2021 ins Homeoffice, in den Betrieben wurde weniger gedruckt, was sich auf den Absatz von Bürosystemen und Verbrauchsmaterialien ausgewirkt hat. Gleichzeitig musste für zu Hause eine professionelle Arbeitsausstattung angeschafft werden. Hinzu kam die Digitalisierung dokumentenbasierter Prozesse. Unternehmen investieren weiter in die Modernisierung und Flexibilisierung ihrer Prozesse, da die Beschäftigten in die Lage versetzt werden müssen, jederzeit und ortsunabhängig Informationen aus physischen und virtuellen Quellen rechtssicher verarbeiten zu können, hieß es seitens des HBS.
Der PBS-Fachhändler wird immer mehr zum Dienstleister, denn auch bei technischen Problemen im Homeoffice ist es wichtig, dass ein einwandfreier Supportprozess funktioniert. Die Lieferung von Hard- und Software allein reicht heute nicht aus. Mit dem Liefergegenstand müssen Dienstleistungen inbegriffen sein, die aus dem Homeoffice abgerufen werden können.
Lieferketten nach wie vor unter Druck
Probleme gab und gibt es aktuell in den Lieferketten, das betrifft vor allem den zeitgerechten Nachschub von Hardware. Beispielsweise blieb die Lieferfähigkeit bei Druckern bis Ende 2021 hinter der Nachfrage zurück, weil es weiter zu Lieferengpässen durch lokale Lockdowns und Knappheit bei den Bauteilen kam. Im Jahr 2021 gab es keine nennenswerten Preiserhöhungen für vertragsgebundene Neugeschäfte. Aufgrund der aktuell steigenden Kosten bei Herstellern und Transport werden die Hersteller die Preise spürbar anheben. Preiserhöhungen gibt es vor allem bei den Original-Druckerpatronen, nicht, weil die Firmen die Preise erhöht haben, sondern weil viele Patronen kaum lieferbar sind. Deswegen werden Leasing und Finanzierung in Zukunft eine immer bedeutendere Rolle spielen, insbesondere in Zeiten gestiegener Investitionsunsicherheit und größeren Ausschreibungen, teilte der HBS mit.
Nachhaltigkeit als Treiber
Der Nachhaltigkeitstrend wird als Businesstreiber für die Branche stetig an Bedeutung gewinnen. Hauptziel ist es, dass der stationäre Fachhandel befähigt wird, nachhaltige Produkte und Lösungen bei seinen Kunden zu platzieren und so den Wandel zu einer ressourcenschonenderen Infrastruktur aktiv zu begleiten. Die Hersteller setzen verstärkt auf Sortimente von nachhaltigen Büroprodukten, die der Fachhandel dem Endkunden erklärt und näherbringt. Zudem werden umweltfreundliche Verpackungslösungen genutzt sowie Liefersysteme mittels Mehrwegversandsystemen getestet und gar per Elektrolastenräder ausgeliefert.
Die Optimierung der Bürobeschaffung war und ist eine zentrale Herausforderung des stationären Handels. Wurde bisher der Bedarf über den lokal angestammten Arbeitsplatz im Bürogebäude durch das Unternehmen abgedeckt, galt es hier verstärkt, direkt den Kontakt mit dem Mitarbeitenden im Homeoffice aufzunehmen. Materialien wurden an neue Lieferadressen verschickt, die Kontrolle und Abrechnung über den Arbeitgeber abgedeckt. Elektronische Plattformen der Zulieferfirmen haben auch hier eine unterstützende Position eingenommen.
Streckengeschäft
Ein großer Faktor ist die sinkende Nachfrage während der Coronazeit, wodurch die Logistikkapazitäten nicht ausgelastet waren, so der HBS. Eine zentrale Aufgabe der Branche ist es, die vorhandenen Kapazitäten effizienter zu nutzen und durch entsprechende Planung sowie intelligente Steuerung der Marketingmaßnahmen das Auftragsvolumen optimal an die verfügbaren Kapazitäten anzupassen – Stichwort: Lieferkettenengpass. Eine verstärkte E-Commerce-Ausrichtung und Fokussierung auf den B2B-Handel mit einem breiteren Angebot sind Herausforderungen für die Unternehmen. Dass das Streckengeschäft durch die Coronapandemie zurückgegangen ist, liege somit auf der Hand. Durch zusätzliche Sortimente wurden stagnierende oder rückläufige Umsätze im Bürobedarf kompensiert. Gerade der Sortimentsbereich „Reinigung & Hygiene“ hat in der Pandemie geholfen und wird auch in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen. Wie das Streckengeschäft sich jedoch langfristig entwickeln wird, ist nicht absehbar.
Im Papierbereich sind die Umsätze 2021 durch die Bank weg rückläufig gewesen. Das gilt für Bürokommunikations-, Spezial-, und grafische Papiere sowie Briefumschläge und Papierausstattung. Auch das sind die „Nebenwirkungen“ der Pandemie und der fortschreitenden Digitalisierung im Büro- und Geschäftsbetrieb.