Bei mehr als der Hälfte der Deutschen hat sich das Thema Nachhaltigkeit als wichtig bis sehr wichtig etabliert. Das ergab eine Befragung, die das Kölner Forschungsinstitut Marketmedia24 im Auftrag der Branchenverbände AVG, EVL, Hobby-Kreativ und PBS-Markenindustrie durchgeführt hat.
Ziel der vier Interessenvertretungen ist es, mit Hilfe der Studie von Marketmedia24 gemeinsam Lösungswege und Trends aufzuzeigen, um alle Mitglieder für aktuelle und künftige Herausforderungen zu wappnen. Dabei steht der immer lauter werdende Ruf nach einer nachhaltigen Wirtschaft ganz oben auf der Agenda.
Breiter Konsens zum Thema Nachhaltigkeit
Insgesamt hat die Debatte um nachhaltiges Produzieren und Konsumieren eine neue Dimension erreicht. Wurde die Aufmerksamkeit vor allem durch die „Fridays for Future“-Bewegung angefeuert, war eine Konsequenz der Pandemie ein wachsendes Bewusstsein für regionalen Handel und regionales Handwerk – trotz Onlineboom. Dass die deutsche Energieversorgung jetzt schneller als geplant auf nachhaltige Quellen umschalten will, wird für einen weiteren Schub sorgen.
Schon heute ist die Umstellung auf nachhaltige Prozesse Teil der DNA vieler Hersteller. Volker Jungeblut, Geschäftsführer Verband PBS Markenindustrie: „Wir sehen einen breiten Konsens in der Bevölkerung zum Thema Nachhaltigkeit, und zwar Generationen übergreifend. Es würde mir schwerfallen, die grundsätzliche Zustimmung zur Wichtigkeit dieses Themas in Prozent der Bevölkerung auszudrücken, aber die stark ansteigende Tendenz ist offensichtlich. Daran wird auch der Ukraine-Krieg nichts ändern, zumindest nicht mittelfristig.“
Umweltbewusstsein bei Holz stark ausgeprägt
So haben bereits viele Hersteller der Hobby-Kreativ-Branche nachhaltige Konzepte entwickelt. „Go green“ ist die Strategie für Produktentwicklung und Lieferketten. Jeder Konsument kann erkennen, wie schon heute der Großteil der Produkte in umweltfreundlichen Verpackungen steckt. Gerlinde Karg, Verbandsvorsitzende und Geschäftsführerin von Hobby + Kreativ, weiß, dass insbesondere für Produkte aus Holz das Umweltbewusstsein bei den Deutschen stark ausgeprägt ist. Zwar „ist die Sensibilisierung beim Endverbraucher generell auf breiter Front noch ausbaufähig“, aber die Vorreiterrolle, welche der Lebensmittelhandel spielt, „hat schon viel bewirkt“, ist Karg überzeugt.
Fachhandel von Glückwunschkarten zurückhaltend
Eine Sogwirkung, von der sich auch der erste Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Hersteller und Verleger von Glückwunschkarten, Mathias Janssen, viel für seine Sparte verspricht. Aktuell aber sei der Fachhandel noch eher zurückhaltend. Auch weil zurzeit beim „Endverbraucher Nachhaltigkeit nur zu den Bedingungen nicht nachhaltiger Produkte eine wichtige Rolle spielt“. Dann zum Beispiel, wenn die Lieferung eines nachhaltigen Produktes länger dauert als die des nicht nachhaltigen Produktes, dann wird laut Janssen immer noch vermehrt die nicht nachhaltige Variante gewählt.
Nachhaltigkeit als Kennzeichen des Mittelstandes
Dennoch ist es Fakt, dass das gesamte Thema Nachhaltigkeit mehr in den Fokus der Verbraucher rückt. „Sie wollen Sicherheit und ein gutes Gewissen beim Kauf eines Produktes und zwar egal wo sie kaufen“, ist Heike Tscherwinka, Geschäftsführerin des Europäischen Verband Lifestyle (EVL) überzeugt. Für die Mitglieder dieses Verbandes zählt Nachhaltigkeit schon immer zum genetischen Code der Unternehmen. Denn das Prinzip der Nachhaltigkeit ist generell ein Kennzeichen von mittelständischen Unternehmen. Tscherwinka: „Gerade für Familienunternehmen geht es seit jeher auf allen unternehmerischen Ebenen um Langfristigkeit und Beständigkeit.“