In welche Richtung bewegt sich die Bürowirtschaft? Was sind die Trends, Chancen und Herausforderungen? OFFICE DEALZZ stellt Fragen. Interessante Persönlichkeiten aus der Branche antworten.
1) Wie sind Sie zur Bürowirtschaft gekommen?
Thomas Bona: Ich bin mit politischer und wirtschaftlicher Interessenvertretung groß geworden, gleich nach Schule und Studium dann für die Spielplatzgeräte-Industrie, für Wiederaufbereiter von Stahlblechfässern, für die Bauindustrie und weitere Industrieverbände. So habe ich Verbände mitgegründet und vor allem immer gerne Presse- und Öffentlichkeitsarbeit gemacht. Nach sechs Jahren als Pressesprecher des Dachverbands der Führungskräfte-Organisationen ULA wollte ich nicht mit nach Berlin und bin vor genau zwanzig Jahren zur Bürowirtschaft nach Düsseldorf gekommen. Für mich die richtige Entscheidung, weil ich hier viele außergewöhnliche Menschen kennen gelernt habe.
2) Welche Aufgaben verfolgt der Verband der PBS-Markenindustrie im Wesentlichen?
Thomas Bona: Der Verband der PBS-Markenindustrie vertritt die gemeinsamen Interessen der Hersteller von Schulartikeln, Büroausstattung, Präsentations- und Kommunikationsprodukten, Organisationsmitteln, Klebern, Schreib- und Zeichengeräten und -bedarf, Kalendern und Alben, Grußkarten, Etiketten sowie verwandten Produkten in Deutschland und seinen Nachbarstaaten. Es sind wohl hunderttausende verschiedener Produkte, die die Unternehmen herstellen. Der Verband fördert die Zusammenarbeit der Mitgliedsfirmen in allen relevanten Marktfragen. Und wir arbeiten selbstverständlich eng mit den relevanten Handelsformen und Wirtschaftsgruppen zusammen. Dazu gehören auch gute Kontakte zu Branchen-Beratern, Messegesellschaften, nationalen und internationalen Organisationen und Institutionen.
3) Wie viele Mitglieder zählt der Verband aktuell?
Thomas Bona: Die Mitgliederzahl ist nach dem Zusammenschluss von Altenaer Kreis und PBS Industrieverband vor vier Jahren stabil auf derzeit 46 Markenfirmen geblieben.
4) Von wie vielen PBS-Herstellern und PBS-Händlern gehen Sie auf dem deutschen Markt aus?
Thomas Bona: Die PBS-Branche, also der Markt für Produkte für Freizeit, Schule und Büro, kennt heute etwa 350 Hersteller, unter ihnen etwa 50 bekannte Marken und laut Handelsverband HBS 2.000 Büroartikel- und Schreibwarenhändler.
5) 2005 wurde der PBS Ehrenkodex geschaffen, der Vorbild für andere Branchen sein könnte. Heute wird er von Ihrem Verband betreut. An wen richtet er sich? Wie viele Unterzeichner gibt es?
Thomas Bona: Der PBS Ehrenkodex ist ein nützliches Marketinginstrument für alle Hersteller und Händler unserer Branche. Er beschreibt ethische Handlungsregeln für unternehmerisch handelnde Personen und Unternehmen. Diese Grundsätze für ein faires Geschäftsverhalten in der PBS-Branche sollen den Leistungswettbewerb fördern und gegen wettbewerbswidrige Praktiken sichern. Wir organisieren ihn mit derzeit 596 Unterzeichnern und er ist schließlich kostenlos.
6) Vor Kurzem haben Sie zur Teilnahme am Wettbewerb „Produkt des Jahres 2019“ aufgerufen. Seit wann gibt es diesen und wie funktioniert er?
Thomas Bona: Auch für 2019 wieder sucht der Verband der PBS-Markenindustrie zum neunzehnten Mal in Folge Artikel des Bürobedarfs mit zukunftsweisenden neuen Ideen in funktionsgerechter Ausführung gesucht. Alle Herstellerunternehmen – natürlich auch Nicht-Mitglieder – sind eingeladen, dem Verband zwischen dem 22. Oktober und dem 16. November 2018 ihre Favoriten einzusenden. Eine hochkarätige Jury wählt die Siegerprodukte aus. Zusätzlich zum Know-how von sach- und fachkundigen Experten aus dem Konsumgüterbereich verstärken auch wieder zwei renommierte Designer und Hochschullehrer aus Düsseldorf die Jury. Die Siegerprodukte des Wettbewerbs werden erst auf der Preisverleihungsveranstaltung am 26. Januar 2019 auf der Eventfläche „Büro der Zukunft“ auf der Paperworld in Frankfurt am Main bekannt gegeben.
7) Sowohl das papierlastige Büro als auch das Büro selbst als Arbeitsort haben heute einen schweren Stand. Ihre Prognose?
Thomas Bona: Seit langem geht das Wort vom „papierlosen Büro“ um. Richtig ist, dass einige traditionelle Produkte für Schule und Büro durch Softwarelösungen und letztlich die Digitalisierung an Bedeutung verloren haben. Keiner von uns möchte die modernen Technologien am Arbeitsplatz missen, denken wir zum Beispiel an Dokumentenmanagement. Darauf stellen sich die PBS-Markenfirmen konsequent und erfolgreich sein. Es gibt aber auch schönen Trends, Fensterfarben war einmal solch ein Trend, aber das ist lange her. Zuletzt vor etwa einem Jahr war Malen bei Erwachsenen ein Trend – Colouring. Derzeit gibt es gute Umsätze mit Leuchtmarkern, mit Shreddern, mit hochwertigen Füllern, …
Ein Patentrezept kann der Verband aber nicht aufbieten. Die PBS-Markenfirmen sind ja ganz unterschiedlich von den Entwicklungen betroffen, wenn man einmal nur die Bereiche Ordnen und Registrieren, Büroausstattung, Präsentieren, Schule und Schreiben heranzieht. Technologien und Produktsortimente ändern sich laufend. Und so müssen alle Branchenteilnehmer zu allererst die Kundenwünsche im Auge haben.
8) Was zählt für Sie zu den größten Herausforderungen der PBS-Branche?
Thomas Bona: Es ist die Aufgabe für den Verband, die allgemeinen Herausforderungen für die Markenhersteller, die der Markt an sie stellt, zu erkennen und zu thematisieren. Die PBS-Markenfirmen erfüllen durch den Einsatz unterschiedlicher Technologien, durch das auf ihre Marke abgestimmte Produktsortiment und durch die Konzentration auf geeignete Handelskanäle jedes für sich ganz besondere Kundenwünsche. Wir wünschen uns, dass möglichst viele Kunden auch in Zukunft die vielen wertvollen Markenprodukte für Büro und Schule schätzen.
9) Wie können diese gemeistert werden?
Thomas Bona: Ich denke, dass Marken sowohl im Straßenbild, als auch beim Onlinekauf den enormen Vorteil der Orientierung bieten. Daran müssen wir weiter arbeiten. Heute signalisieren Marken gerade auch bei Bestellungen im Internet ihre Leistungsversprechen gegenüber unbekannten NoName-Produkten. Unsere verbandlichen Engagements im Office Gold Club, in der internationalen Sofea-Organisation, in den Messe-Gremien, mit dem Projekt PBS-Ehrenkodex, mit dem Wettbewerb „Produkt des Jahres“ und vielem mehr zielen darauf ab aufzuzeigen, warum es sich für die Beteiligten aller Wirtschaftsstufen lohnt, im Wettbewerb auf Marken zu setzen.
10) In wessen Begleitung würden Sie gern einmal mit dem Fahrstuhl steckenbleiben, und was würden Sie von demjenigen wissen wollen?
Thomas Bona: Mit so vielen. Mit Otto Waalkes würde ich über die 70er Jahre in Hamburg plaudern. Vom Jazzpianisten Joachim Kühn würde ich gerne wissen, wer oder was ihn zu seiner Musik inspiriert. Und mit einem Quantenforscher, wann endlich „Beamen“ möglich sein wird.
Vielen Dank.
Die Fragen stellte Robert Nehring.