In welche Richtung bewegt sich die Bürowirtschaft? Was sind die Trends, Chancen und Herausforderungen? OFFICE DEALZZ stellt Fragen. Interessante Persönlichkeiten aus der Branche antworten. Robert Nehring besuchte Michael Fried und Dr. Jörg Schuschnig von Bene in Wien.
1) Herr Fried und Herr Dr. Schuschnig, wie sind Sie zur Büroeinrichtungsbranche gekommen?
Michael Fried: Schon mein Vater und Großvater haben in ihrem Arbeitsleben Bene-Produkte genutzt. Mich verbinden mit Bene daher viele positive Erinnerungen, und so freut es mich sehr, dass ich heute die Entwicklung dieses Unternehmens gestalten kann.
Jörg Schuschnig: Als ich das Angebot bekommen habe, dieses Traditionsunternehmen in eine erfolgreiche Zukunft zu führen, habe ich keine Sekunde gezögert und die Herausforderung angenommen.
2) War 2018 ein gutes Jahr für Bene? Wie steht das Unternehmen wirtschaftlich da?
Jörg Schuschnig: Nach einem wirtschaftlich sehr erfolgreichen Jahr 2017 zeigte die Bene-Gruppe auch im ersten Halbjahr 2018 eine sehr erfreuliche Entwicklung. So konnte der Umsatz im Vergleich zur Vorjahresperiode um 10,8 Prozent auf 70,8 Millionen Euro gesteigert und die EBITDA-Marge auf 6,5 Prozent mehr als verdoppelt werden. Die Eigenkapitalquote beträgt aktuell 45,1 Prozent. Damit verfügt Bene über eine gesunde Kapitalstruktur, die eine solide Basis für eine nachhaltig positive Geschäftsentwicklung in der Zukunft ist.
3) Bene gibt es schon seit 1790. Büromöbel kamen aber erst später hinzu?
Michael Fried: Bei Bene trifft Tradition auf Innovation. Innovative Konzepte, inspirierende Büros und hochwertiges Design – das zeichnet die Qualitätsmarke Bene aus. In der mehr als 225-jährigen Firmengeschichte entwickelte sich aus einer kleinen Tischlerei ein internationaler Experte für neue Arbeitswelten, der in mehr als 40 Ländern aktiv ist.
Michael Bene gründete im Jahr 1790 im niederösterreichischen Waidhofen an der Ybbs eine Tischlerei und legte damit den Grundstein für eine internationale Unternehmensgruppe. Als sich das kleine, aber umtriebige lokale Unternehmen in den 1950er Jahren der industriellen Fertigung von Büromöbeln widmete, rechnete noch niemand mit einer Symbiose zwischen Büromöbeln, Raum und Architektur. Doch diese findet statt – und das bis heute. Und so ist Bene weiterhin Vorreiter und Vordenker der Branche. Wir sehen unsere Aufgabe darin, aktuelle Entwicklungen ständig zu hinterfragen und innovative Lösungen auf den Markt zu bringen, die dem Zeitgeist entsprechen und die kreative Zusammenarbeit zwischen Mitarbeitern sowie das Potenzial des Einzelnen fördern.
4) Bene schrieb zwischenzeitlich bis 2015 rote Zahlen. Diese Zeiten scheinen vorbei. Wie wurde die Wende geschafft?
Jörg Schuschnig: Nach herausfordernden Jahren, in denen Bene nach einem Besitzerwechsel und dem Rückzug von der Börse zahlreiche kostensenkende und ertragssteigernde Maßnahmen umgesetzt hat, konnte das Unternehmen bereits Ende 2016 endgültig die Verlustzone verlassen und mit einem deutlich positiven Ergebnis wieder auf die Erfolgsspur zurückkehren.
Der Turnaround war ein wichtiges Kapitel in der Geschichte von Bene, das uns für die Zukunft gestärkt hat und uns heute mit viel Elan und Fokus auf unsere Kunden, Märkte und Produkte in die Zukunft blicken lässt. Die Grundlage des Erfolges war ein umfassendes Bündel an Maßnahmen, das nachhaltige Umstrukturierungen innerhalb der Gruppe ebenso umfasste wie Kosteneinsparungsprogramme, ein neues Vertriebskonzept, Produktivitätssteigerungen, Materialoptimierung, klare Ausrichtung auf Kundenbedürfnisse, Evaluierung aller von Bene bearbeiteten Märkte sowie die Optimierung des Kunden- und Produktportfolios.
5) Wie wichtig ist der deutsche Markt für Bene?
Michael Fried: Deutschland ist neben unserem Heimatmarkt Österreich der wichtigste Kernmarkt von Bene. Wir decken das gesamte Bundesgebiet einerseits über unsere handverlesenen Händler und andererseits mit unseren eigenen Standorten in Berlin, Frankfurt, Hamburg, Köln sowie München ab. 2018 verzeichnete Bene in Deutschland eine durchweg positive Geschäftsentwicklung.
Unsere klar definierte Strategie in Deutschland setzt gleichermaßen auf einen direkten Vertrieb und einen Vertrieb über den Fachhandel. Daher haben wir in den letzten beiden Jahren Fachhandelspartnerschaften aufgebaut. Für 2019 planen wir den Ausbau unserer strategischen Partnerschaften.
Jörg Schuschnig: In Deutschland haben wir in den letzten Jahren jeweils rund 25 Prozent unseres Gesamtumsatzes erzielt und wir sehen in diesem wichtigen Markt noch großes Potenzial. Zahlreiche Projekte und eine gut gefüllte Pipeline für 2019 bestärken uns, dass wir unsere Ziele erreichen können.
6) Was macht Bene für deutsche Fachhändler attraktiv?
Michael Fried: Bene arbeitet – anders als die meisten Produzenten – ausschließlich mit einigen, wenigen ausgesuchten Fachhandelspartnern, die die hohen Qualitätskriterien von Bene erfüllen, erfolgreich zusammen. Diese schätzen neben unserem umfassenden Produktportfolio, das alle Dimensionen moderner Arbeitswelten sowie Büroprojekte jeder Größenordnung abdeckt, vor allem auch die hohe Bekanntheit der Qualitätsmarke Bene am deutschen Markt sowie unsere Position als Trendsetter der Branche.
Alle unsere Händler können sich mit unseren Produkten und Lösungen sehr gut identifizieren und transportieren unsere Markenwerte: wegweisend – inspirierend – umsetzungsstark. Unsere Partner präsentieren die Bene-Produkte gut sichtbar in ihren Schauräumen und nehmen sie aktiv in ihre Beratungsgespräche auf. Damit werden sie zu wertvollen Markenbotschafter für Bene.
7) Bene hat selbst eine Vielzahl von Handelspartnern, etwa Walter Knoll, Interstuhl oder Zumtobel. Wie sehen diese Partnerschaften konkret aus?
Michael Fried: Durch Partnerschaften mit Designmarken können wir das Bene-Produktportfolio gezielt ergänzen. Speziell in Produktgruppen, die Bene nicht als eigene Kernkompetenz sieht, sind solche Partnerschaften sehr wichtig. Die Produkte dieser Marken bilden einen Teil der Identität von Bene.
Unser Vertrieb schätzt die enge Zusammenarbeit mit den lokalen Markenrepräsentanten der Hersteller. Gemeinsame Marketingaktivitäten bilden einen wesentlichen Bestandteil in der Zusammenarbeit. Darüber hinaus stehen wir auch bei Produktentwicklungen in einem sehr engen und offenen Kontakt mit unseren Partnern, um so geplante Vorhaben möglichst gut aufeinander abzustimmen.
8) Für viele sind die PARCS-Möbel von PearsonLloyd das Gesicht von Bene. 2018 hat aber auch PIXEL für großes Aufsehen gesorgt. Unser Partnermagazin Das Büro hat die 36×36 cm großen verleimten Kiefersperrholzboxen auf Platz eins seiner Top 100 der Büroprodukte des Jahres gewählt. Welches sind Ihre Erfolgsprodukte?
Michael Fried: Als ein Kind seiner Zeit verfügt PIXEL schon über einen erstaunlichen Reifegrad und behauptet sich in der Welt der Arbeit als funktionsstiftendes Werkzeug. PIXEL eroberte nicht nur die Herzen kreativer Freigeister in kürzester Zeit, sondern zieht auch die Aufmerksamkeit anderer, unternehmenslustiger Branchen auf sich. Ob Pop-up-Stores, Bildungsstätten oder Eventbetreiber, alle zeigen Interesse an den neuen Möglichkeiten, die PIXEL bietet.
So ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass PIXEL eines unserer erfolgreichsten Einzelprodukte ist. Voraussichtlich 2019 wird der 100.000ste PIXEL das Werk verlassen. Sehr erfolgreich behauptet sich auch unsere neueste Innovation STUDIO by Bene am Markt. PARCS ist ja bereits ein Klassiker in der Bene-Welt und erfreut sich anhaltend großer Beliebtheit bei unseren Kunden. Große Nachfrage sehen wir auch nach unseren modernen Kreativräumen IDEA LAB, die mit IDEA Wall und PIXEL ausgestattet sind. Seitens unserer Kooperationspartner stehen aktuell Drehstühle mit innovativen Sitzmechaniken wie zum Beispiel der IN von Wilkhahn im Mittelpunkt des Interesses.
9) Der Blick in die Glaskugel: Wie wird Büroarbeit 2025 aussehen?
Jörg Schuschnig: Das Büro der Zukunft ist in jedem Fall ein Ort der Kollaboration und Kommunikation, verbunden durch gemeinsam gelebte Kultur und Werte aller Personen.
Michael Fried: Das perfekte Büro der Zukunft ist ein kuratierter Ort, der einem Fünf-Sterne-Hotel mit Lobby, Restaurant und Suiten gleicht.
10) In wessen Begleitung würden Sie gern einmal mit dem Fahrstuhl steckenbleiben, und was würden Sie von demjenigen wissen wollen?
Jörg Schuschnig: Wenn das passiert, dann wohl am liebsten mit meinem Kollegen Michael Fried, um gemeinsam die Bene-Story weiterzudenken.
Michael Fried: Am liebsten auch mit meinem Kollegen Jörg Schuschnig, dann können wir in Ruhe weitere Milestones der Bene-Gruppe entwickeln.
Vielen Dank für das Gespräch.